Читать книгу 101 Dinge, die man über Dampfloks wissen muss - Andreas Knipping - Страница 12
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Dampflokbau in Krieg und Krise
Die großen Umbrüche
Die im Waffenstillstand vom 11. November 1918 besiegelte Niederlage der Mittelmächte brachte eine neuerliche Umwälzung. Die Siegerstaaten verlangten die sofortige Herausgabe von 5000 Lokomotiven. Die bis 1920 noch amtierenden Länderbahnen und die in jenem Jahr gebildeten Reichseisenbahnen mussten für schnellen Ersatz und für die rasche Erneuerung des veralteten und abgenutzten Restbestands sorgen. Begünstigt durch den schnellen Währungsverfall in der beginnenden Inflation und mit dem Motiv der Schaffung von Arbeitsplätzen sorgte die Politik für einen unerhörten Aufschwung des Lokomotivbaus.
Ein gestelltes Foto: So viele Facharbeiter und Ingenieure werkelten bei Borsig in den frühen 1930er-Jahren nicht gleichzeitig am Bau einer 03.
Mit dem nur für wenige Stunden aufgetragenen hellen Fotografieranstrich wird 1933 die soeben fertiggestellte 03 140 beim symbolischen Verlassen der Werkshalle von BMAG gezeigt.
Zwischen 1920 und 1923 kamen etwa 5800 neue Dampflokomotiven auf deutsche Staatsbahngleise. Außerdem wurden private Kleinbahnen und ausländische Reparationsforderungen bedient. Neue Hersteller beteiligten sich am Geschäft, so die der Waffenproduktion beraubten Unternehmen Krupp und Rheinmetall sowie die AEG.
Firmensterben und Arbeitslosigkeit
Die Ernüchterung kam schnell. Die Straffung des Lokeinsatzes und des Ausbesserungswesens, die Beschleunigung der Güterzüge mit der durchgehenden Druckluftbremse und die Präsenz eines nun kräftig modernisierten Lokbestandes ließen den weiteren Bedarf zurückgehen; und die Weltwirtschaftskrise ab 1929 ließ ihn regelrecht einbrechen. Nun begann ein schnelles Sterben vieler – auch oben nicht erwähnter – kleinerer Hersteller. Das Traditionsunternehmen Borsig ging an die AEG über, Maffei musste mit Krauss fusionieren. Oben war von dreistelligen monatlichen Fertigungszahlen bei einzelnen Herstellern um 1900 die Rede. Drei Jahrzehnte später kaufte die Reichsbahn im ganzen Jahr wenig mehr als 100 Loks.