Читать книгу 101 Dinge, die man über Dampfloks wissen muss - Andreas Knipping - Страница 26
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Kohle, