Читать книгу Erzählen-AG: 366 Geschichten - Andreas Dietrich - Страница 13

Achter Januar

Оглавление

Zur Arbeit muss jeder. Jeder, der Geld verdient. Jeder, der nicht mehr in der Schule ist. Sei es die Grundschule, die erweiterte Schule oder die Hochschule.

Auch ich muss arbeiten. Ich bin kein Schüler mehr. Ich gehe nicht in die Grundschule. Ich bin nicht mehr auf dem Gymnasium. Ich bin auf keiner Ober- oder Gesamtschule. Studiert habe ich nicht. Weder an einer Fachhochschule, noch an einer Universität. Ich bin ein einfacher Arbeiter.

Ich muss montags bis freitags arbeiten. Ich habe also eine Fünf-Tage-Woche. Ich arbeite vierzig Stunden in der Woche. Natürlich nur, wenn ich nicht frei habe. Wenn ich keinen Urlaub habe. Wenn kein Feiertag ist. Wenn ich nicht krank bin. An allen anderen Tagen muss ich arbeiten. Ob ich will oder nicht.

Egal, wie das Wetter ist, ich muss arbeiten. Ich kann nicht sagen, dass ich wegen dem Wetter nicht komme. Das funktioniert nicht. Ich muss arbeiten gehen. Im Frühling wie im Sommer. Im Herbst und im Winter. Egal, ob die Bäume blühen oder nicht. Egal, ob es sommerlich heiß ist oder nicht. Egal, ob es stürmisch oder windstill ist. Egal, ob Minustemperaturen herrschen oder nicht. Selbst wenn der Boden gefroren ist und der Regen kommt. Selbst wenn es glatt wird, ich muss zur Arbeit.

So war es auch heute. Ich stand wie immer um sieben Uhr auf. Dreiviertel Acht musste ich los, denn um acht Uhr eins fuhr mein Bus. Zur Arbeit hatte ich es nicht weit. Es waren nur vier Kilometer. Doch vier Kilometer sind mit dem Bus leichter und schneller zu meistern. Erst Recht, wenn eine Haltestelle fast vor meiner Haustüre liegt und die andere Haltestelle gegenüber meiner Arbeit.

Zwischen meinem Zuhause und der Einstiegshaltestelle war eine Ampel. Dafür musste ich Zeit einplanen. Eigentlich musste ich nur über die Ampel und einhundert Meter geradeaus gehen, dann war ich an meiner Einstiegshaltestelle. Doch heute war es nicht so leicht.

Heute war es glatt. Über die Straße kam ich. Danach wurde es rutschig. Ich schlitterte bis zur Haltestelle. An dieser Haltestelle gab es eine elektronische Anzeige. Normalerweise zeigte diese, wann der Bus ankommt. Doch nicht heute. Heute stand dort „Wegen Eisglätte ist der Busverkehr zurzeit eingestellt!“

Ich hätte warten können, bis die Busse wieder fahren, ich hätte nach Hause gehen können, doch ich musste zur Arbeit. So entschied ich mich, zu laufen.

Die vier Kilometer konnte ich natürlich nicht rennen. Es war glatt. So lief ich vorsichtig. An einigen Stellen war gestreut, dort konnte ich relativ gefahrlos entlang gehen. Doch es gab immer wieder Stellen, die glatt waren. Ich musste vorsichtig gehen. Vor allem an Ein- und Ausfahrten. Die Einfahrt war gemacht. Auch der Bürgersteig war gestreut. Nur die Grenze dazwischen nicht. Dort musste ich vorsichtig sein.

Für die vier Kilometer brauchte ich einige Zeit. Hätte ich rennen können, ich hätte es wohl locker in einer halben Stunde geschafft. Wäre es nicht glatt gewesen, hätte ich den Weg in etwas mehr als einer Dreiviertelstunde geschafft. Doch heute war es glatt. Ich konnte nicht rennen. Ich brauchte anderthalb Stunden bis zur Arbeit.

Als ich auf Arbeit ankam, fuhren die Busse wieder. Noch nicht planmäßig, aber sie fuhren wieder. Die Eisglätte war verschwunden. Zu spät für mich. Ich musste nacharbeiten. Ob es morgen auch wieder Eisglätte gibt? Regnen soll es laut Wetterbericht nicht. Eigentlich nicht.

Erzählen-AG: 366 Geschichten

Подняться наверх