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Suburbia

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Little boxes on the hillside,

Little boxes made of ticky tacky

Little boxes on the hillside,

Little boxes all the same.

Song, written and composed by Malvina Reynolds, 1962

Ein typisch amerikanisches Konzept ist das Leben in den Suburbs, d. h. außerhalb der Stadt, aber nicht wirklich auf dem Land. So weit weg, dass man gerade noch in die Stadt zur Arbeit fahren kann. Oftmals entscheidet man sich, in »Suburbia« zu wohnen, wenn man kleine Kinder hat oder eine Familie gründen möchte. Die öffentlichen Schulen dort sind meistens besser und die Häuser günstiger, es wird mehr Platz und Raum geboten und der Lifestyle ist generell maximal »convenient«. Ein Grund ist auch, dass das Leben vieler Amerikaner häufig wie nach einem vorgegebenen Schema abläuft. Als junge Person genießt man das Stadtleben, doch mit einer Familie möchte man sich von den bewegten, vielleicht gar wilden Jahren distanzieren und die Kinder in einer wohlbehüteten Welt aufwachsen lassen.

Der »Suburban Lifestyle« ist mehr oder weniger überall analog, und viele Wohnhäuser gleichen sich weitgehend. Oft werden sie in sogenannten »Subdivisions« gebaut. Eine Subdivision ist eine Art kleines, künstlich angelegtes Dorf mit einem eigenen Namen. Bei sehr teuren Häusern schirmt man sich mit einem Gate oder gar einer bewachten Zutrittskontrolle von der Außenwelt ab. Im Zentrum der Subdivision befinden sich meistens ein »Clubhouse« mit Gemeinschaftsräumen, ein Kinderspielplatz, ein Schwimmbad, vielleicht auch Tennisplätze. Die Menschen entwickeln oder zumindest demonstrieren ein Gemeinschaftsgefühl. Aktive (führungsstarke, machtliebende oder altruistische) Einwohner stellen sich zur Wahl in den Vorstand ihrer Subdivision. Einmal gewählt, halten sie die Zügel in der Hand und erstellen – falls erforderlich – neue Regeln (teilweise strikte oder fragwürdige). Zudem organisieren sie Aktivitäten für die Bewohner.

Auf den Straßen der Subdivision winkt man sich freundlich zu. Es werden Tennis- oder Schwimmteams gebildet, die Kinder sind den gleichen öffentlichen Schulen zugeteilt und werden mit demselben Schulbus in die Schule gefahren. Eine gute Subdivision ist immer eine, die »active« ist und dadurch dazu beiträgt, die Gemeinschaft zu fördern. Dies wertet (auch) den Preis der Häuser auf.

Da jedoch die meisten Leute einen weiten Arbeitsweg haben und fast alle amerikanischen Städte im Verkehrschaos versinken, wirken die Subdivisions oftmals leer und unbewohnt. Die Menschen fahren morgens früh mit ihrem Auto aus der Garage raus und abends wieder rein, schließen das Garagentor (natürlich vom Auto aus gesteuert) und lassen sich nicht mehr blicken. Es ist möglich, dass man seine lieben Nachbarn kaum zu Gesicht bekommt und sie deshalb gar nicht wirklich kennt. Im Haus nebenan können im Extremfall Dinge passieren, von denen man keine Ahnung hat und auch nicht haben möchte (nach außen hat doch alles bestens ausgesehen, the people were »nice« – das beliebteste Adjektiv der Suburbs schlechthin). Grundsätzlich jedoch ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass nach dem Einzug ins neue Heim sehr bald die Nachbarn an der Türe klingeln und einen mit Kuchen (Brownies, Muffins, vielleicht Blumen, wenn sie sehr kreativ sind) willkommen heißen. Dieselbe Geste wird natürlich auch von einem selbst erwartet, wenn neue Nachbarn einziehen.

In einer Subdivision ist es extrem wichtig, dass das Äußere des Hauses attraktiv ist und bleibt. Von der Eigentümergemeinschaft erlassene Regeln definieren, wie sich die Häuser zu präsentieren haben. Ein wichtiger Teil ist ein stets gepflegter Rasen, und deshalb ist das ständige Rasenmähen, sei es vom Eigentümer selbst oder von einem Gärtner ausgeführt, eine heilige Angelegenheit. Die Musik der Rasenmäher kann oftmals von morgens bis spät abends spielen, Wochenende natürlich inbegriffen (gibt es denn keine Regeln bezüglich Verschnaufpausen?).

»Keeping up with the Joneses« wurde anfangs des letzten Jahrhunderts als Comic-Serie publiziert. Seither ist es ein fester gesellschaftlicher Ausdruck: Das ständige Mithaltenwollen mit den Nachbarn. Die Subdivisions sind ein großes Feld, wo dieses Schielen auf die anderen gelebt und ausgelebt wird. Renovieren die Nachbarn oder fahren sie plötzlich ein neues Auto, wird gerne nachgezogen. Die Frauen lieben es, ihre Häuser und das von der Straße aus sichtbare Grundstück zu dekorieren – unzählige Stunden Arbeit werden in dieses Schmücken gesteckt. Im Herbst sind es Kürbisse und Herbstmotive, an Halloween hängen die verrücktesten Gruselfiguren am und ums Haus herum. An Weihnachten übertrifft man sich mit Lichterketten, Plastikrentieren und -schneemännern. Und Tapetenwechsel wird gerne wortwörtlich genommen; anstatt zu verreisen, erhalten die Zimmerwände immer wieder einen Anstrich in der neusten Modefarbe.

Auch in Städten, in denen irgendeine Art von Public Transportation existiert, reicht die Endstation meistens nicht bis in die Suburbs. Der Grund, warum der Zug nicht bis dorthin fährt, warum man eine Verlängerung sogar politisch bekämpft, wird nicht unbedingt offen diskutiert. Hinter vorgehaltener Hand sagt man vielleicht zaghaft, dass man eigentlich die Kriminalität »draußen« (also in den Städten) lassen möchte. Solche Bemerkungen beinhalten immer einen rassistischen Unterton, denn eigentlich bedeuten sie, dass man die Armen – was meistens gleichbedeutend ist mit Minderheiten – nicht in seiner Umgebung haben möchte.

Die einzige Möglichkeit, sich in Suburbia fortzubewegen, ist somit das Auto. Bei einem Haushalt mit mehreren Personen braucht man entsprechend mehrere davon. Der Benzinpreis ist aus diesen Gründen für viele ein wichtiges (politisches) Thema. Der Durchschnittsamerikaner in den Suburbs hat denn auch kein Bedürfnis, über die Umwelt oder seinen großen »Carbon Footprint« nachzudenken.

Das auf das Auto fokussierte Transportsystem zu ändern erweist sich als praktisch unlösbar. Man müsste dazu ein Wohnkonzept anpassen, welches bereits nach dem Zweiten Weltkrieg initiiert wurde und in der Zwischenzeit zu einem fixen und integralen Teil des American Lifestyles geworden ist.

Crazy Country USA

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