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Fünfzehnter Januar

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Es war vor vielen Jahren. Auf dem Kalender stand Januar und ich war mit meinem kleinen Bruder draußen. Draußen hatte es geschneit. Es lag viel Schnee. So weit das Auge blicken konnte, war die Welt um uns weiß.

Im Winter bauten mein Bruder und ich jedes Jahr eine Schneemannfamilie. Meist konnten wir mehrere Schneemannfamilien bauen. Entweder es war so lange kalt und schneereich, dass wir unseren Vorgarten und Garten mit Schneemännern zustellen konnten oder aber es wurde zwischendurch so warm, dass unsere Schneefamilie in der Sonne schmolz und eine neue Familie gebaut werden musste.

Im Januar vor vielen Jahren konnten wir die erste Schneemannfamilie des Jahres bauen. Seit fünf Tagen schneite es. Erst zögerlich, dann immer stärker. Langsam wurde es weiß. Die Wälder, die Wiesen, die Stadt und die Straßen.

Erst am fünfzehnten Januar kamen mein Bruder und ich dazu, das erste Mitglied unserer Schneemannfamilie zu bauen. Wir fingen wie jedes Jahr im Vorgarten an. Dort waren die Schneemänner und -frauen immer etwas kleiner und dünner. Im Vorgarten gab es nicht so viel Schnee wie hinter unserem Einfamilienhaus.

Mein Bruder kümmerte sich um die Schneefrau. Ich war für den Schneemann zuständig. Mein Bruder und ich rollten beide die untere Hälfte des Schneemanns beziehungsweise der Schneefrau. Wir begannen mit einem kleinen Schneeball, der immer größer wurde.

Nach einigen Umdrehungen war der untere Teil der Schneefrau und des Schneemanns fertig. Wir konnten mit der Körpermitte beginnen. Wieder begannen wir mit einem kleinen Schneeball. Wir rollten ihn so lange, bis er die passende Größe hatte. Die Körpermitte musste kleiner als der untere Teil sein. Doch zu klein durfte er auch nicht sein. Uns gelang es immer, die Körpermitte kleiner als die untere Hälfte zu rollen. Zu klein wurde sie bei uns nicht.

Nachdem wir die Körpermitte fertig hatten, setzen wir diese gemeinsam auf den unteren Teil des Schneemanns und der Schneefrau. Die Körpermitte konnte schwer werden. Für mich und erst Recht für meinen kleinen Bruder. Der Kopf war nicht so das Problem. Dieser war relativ leicht.

Das lag auch daran, dass wir Hilfe bekamen. Nicht von unseren Eltern. Ein braunhaariges Mädchen zog Anfang des Jahres in unsere Straße. Das erfuhr ich von meinen Eltern. Gesehen hatte ich das Mädchen am fünfzehnten Januar zum ersten Mal. Es trug eine weiß-rote Mütze, eine weiße Jacke und rote Hosen. Sie besaß wunderschöne grüne Augen.

Wunderschön? Ja, ich fand die Augen wunderschön. Das Mädchen auch. Sie war meine erste große Liebe. Sie half uns nicht nur an diesem Tag bei der Schneemannfamilie. In den folgenden Tagen und Jahren war sie immer dabei, wenn mein Bruder und ich eine neue Schneefamilie bauen wollten.

Das Mädchen wich seit dem ersten Tag, an dem ich sie sah, nicht von meiner Seite. Wir wurden Freunde. Gute Freunde. Zu mindestens für ein Jahr. Danach waren wir mehr. Wir wurden ein Paar. Ein Liebespaar. Und das sind wir auch noch heute. Nach über dreißig Jahren. Wir bauen auch heute noch Schneemannfamilien. Allerdings nicht mehr mit meinem Bruder. Er hat inzwischen seine eigene Familie. Mit ihr baute er Schneemannfamilien. So wie ich und meine Frau mit unseren drei Kindern jedes Jahr eine Schneemannfamilie bauen. Diese Tradition werden wir aufrecht halten, so lange wir können und es schneit. Ganz sicher.

Erzählen-AG: 366 Geschichten

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