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Zehnter Januar

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Gestern sah ich den Wetterbericht. Für heute versprach er kein schönes Winterwetter. Schneien sollte es nicht. Schnee war nicht angesagt. Es sollte nicht weiß werden. Es sollte aber auch nicht sonnig werden. Wolken sollten am Himmel zu sehen sein und sie konnten Regen bringen.

Vor allem am Morgen sollte es regnen. Stellenweise viel, mancherorts wenig. Doch ein bisschen Regen reichte schon. Die letzten Tage war es kalt. Bitterkalt. Zweistellige Temperaturen gab es nicht. Am Tage waren sie einstellig. Selten über Null Grad Celsius. Meist unter dem Gefrierpunkt. In der Nacht war es kälter. Das Thermometer fiel auf bis zu Minus zehn Grad Celsius. Stellenweise ging es noch weiter nach unten. Gefühlt war es sowieso kälter. Vielleicht lag es an dem Ostwind. Vielleicht auch nicht.

Auf jeden Fall sollte heute der Regen kommen. Wenn Regen auf kalten Boden trifft, nimmt dies selten ein gutes Ende. Es konnte glatt werden. Mit Glück kam jemand drumherum. Entweder fuhr dieser Jemand vor dem Regen los oder danach, wenn alle Wege und Straßen gestreut waren.

Ich konnte nicht früher oder später. Ich musste acht Uhr dreißig auf Arbeit sein. Als ich losging, sah ich keinen Regen. Der Himmel war bedeckt, doch es fiel kein Niederschlag. Noch nicht. Doch das sollte sich ändern.

Mein Bus um acht Uhr war pünktlich. Kein Wunder, planmäßig kam er immer ein paar Minuten früher an. Er musste also zu neunundneunzig Prozent pünktlich abfahren. Der Bus tat es auch. Doch sehr weit kam er nicht.

Die Regenfront näherte sich. Der Bus musste hindurch, doch nicht lange. Die Regenfront war breit. Dort, wo diese war, wurde es glatt. Es wurde gefährlich, weiter zu fahren. Dies erkannte auch der Fahrer meines Busses. Er rutschte hin und her. Den Bus auf der Straße zu halten, fiel schwer. Nur knapp konnte er Zusammenstöße mit anderen Autos verhindern. Ob es sein Talent war oder Glück, ist wohl Ansichtssache.

Die nächste Haltestelle war die Endhaltestelle. Also zu mindestens für jetzt. Weiter fuhr der Bus nicht. Es wäre verantwortungslos gewesen. Viel zu gefährlich. Der Busfahrer war nicht allein. Er hatte Verantwortung für die Fahrgäste.

Der Bus blieb stehen. Wer zu Fuß weitergehen wollte, konnte aussteigen. Wer im Bus bleiben wollte, durfte bleiben. Ich blieb nicht. Ich stieg aus. Es waren nur noch tausend Meter. Die konnte ich alleine schaffen. Wahrscheinlich war ich schneller als der Bus. Im Bus rumsitzen, machte für mich keinen Sinn. Wer älter war, Probleme mit dem Laufen hatte, der blieb im Bus und das war auch gut so.

Ich stieg vorsichtig aus. Es war glatt. Ich merkte es. Es wurde eine richtige Schlitterpartie. Tausend Meter konnte ich in rund zehn Minuten schaffen. Zu mindestens im Sommer. Zu mindestens dann, wenn es nicht glatt war. Heute brauchte ich länger. Eine halbe Stunde nachdem ich aus dem Bus stieg, kam ich auf der Arbeit an. Damit war ich zwanzig Minuten zu spät. Doch das war nicht ganz so schlimm. Es hätte schlimmer kommen können. Wäre der Bus gar nicht gefahren, wäre ich noch später gewesen. Das wäre dann wirklich ein Problem gewesen. Neun Uhr dreißig hatte ich eine Präsentation. An dieser hätte ich ohne Busverkehr wohl nicht teilgenommen. Noch einmal Glück gehabt!

Erzählen-AG: 366 Geschichten

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