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High School

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Die amerikanischen High Schools (es sind weder Hochschulen noch Gymnasien – alle qualifizieren sich für die High School ohne Prüfungen und ohne Stress!) sind in der Regel sehr groß; es ist durchaus normal, dass sie für 2000 und mehr Schüler konzipiert sind und auch diverse Sportanlagen wie z. B. ein großes Football-Stadion mit einschließen. Dank dieser Größe bieten viele Schulen ein ausgesprochen vielfältiges Curriculum an, das von den Kernfächern (Mathematik, Englisch, Naturwissenschaften, Geschichte) mit unterschiedlichsten Niveaus über Musik, Theater, Kunst bis hin zu verschiedensten Sportangeboten reichen kann. Ebenso können Schüler ein akademisch anspruchsvolles Programm mit sogenannten »Advanced Placement (AP) Classes« absolvieren (oder auch nicht). Dieses breitgefächerte Angebot erlaubt es den Schülern, sich ein den individuellen Bedürfnissen angepasstes Curriculum zusammenzustellen. Ein Eldorado für diejenigen, die motiviert, talentiert, ehrgeizig etc. sind und die Gelegenheit beim Schopf packen.

Viele Schüler jedoch absolvieren lediglich ein rudimentäres Schulprogramm und verfügen dementsprechend nur über minimale Schulkenntnisse und mangelnde Bildung. Switzerland mit Sweden zu verwechseln oder zu fragen, ob Afrika ein Land sei, kann daher öfters vorkommen. Wert und Niveau eines High-School-Abschlusses – und damit der Bildungsstand beim Übertritt von der High School ins College – können dementsprechend nicht pauschal beurteilt werden. Ein sehr guter High-School-Abschluss mit mehreren »AP Classes« kann einer guten schweizerischen Matur durchaus ebenbürtig sein. Ein durchschnittlicher High-School-Abschluss mit bestandenen »on level classes« ist in etwa mit einem schweizerischen Sekundarschulabschluss vergleichbar, während ein marginaler High-School-Abschluss mit minimalst erforderlichen »Academics« und dafür vielen simplen »Füllfächern« wohl dem niedrigsten Schulabschluss überhaupt entspricht. Egal jedoch auf welchem Level man die High School abschließt: In der heutigen Zeit ist es selbstverständlich geworden, dass man danach ein College besucht. »Not going to college is not an option« heißt es heutzutage generell in der breiten Bevölkerung. Allerdings gibt es davon mehr als 5000 – mit den verschiedensten Niveaus. Zwischen der Harvard University in Boston und dem South Texas Barber College in Corpus Christi liegt doch ein relativ großer Unterschied.

Für den Übertritt ins College ist ein landesweiter, standardisierter Test (einmal mehr!), der sogenannte SAT (Scholastic Assessment Test), über alles entscheidend. Da die High School in vielen Bereichen nicht auf Drill ausgerichtet ist, wird das Lernen und Üben für den SAT für viele zu einer stressigen und ängstlichen Angelegenheit. Je höher die SAT-Punktezahl in Mathe und Englisch, umso größer die Chance, von guten oder gar von Top-Unis aufgenommen zu werden.

Generell ist das Wort »College« vom Beginn der High School an der Elefant im Raum: »Damit du in ein gutes College aufgenommen wirst, mach dies oder das, melde dich in jenem Klub an, leiste in den Sommerferien Freiwilligendienst etc.« Und natürlich: »Absolviere möglichst viele AP-Fächer« (vorausgesetzt natürlich, die Brainpower ist vorhanden). Viele Eltern sprechen sehr leidenschaftlich über die Zukunft ihrer Sprösslinge – je ambitionierter, umso verrückter – und mischen sich stark ein. Schließlich werden sie diejenigen sein, die das College ihrer Kinder bezahlen und ihnen diesen wichtigen Schritt ermöglichen werden.

Die meisten High Schools beschäftigen professionelle School Counselors, die einem genau erklären, wie viele, aber vor allem auch welche AP-Fächer man belegen soll, um möglichst attraktiv für ein gutes College bzw. eine Topuniversität zu sein. Eine nützliche und wichtige Dienstleistung der High Schools, vor allem für Eltern, denen dieses aufwendige Theater fremd ist.

Viele Eltern reisen mit ihren angehenden »College Students« bereits im »Junior Year« (11. Schuljahr) der High School quer durchs Land, um potentielle Schulen, an denen ihr Kind allenfalls Interesse haben könnte, zu besuchen. Für Nicht-Amerikaner ein eher fremd anmutendes Unterfangen, doch der große Wunsch der Eltern – die Kids sollen »a great College Experience« haben – lässt die eigenen Bedürfnisse hinter denjenigen ihrer Kids zurücktreten.

