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Football und College

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Wer sind die bestbezahlten Angestellten einer Universität/eines Colleges? Die Professoren, würde man denken, oder vielleicht die Institutsleiter oder Dekane? Der Präsident der Universität?

Kalt, kalt, kalt … Es sind die Coaches der Football Teams, und zwar quer durch’s Land. Während Professoren in sogenannten Liberal-Arts-Fächern (Sprachen, Geschichte, Soziologie etc.) irgendwo zwischen 50 000 und 100 000 Dollar pro Jahr verdienen, macht es ein Football Coach nicht unter einigen Millionen: Die University of Houston (Texas), eine der großen staatlichen Universitäten mit fast 50 000 Studierenden, verpflichtete 2018 einen neuen Football Coach zu einem Salär von 20 Millionen Dollar über eine Vertragsdauer von fünf Jahren. Der Auftrag: ein Football Powerhouse zu kreieren. Das ein paar Jahre zuvor für 125 Millionen Dollar gebaute Stadion mit 40 000 Sitzen sollte endlich gefüllt werden.

Obsession mit Football? Allerdings! Sehr viele Amerikaner haben eine persönliche Beziehung zum Game, sei es aus den eigenen College-Zeiten oder vom Zuschauen im Stadion oder am Fernsehen. Football ist ein Teamsport mit einzelnen Stars; es ist dramatisch, mit gladiatorenmäßiger Kampfmontur und vollem Körperkontakt (und oftmals drastischen Verletzungen), es lässt Rivalitäten zwischen Städten und Regionen ausleben, es ist mit mehreren tausend Regeln gleichzeitig chaotisch und organisiert (so gibt es sieben Schiedsrichter in verschiedenen, aber genau definierten Rollen). Das Spiel lebt von strategischen Spielzügen, man kann auf den Ausgang wetten oder es gleich als virtuelles Spiel, Fantasy Football genannt, spielen.

Außerdem geht es Hand in Hand mit einer wichtigen sozialen Komponente: Bereits Stunden vor dem Anpfiff findet das sogenannte »Tailgating« statt, eine Art informelles Zusammenkommen vor dem Spiel, sei es auf dem Parkplatz des Stadions (Pickup-Trucks sind als Picknicktische besonders gut geeignet) oder zu Hause im Backyard. Mit (viel) Alkohol, Grillgut und Fachsimpeln bringt man sich in Stimmung, oftmals unterstützt von Analysen, Kommentaren und Diskussionen im Radio oder Fernsehen. Kein Wunder ist die Superbowl, der regelmäßig Ende Januar stattfindende »Final« der Football Season, eines der absoluten Highlights für mehr als 100 Millionen Amerikaner.

Bei der Wahl eines Colleges ist oftmals das Vorhandensein eines Football Teams ein viel wichtigerer Aspekt als das intellektuelle Umfeld. Vor allem im Süden der USA hört man oft bewundernd, wie »great« doch diese und jene Universität sei: Wegen ihrem Football Team! Erfolgreiche Football Coaches sind die wahren Stars, sie werden mindestens auf gleichem Niveau wie ein Nobelpreisträger-Professor eingestuft.

Analoges gilt für die Football Players. Jedes Sports-Team sendet seine »Scouts« regelmäßig zu High School Games, um dort möglichst früh (und vor der Konkurrenz) Talente zu entdecken und zu rekrutieren. Und hat man es einmal geschafft, als »Student Athlet« akzeptiert zu werden (dabei sind Noten ziemlich unwichtig, weshalb man als Sportler auch ohne entsprechende schulische Leistungen an einer sehr guten Uni sein kann), beginnt eine exklusive Zeit. Direkter Zugang zu persönlichen Trainern, Ernährungsberatern und Physiotherapeuten, jegliche Unterstützung durch Tutoren im schulischen Bereich (damit man zumindest knapp genügende Noten erzielt), Erscheinen in Facebook-, Instagram-Posts und Newsletters. Die Mehrzahl der Athleten sind »Minorities« (zumeist African Americans) und kommen oft aus ärmlichen Verhältnissen. Der Sport ist für sie eine Möglichkeit, der Armut zu entkommen.

Wenn sie aber infolge einer Verletzung nicht mehr spielen können oder sonst wie beim Coach in Ungnade fallen, kann der Fall brutal sein. Sehr oft enden Karrieren von College-Athleten tragisch – bleibende Verletzungen und Schmerzen, hohe Behandlungskosten, keine abgeschlossene Ausbildung, keine Unterstützung mehr von jenen, die einen zuvor auf Händen getragen haben.

Gemäß den öffentlich zugänglichen Zahlen scheint es nur ein gutes Dutzend Universitäten zu geben, die profitable »Athletics Programs« haben. Für die meisten anderen Universitäten ist es zwar ein Verlustgeschäft, aber man ist überzeugt, dass man damit einerseits Studierende und andererseits Spenden anzieht, was schließlich die Ausgaben rechtfertigen sollte.

Die Rechnung dürfte künftig nicht mehr so einfach aufgehen. Immer weniger werden zweit- und drittklassige Football Games besucht, Studierende haben heute ganz andere Zerstreuungsmöglichkeiten. Was bleibt, sind exorbitante Schulden (mehr als 100 Millionen Dollar im Falle der University of Houston) und die große, schüchterne Frage, was generell der wahre Auftrag einer Universität sein sollte: So etwas wie junge Leute ausbilden?

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