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A big country

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This land is your land, this land is my land

From California to the New York island

From the Redwood Forest, to the gulf stream waters

This land was made for you and me

Woody Guthrie, American Folk Singer

Wer mit zwei oder vier Rädern in den USA unterwegs ist, wird es bald realisieren: Die Distanzen sind lang, das Land ist riesig: It’s a Big Country. Eine Autofahrt von Miami im untersten Südosten nach Seattle im obersten Nordwesten, also einigermaßen diagonal durch die USA, zieht sich gemäß Google Maps über gute 5300 km hin. Etwa dieselbe Distanz zeigt die Karte für die andere Diagonale, die Strecke vom südkalifornischen San Diego nach Bangor im nordöstlichen Bundesstaat Maine an. Zum Vergleich mit Europa: Von Lissabon nach Moskau sind es »nur« etwa 4600 km, und vom Nordkap nach Sizilien ist es mit etwa 4900 km immer noch etwas kürzer als quer durch die USA.

Bevölkerungsmäßig sind die USA mit ihren ca. 330 Millionen Einwohnern nach China und Indien das drittgrößte Land der Erde. Und – anders als viele andere Länder in der westlichen Welt – wächst die US-Bevölkerung nach wie vor, wenn auch nur noch vergleichsweise langsam, mit ca. 0,6 % pro Jahr. Dies vor allem dank der Einwanderung, und trotz aller Maßnahmen der amerikanischen Regierung, die Grenzen undurchlässiger zu machen.

Klimatisch und geographisch bieten die 50 Staaten der USA alles, was man sich vorstellen kann. Im Süden Floridas ist es praktisch immer »Sommer« und karibisch, während im nördlichen Maine die Winter ähnlich hart sind wie im Norden Europas. Es gibt mehr als 100 Viertausender, Wüsten, große Seen, gigantische Flüsse, feinste weiße Sandstrände, gegen 20 000 km Küste an drei Seiten des Landes, wilde Natur und gleichzeitig Metropolen wie New York und Los Angeles – in diesem Riesenland findet sich für jede Person etwas.

Trotz seiner Größe hat dieses Land einen immensen Vorteil: Es ist in einer einmalig-speziellen Art homogen. Es gibt eine Landessprache (abgesehen von einigen Staaten, in denen auch Spanisch verbreitet ist), eine Landeswährung und ein landesweites Schul- und Universitätssystem. Häuser werden überall in etwa nach denselben Grundsätzen und mit denselben Baumaterialien gebaut. Das politische und rechtliche System ist landesweit gleich aufgebaut.

Diese Homogenität erlaubt eine hohe gesellschaftliche Mobilität. Ein attraktives Jobangebot bringt es mit sich, dass Sie über die 5300 km diagonal von Miami nach Seattle umziehen müssen? Kein Problem, Sie kaufen sich einen neuen Regenmantel und gewöhnen sich an den dortigen Nieselregen. Die Kinder werden keine Mühe mit dem Schulsystem haben, die gleichen klassischen amerikanischen Sportarten wie Baseball, Football oder Basketball sind auch am neuen Ort populär, Sie werden überall schnell Bekanntschaften schließen, das Handy funktioniert genau gleich und mit demselben Betreiber, die Verkehrsregeln sind dieselben, die meisten Namen von Warenhäusern und Firmen sind Ihnen vertraut, das Bankkonto gilt auch am neuen Ort, dieselben zwei politischen Parteien buhlen um Ihre Stimme auch nach dem Umzug.

Das unternehmerische Verhalten macht sich diese Homogenität zu Nutze. Kaum ist ein Start-up gegründet, stellt sich die Frage nach der »Skalierbarkeit«: How to build a scalable business? Wie kann ich schnellstmöglich wachsen, neue Absatzmärkte erschließen, geographisch expandieren? Die Wachstumsfrage ist zentral im amerikanischen »entrepreneurial thinking«, und die immense Größe der USA, gepaart mit der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Homogenität, erlaubt dies auf eine Art und Weise, die kein anderes großes Land so offeriert. Keine Sprachbarrieren, keine Grenzen und damit keine grenzüberschreitenden Transaktionen, keine fundamental unterschiedlichen Mentalitäten … nein, einfach ein offenes riesiges Tummelfeld, sowohl für realistische Ideen als auch für hochfliegende Träume.

Hmm … wirklich? Die USA und homogen? Ein politisch gespaltenes Land, ein großes Arm-/Reich-Gefälle, ein Schmelztiegel verschiedenster Kulturen. Südstaaten, die völlig anders ticken als beispielsweise New England, spanischsprechende Populationen in Kalifornien, Florida oder Texas, »every man/woman for his/her own« … Ist das Land nicht eher eine Ansammlung von Individualisten bzw. individuellen Gruppen mit ausgeprägten Partikularinteressen?

Absolut! Aber irgendwie haben es die USA geschafft, diesem ausgeprägten Individualismus einige wenige, aber eminent wichtige gesellschaftliche Normen überzustülpen, die das Land immer wieder zusammenhalten, homogenisieren, stabilisieren, und so eben einen wichtigen Teil des »Spezialfalls USA« ausmachen. Bis heute, zumindest.

Crazy Country USA

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