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A rich country – a poor country

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»A nation will not survive morally or economically if so few have so much, while so many have so little.«

Bernie Sanders, Präsidentschaftskandidat 2016 und 2020

Keine Frage, die USA sind ein reiches Land. Sie sind mit einigem Abstand die weltweit stärkste Wirtschaftsmacht; das Bruttosozialprodukt der USA ist in nominalen Zahlen um 50% größer als dasjenige von China. Auch auf einer »pro Einwohner«-Basis sind die USA unter den Top Ten, lediglich übertroffen von reichen kleineren Ländern wie Luxemburg, Norwegen, Singapur oder der Schweiz.

Allerdings ist der Reichtum nicht gleichmäßig verteilt. Statistiken über »Inequality«, Ungleichheit, zeigen für die USA ein unvorteilhaftes Bild: Die Reichen werden reicher und der Rest stagniert oder wird ärmer. In den letzten 30 Jahren ist der Anteil der 0,1 % reichsten Amerikaner am gesamten Vermögen aller amerikanischen Haushalte von 9 % auf 22 % gestiegen. Die reichsten 0,1 % besitzen also heute fast ein Viertel des gesamten Vermögens.

Ein weiteres Problem ist der sogenannte »racial wealth gap«, die vermögensmäßigen Unterschiede zwischen der weißen, der schwarzen und der Latino-Bevölkerung. Diese sind in jeder Hinsicht frappant. Das Vermögen der weißen Bevölkerung ist im Durchschnitt um einen Faktor 6 größer als dasjenige der Schwarzen und der Latinos. Und auch hier geht der Trend in die falsche Richtung: Die Unterschiede werden größer. Oder wie es das Stanford Center for Poverty and Inequality beschreibt: »… nach wie vor gibt es extreme Ungleichheiten basierend auf Rassen und Ethnien, insbesondere im Wohnungswesen, Arbeitsmarkt und Gesundheitssystem …«

Mehr Geld bedeutet mehr Macht, mehr Einfluss, mehr Vorteile, mehr Möglichkeiten. Vor allem in einem Land wie den USA, wo »Money« eben so ziemlich das Maß aller Dinge ist. Die wichtige Frage ist deshalb, warum diese Ungleichheiten existieren, warum sie sich nicht verringern. Eine Antwort ist, dass sich das System in einem komplexen Wechselspiel zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und Politik derart eingespielt hat, dass es selbsterhaltend geworden und deshalb so enorm schwierig zu ändern ist.

Untersuchungen zeigen beispielsweise, dass die Einkommensperspektiven hauptsächlich vom Einkommen und dem Bildungsstand der Eltern abhängen. Die soziale Mobilität (die Möglichkeit des Aufstieges von einer unteren in eine höhere Einkommensund Vermögensklasse) ist eingeschränkt und deutlich geringer als in den meisten anderen Industrieländern (wo ist heute »das Land der unbegrenzten Möglichkeiten«?). Dazu kommt, dass die Reichen grundsätzlich dem Staat misstrauen und versuchen, Steuern zu reduzieren, wenn immer es geht (danke, Mr. President, für die 2017 durchgeboxte Steuerreform!). Dadurch verringern sich die Einnahmen der öffentlichen Hand, und es wird zu wenig in Bildung, Infrastruktur und Technologie investiert, was wiederum in erster Linie die ärmere Bevölkerung trifft. Ein Teufelskreis.

Zudem scheint die individuelle Wahrnehmung der Ungleichheit verzerrt zu sein. Während die meisten Amerikaner zustimmen, dass es zu viel »Inequality« in ihrem Land gibt, unterschätzen sie tendenziell, wie groß diese wirklich ist. In einer Untersuchung wurden Fragen zum Verhältnis von CEO-Lohn zum Lohn eines ungelernten Arbeiters gestellt. Demgemäß empfinden Amerikaner im Durchschnitt, dass das gerechte Lohnverhältnis bei etwa sieben liegen sollte, ein CEO sollte also fairerweise etwa sieben Mal mehr als eine ungelernte Arbeitskraft verdienen. Gleichzeitig glauben sie, dass das tatsächliche Lohnverhältnis bei 31 liege. Sie empfinden die Inequality als klar zu hoch. Was sie aber offensichtlich nicht sehen, ist das wahre Ausmaß. Das Lohnverhältnis liegt im Durchschnitt nämlich bei 354!

Träume haben seit jeher geholfen, solche Ungleichheiten zu tolerieren und zu akzeptieren. Lange war es die ewige amerikanisch-gesellschaftliche Ballade des Aufstiegs vom Tellerwäscher zum Millionär. Alle können schließlich ihre Ziele erreichen, wenn sie nur hart genug arbeiten. Das Problem dabei ist, dass heute die Tellerwäscherkarrieren praktisch nicht mehr existieren (es gibt inzwischen ja auch Spülmaschinen), und die Story damit unglaubwürdig wird. Dies beginnen nun auch die Benachteiligten langsam zu realisieren, was sie dafür anfällig macht, irrige Schlüsse daraus zu ziehen und den populistischen Schlagworten von Politikern wie Donald Trump zu erliegen.

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