Читать книгу Crazy Country USA - Alfred Mettler - Страница 17

Das kleine und große Einmaleins Die ersten acht Schuljahre

Оглавление

Metalldetektoren am Eingang, Drogen, Schießereien … kann man in den USA überhaupt zur Schule gehen? Ja, es gibt sie nämlich auch, die unspektakulären Schulen ohne Schlagzeilen. Das schulische Spektrum erstreckt sich von hervorragend bis zu katastrophal – und das gilt sowohl für öffentliche als auch für private Institutionen.

Das System ist jedoch transparent. Schulen werden nach verschiedenen Kriterien analysiert, klassifiziert und rangiert, und die entsprechenden Daten sind öffentlich zugänglich. Sehr oft beeinflussen diese Informationen zu einem schönen Stück die Wahl der Wohngegend. Natürlich sind die Hauspreise im Einzugsgebiet von guten öffentlichen Schulen im Vergleich immer höher (hello free market!). Dadurch entstehen automatisch Quartiere ohne breite Durchmischung. Auch ist die PTA (Parent Teacher Association – eine Freiwilligenorganisation der Eltern) in Gegenden mit guten Schulen viel stärker engagiert. Ihre Mitglieder werden aktiver helfen, die Schule positiv mitzugestalten und finanzielle Mittel durch verschiedene Fundraisings zu beschaffen.

In ärmeren Gegenden jedoch können sich Eltern weniger am Schulleben beteiligen, da ihre Kapazität für Freiwilligenarbeit und ihre finanziellen Mittel beschränkt sind. Diese Schulen haben dadurch weniger Geld für Zusatzprogramme, oder auch für Utensilien (WC-Papier, Seife, Farbstifte etc.), die oftmals von den Eltern mitfinanziert werden müssen. Für Lehrkräfte sind solche Schulen nicht attraktiv, weshalb sich die gut qualifizierten lieber anderswo bewerben. Ein Teufelskreis.

Das amerikanische Schulsystem basiert auf einer mehr oder weniger im ganzen Land einheitlichen Struktur. Die offizielle Schulpflicht beginnt für die Fünfjährigen mit einem Jahr Kindergarten, gefolgt von fünf Jahren Elementary School, drei Jahren Middle School, und vier Jahren High School. Der Ausdruck »K-12 Education« fasst diese Schulzeit zusammen.

Zwölf Schuljahre für alle scheinen verhältnismäßig lang. Aber: Die USA kennen kein Berufsbildungssystem. Dass alle Schüler und Schülerinnen die K-12 Education absolvieren, ist der Normalfall. Danach besucht man entweder ein College* (heutzutage ca. 70 %) oder beginnt zu arbeiten und lernt »on-the-job«.

In allen Schulstufen wird das System der »Social Promotion« angewendet; Schüler werden grundsätzlich in die nachfolgende Klasse befördert, unabhängig davon, ob sie die Lernziele erreicht haben oder nicht. Dies ist im Einklang mit dem gesellschaftlichen Konsens, gemäß dem man grundsätzlich lobt, positiv bestärkt, fördert, ermutigt, unterstützt, und Kritik entweder vermeidet oder höchstens in Watte verpackt formuliert. Schuldruck wegen Prüfungsnoten gibt es selten, Stress wegen Schulübertritt, Gymiprüfungen, Provisorium, Lehrstellensuche etc. existiert kaum.

Im Vordergrund der Elementary School (1.–5. Klasse) steht die Sprachvermittlung, insbesondere das Lesen. Häufig gibt es eigentliche Leseprogramme, bei welchen die Schüler sich in der Bibliothek ein Buch ausleihen, nach dessen Lektüre in einem Online-Test einige Fragen beantworten, um dann für das Bestehen des Tests Punkte gutgeschrieben zu erhalten. Dadurch werden Kinder sehr früh mit dem amerikanischen Anreiz- und Bonus-System vertraut, etwas, das sich quer durch die Gesellschaft und durch den Berufsalltag zieht. Ebenfalls sehr wichtig ist das »show and tell«: Bereits Erstklässler werden regelmäßig ermuntert, vor der Klasse eine Geschichte zu erzählen, ihr Haustier zu beschreiben, Erlebnisse vorzutragen. So wird der Grundstein gelegt, dass man später im Erwachsenenalter wenig Hemmungen hat, sich im Plenum zu äußern, generell sehr gerne kommuniziert und sich auch Fremden ziemlich rasch anvertraut.

In den vergangenen 20 Jahren sind die Lehrpläne zunehmend verschult und standardisiert worden. Nicht nur werden die Lernziele minutiös definiert, manchmal bis hin zu Wochen- und Tageszielen, sondern es wird auch gefordert, dass deren Erreichung ständig mittels unzähliger Multiple Choice Tests überprüft wird. Solche sind immer simpel und linear aufgebaut, die Antworten sind entweder richtig oder falsch.

Gleichzeitig werden regelmäßig von den einzelnen Bundesstaaten organisierte standardisierte Tests durchgeführt, bei denen die Schüler ein »Score« erhalten. Dieses zeigt, welchen Platz man in einer Rangliste von Gleichaltrigen einnimmt. Ein Score im 80. Percentil bedeutet, dass von hundert Testabsolventen im Durchschnitt 80 schlechter und damit 20 besser sind als der betreffende Schüler.

An vielen Orten absolvieren die Schüler am Ende der Elementary School einen dieser standardisierten Tests (es wird nicht ihr letzter sein!) und werden in der Middle School (Klassenstufe 6–8, mancherorts auch »Junior High« genannt) gemäß ihren erbrachten Leistungen eingeteilt. In den Hauptfächern werden sie entweder »on level classes« oder »above level classes« besuchen. Je nach Finanzkraft des Schulbezirkes werden zusätzlich verschiedene Freifächer im musischen, sportlichen, oder auch akademischen Bereich angeboten. Gegen Ende der Middle School absolvieren alle Schüler wieder einen standardisierten Test, der Einblick gibt über ihren Leistungsstand und in welche Levels sie in der High School eingeteilt werden.

Crazy Country USA

Подняться наверх