Читать книгу 101 Dinge, die man über Dampfloks wissen muss - Andreas Knipping - Страница 17
12 Schwarze Magie
ОглавлениеKohle und Rauch
Wir haben die Dampflokomotive als Kind des Kohlezeitalters kennengelernt und bilanzieren über 220 Jahre, dass Steinkohle ihr vorrangiger Brennstoff blieb. Grenzwertig blieb die Verwendbarkeit von Rohbraunkohle, mit der insbesondere in der frühen DDR Zugläufe gestört und Heizer überfordert wurden. Allein schon der hohe Wassergehalt begrenzte ihre Eignung. Etwas besser fuhr man mit Briketts aus getrockneter und gepresster Braunkohle. In Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg beginnend, in beiden Teilen Deutschlands ab Mitte der 1950er-Jahre und schließlich in der Tschechoslowakei ging man für eine Anzahl höchstbelasteter Maschinen auf eine Feuerung mit Schweröl über. Maßgeblich hierfür waren betriebliche Anforderungen, die mit manueller Kohlefeuerung nicht mehr zu erfüllen waren oder mindestens jeden Heizer überlastet hätten.
Man verbindet die Dampflokomotive oftmals mit der schieren Sonnenfinsternis aufgrund gigantischer schwarzer Rauchwolken. Indes: Der aus vollständiger Verbrennung von Steinkohle unter ausreichendem Luftzutritt entstehende Rauch ist ein fast farbloses Gas, in dem zwar das klimaschädliche CO2 enthalten ist, das aber niemandem die Sicht nimmt. Für Verschmutzung und Belästigung sind die mit dem Rauch ausgestoßenen Mengen an Ruß, Kohlenstaub und Asche maßgeblich, alles übrigens Grobstaub und nicht Feinstaub. Auf Fotos von einstigem Dampfbetrieb sehen wir kaum je schwarze Wolken, weil sie als Kunstfehler abseits professioneller Heiztechnik galten. Bedauerlicherweise lassen sich Personale heutiger Museumsloks unter dem Gebot dramatischer Bildmotive zu Qualm-Exzessen verleiten, die für die einstige betriebliche Wirklichkeit nicht repräsentativ sind und unnötig den Ruf der Maschinen als »Dreckschleudern« verfestigen.
Der Heizer der 65 1011 fährt am 21. März 1976 auf der Steigung von Paulinzella nach Singen (Thüringen) wohl nach einem zu strengen Reinheizgebot.