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A diverse country

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»We may have all come on different ships, but we’re in the same boat now.«

Martin Luther King, Jr.

Alle zehn Jahre, das letzte Mal 2010, wird in den USA eine große Volkszählung vorgenommen, der sogenannte »Census«. Diese statistische Erhebung ist wichtig und bestimmt unter anderem die Verteilung der 435 Sitze des Repräsentantenhauses auf die 50 Staaten und die Zuteilungen verschiedenster Regierungsgelder und -subventionen. Des Weiteren gibt die Zählung einen Überblick über die verschiedenen Rassen, Ethnien und Religionen im Lande.

Im letzten Census von 2010 definierten sich 72,4% der Befragten als weiß, 12,6% als schwarz (African American) und 4,8 % als asiatisch (Asian American). Die Gruppe der sogenannten »Hispanic and Latino Americans« wird nicht als Rasse, sondern als Ethnie erfasst, und 16,3% der Befragten ordneten sich dieser Gruppe zu.

Census-Daten sind Moment-Aufnahmen. Sie zeigen nicht, dass seit der Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776 (und damit der formellen Gründung der USA) Dutzende Millionen von Immigranten buchstäblich aus aller Welt in die USA eingewandert sind und sich hier assimiliert haben. Waren es anfänglich (im 19. Jahrhundert) überwiegend Europäer, dominierten in den letzten Jahrzehnten vor allem Immigranten aus Asien, Zentral- und Südamerika. Der vielzitierte gesellschaftliche, herkunftsmäßige und religiöse Schmelztiegel USA ist eine Realität, wie sie sich nirgendwo sonst präsentiert.

Ein Land, das von derart unterschiedlichen Immigranten und deren Nachkommen besiedelt wurde und wird, muss sich eine übergreifende Identität zulegen, damit es die Einwanderer integrieren kann und den Zusammenhalt nicht verliert. Dies ist den USA historisch gesehen sehr gut gelungen. Förderung von Sprache und Sport sowie konstantes Wiederholen von einfachen und prägnanten gesellschaftlichen Mustern sind die Grundlagen der amerikanischen Integration. Ohne Ausnahme werden Einwanderer automatisch mit diesen Aspekten konfrontiert, ja eigentlich in dieses System hineingedrängt, damit sie möglichst bald Teil der amerikanischen Gesellschaft werden können.

So wird beispielsweise vor jedem wichtigen oder unwichtigen Sportevent die Nationalhymne gespielt, um die Zusammengehörigkeit zu stärken (war das nicht das, was man im ehemaligen kommunistischen Ostblock ebenfalls gemacht hat?). Mitsingen oder nicht ist dabei völlig sekundär, und man geht mit der Intonation der Hymne auch relativ locker um. Sie kann auch schon mal im Jazz-Format oder anderen Musik-/Gesangsstilen daherkommen. So oder so ist sie Teil eines festen Rituals, welches am Schluss automatisch mit kräftigem Applaus endet.

Ein anderes Ritual spielt sich zu Beginn jedes Schultages in den Schulzimmern ab: Die Rezitation des sogenannten »Pledge of Allegiance«. Obwohl die wenigsten der Schüler genau wissen, worum es geht (eine Art Loyalitätsbekenntnis gegenüber dem Land und der Flagge), hört man sich den Text mit der Hand auf dem Herzen an, der – wie angenehm – meist über die zentrale Lautsprecheranlage des Schulhauses übertragen wird.

Sport ist ein wichtiger integrativer Stützpunkt. Während für die Schüler das aktive Mitmachen im Vordergrund steht, kann es bei Erwachsenen oft einfach das Zuschauen sein. Amerikanische Football-, Baseball- oder Basketballspiele sind soziale Ereignisse, und sie integrieren alle Rassen, Klassen und Herkunftsländer.

Zentral ist schließlich das Lernen der englischen Sprache. In den Schulen wird Englisch in Zusatzkursen unterrichtet, damit die Immigrantenkinder möglichst schnell dazugehören. Das geht oft so weit, dass die Kinder sehr bald ihre eigene Muttersprache nicht mehr sprechen wollen (man will ja nicht auffallen). Erstaunlicherweise machen die Eltern dabei häufig mit, indem sie mit ihren Kindern ebenfalls Englisch sprechen (oft mit starkem Akzent), oder zumindest tolerieren, dass die Kinder auf Englisch antworten.

Diversity ist heute in den USA ein Schlagwort, welchem man mit allen Mitteln eine positive Konnotation geben will. Möglichst viel Diversity ist in Schulen, am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft erstrebenswert, auch wenn die Rhetorik manchmal weit besser klingt, als sich die Realität zeigt.

So gut die integrierenden Bestrebungen auch sind, eines erreichen sie offensichtlich nicht: eine egalitäre Gesellschaft. Reichtum und Armut sind nicht nur insgesamt ungleich (und zunehmend ungleicher) verteilt, sondern zeigen auch bestimmte Muster zwischen Rassen und Ethnien.

Crazy Country USA

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