Was ihre Teenager im College genau lernen werden, scheint eher nebensächlich (Aaah, es tut gut, in den eigenen College-Erinnerungen zu schwelgen …). Viel wichtiger ist das ganze Drumherum: Kleiner Campus oder lieber großer Campus, gute Sportmannschaften, schöne Räumlichkeiten, gutes Wetter, viele Party-Möglichkeiten – den Ansprüchen sind keine Grenzen gesetzt. Dass man unter Umständen extrem viel Geld ausgeben wird, ist in der Gesellschaft fraglos akzeptiert. Und dass das Kind dann vielleicht weit weg von zu Hause lebt, offenbar auch – ja, oftmals scheinen Eltern sich dies sehnlichst zu wünschen.

Hat man einige Colleges im Auge, muss man sich für einen Platz dort bewerben. Das CV muss attraktiv aussehen: SAT-Score und Noten stehen an erster Stelle, doch meistens sind auch diverse Essays zu vorgegebenen Themen erforderlich. Warum möchte ich ausgerechnet an die University of Iowa? Welche Person hat mich im Leben beeinflusst? Was ist mein liebstes Buch? Ebenfalls kommt es sehr gut an, wenn man irgendeine Leaderfunktion vorweisen kann (ich war Klassensprecher, ich war Captain der YXZ-Mannschaft). Vorteilhaft ist auch geleistete Freiwilligenarbeit (ich habe Decken für Obdachlose gesammelt, klingt immer gut – auch wenn es eigentlich die Mutter getan hat). Referenzen von wichtigen Leuten (kennt man die in diesem Alter bereits?) sind ebenso erwünscht. Jede Uni hat ihre eigenen Vorgaben – die Bewerbung muss entsprechend angepasst werden.

Ambitionierte (und selbstverständlich eher finanzkräftigere) Eltern zahlen heutzutage viel Geld für SAT-Vorbereitungskurse und stellen gerne einen CV-Coach an, der die Bewerbungen durchsieht, korrigiert oder allenfalls selber verfasst.

Aber natürlich können sich nicht alle Eltern solche Dienste und die entsprechenden Auslagen leisten. Auch ist es ihnen vielleicht nicht möglich, große Summen für die College-Ausbildung auszugeben (oder sie sind Europäer und weigern sich generell, exorbitante Studiengelder zu bezahlen). Diese Schüler müssen andere Möglichkeiten ins Auge fassen: Sind sie hervorragende Schüler, werden sie sich für ein »academic« oder »merit based scholarship« bewerben – allerdings werden sie dann auf Herz und Nieren geprüft, ob sie dieses auch wirklich verdienen. Während eines intensiven Prozesses müssen sie zeigen, dass sie nicht nur auswendig lernende Nerds sind, sondern auch menschliche und soziale Reife mitbringen. Liegt das Einkommen der Eltern unter einer bestimmten Grenze, kann man ein »need based«-Stipendium beantragen. Sehr gute Sportler, Musiker, Schauspieler oder Künstler können ebenfalls mit einem »free ride« (erlassene Studiengebühren) oder zumindest einem großzügigen Zuschuss rechnen, wenn sie entsprechendes Talent vorzeigen können. Generell sind staatliche Unis erschwinglicher und bieten – je nach Staat – weitere attraktive Scholarship-Varianten an.

Am Ende der High School steht eine Abschlussfeier an – die sogenannte Graduation. Es ist eine eindrückliche Zeremonie und gleichzeitig ein wichtiges Ereignis, sowohl für die Schüler als auch für die Eltern und erweiterte Familie. Eine formale Graduation-Anzeige wird breit versandt, und in der Regel mit einem Scheck oder Geschenkgutschein beantwortet. Dieser Abschluss markiert nicht nur das Ende der Schulzeit, sondern gleichzeitig auch den Eintritt ins Erwachsenenleben.

Wer die zwölf Schuljahre nicht fertig absolviert und die High School vorzeitig verlässt (die sogenannten High School Dropouts), hat nur reduzierte berufliche Chancen, eingeschränkte Verdienstmöglichkeiten und wird mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit in einer Verbrechensstatistik auftauchen. Die sogenannte Graduation-Rate, also die Prozentzahl derjenigen Jugendlichen, welche die High School abschließen, variiert je nach Bundesstaat und soziodemographischer Herkunft in einem breiten Rahmen zwischen knapp 60% und über 90%. Deren Gegenstück, die sogenannte Dropout-Rate, ist eines der großen Probleme des amerikanischen Schulsystems.

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