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College und University

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»Where did you go to College?« ist die vielgehörte Standardfrage und häufiger Anknüpfungspunkt für ein Gespräch während eines Abendessens oder bei einer Party. »Ins College gehen« gehört in der heutigen Zeit praktisch zur Selbstverständlichkeit. Das bedeutet natürlich nicht – wie so oft in anderen Ländern falsch verstanden –, dass alle Amerikaner mit einem College Degree deswegen »studierte« Leute sind. College könnte man einfach mit »Ausbildung« übersetzen – es gibt sie in allen Schattierungen.

Das College schließt an die High School an und fokussiert auf die sogenannte »Undergraduate Education«, die mit einem Bachelors Degree abgeschlossen wird. Universitäten offerieren dasselbe, und zusätzlich dazu auch »Graduate Programs« wie Masterausbildungen oder Doktorate (Ph.D.). Im Volksmund werden die beiden Bezeichnungen »College« und »University« meist vermischt.

Ein College kann in den USA jederzeit und ziemlich formlos gegründet werden. Deshalb ist es nicht weiter erstaunlich, dass es unter den mehr als 5000 Colleges/Universities alles gibt – von der Spitzen-Universität über die »Beauty School« (wird auch College genannt!) bis hin zu Schwindelinstitutionen, die »akademische« Titel mehr oder weniger käuflich offerieren. Wirklich gute Schulen im europäischen Sinne sind nur einige hundert dieser Institutionen, und wirklich erstklassige nur einige Dutzend. Deshalb gilt immer: Read the fine print, please!

Direkte Vergleiche mit Systemen und Bezeichnungen anderer Länder basieren häufig auf Missverständnissen und Pauschalisierungen. Das kann, notabene, schon bei der Sprache beginnen, wenn im deutschsprachigen Europa die Hochschulen mit »High Schools« übersetzt werden (verkauft euch nicht dermaßen unter eurem Wert, liebe Europäer!). Oder man liest in der deutschsprachigen Presse Artikel, in denen US-College Students grundsätzlich als »Studenten«, und vor allem »College Graduates« pauschal als »Hochschulabsolventen« bezeichnet werden. Diese wörtliche Übersetzung hält der Realität nur beschränkt stand.

Die Idee, möglichst viele High School Graduates ins College zu bringen und ihnen einen College-Abschluss zu ermöglichen, ist ein in der amerikanischen Gesellschaft typisches Phänomen. Deshalb ist es normal, dass in diesem System auch James und Amy irgendwo einen College-Platz finden werden, trotz ihrer eher bescheidenen akademischen Fähigkeiten. Und das bedeutet, dass ein College-/Universitätsabschluss – wie bereits schon ein High-School-Abschluss – ganz verschiedene Dinge aussagen kann: Es kann ausbildungsmäßig einem klassischen, europäischen Hochschulstudium ebenbürtig sein, es kann jedoch auch nichts weiter sein als ein Stück Papier (mit goldener Schrift und verschnörkelten Buchstaben).

Wurde der High School Graduate von seinem Traum-College einmal aufgenommen, beginnt dort das »Freshmen Year«. In vielen Colleges ist es heute so, dass grundsätzlich keine ungenügenden Noten mehr vergeben werden. Vor allem an privaten Schulen muss der Professor damit rechnen, dass er sonst die Mutter des Studenten am Telefon hat oder womöglich in seinem Büro antrifft. In jeder Ausgabe des Chronicle of Higher Education, einer Wochenzeitung für Professoren und »Administrators« (Mitglieder der College-Verwaltung), ist ein ganzseitiges Inserat geschaltet mit dem Titel: »Your student’s Mom asks you to change a grade. What are you going to tell her?« – »Die Mutter eines Deiner Studenten will, dass Du seine Note änderst. Was sagst Du ihr?« Sollte der Professor nicht einsehen, dass er die Materie ihrem (eigentlich erwachsenen) »Baby« nicht genügend gut beigebracht hat (und natürlich die Note schleunigst wieder akzeptabel macht), könnte er bald einen Brief des Familienanwaltes auf seinem Schreibtisch vorfinden. Ebenso möglich ist, dass der Student selbst dem Professor ein Angebot macht, um seine Note aufzubessern: »Is there anything I can do? I would do anything, you know!« Seit Jahrzehnten ist es deshalb unbedingt ratsam, dass die Bürotür des Professors offen bleibt …

Die CVs von amerikanischen College-Absolventen sehen in aller Regel höchst eindrücklich aus: Super Noten, zahlreiche »extra-curricular activities«, diverse Praktika mit immer ausgezeichneten Leistungsausweisen. Bevor man beim Lesen in eine Minderwertigkeits-Depression verfällt, ist es jedoch ratsam, mit der Lupe den Fineprint zu lesen und zu überprüfen, wo sich diese Institution im »College-Ranking« befindet (Info ist öffentlich zugänglich).

Das wohl brennendste Problem in der heutigen Zeit sind die Kosten einer College-Ausbildung. Die am höchsten rangierten Schulen sind privat, und die Rechnung für Unterricht, Kost und Logis beläuft sich auf 60 000 bis 70 000 Dollar pro Jahr. Eine vierjährige College-Ausbildung kann also ohne weiteres mehr als 250 000 Dollar kosten. Staatliche Schulen sind günstiger, aber auch deren Gebühren sind immer noch viel höher als beispielsweise in der Schweiz oder Deutschland. Viele Familien (und/oder Studierende) verschulden sich zum Teil massiv, um das Studium zu finanzieren. Oft dauert es Jahrzehnte, bis die Studienkredite zurückbezahlt sind.

Trotzdem gilt für die meisten Eltern die Regel, dass ihr Kind in das bestmögliche College gehen soll und dass keine Mühen gescheut werden, die Ausbildung irgendwie zu finanzieren. Viele amerikanische Familien eröffnen deshalb bereits nach der Geburt des Kindes ein »College-Fund«-Sparkonto. Allerdings werden sie unter Umständen dann bei der Wahl der Studienfächer ihrer Kinder mitreden wollen. Wenn man schon all das Geld bezahlt, sollte das Kind auch etwas machen, womit es später (viel) Geld verdienen kann (Nein, ein Abschluss in »Art History« kommt nicht in Frage, Honey!).

In den letzten zehn Jahren sind die genannten Kosten einer College-Ausbildung weit stärker gestiegen als die Lebenshaltungskosten, was immer wieder Anlass zu intensiven und kontroversen Diskussionen gibt (ein Wahlthema, alle vier Jahr wieder). Viele Colleges investieren nämlich kaum in die eigentliche Ausbildung, sondern in die Errichtung von Hotel-ähnlichen Luxusunterkünften und Sportanlagen für die Studierenden, sowie in eine massiv vergrößerte, wasserkopfartige Administration. Parallel dazu sind angehende Studierende und ihre Eltern anspruchsvoller geworden; nicht selten spielen bei der College-Evaluation genau diese »Luxusfaktoren« die entscheidende Rolle (wollen im College wirklich nicht alle nur lernen?).

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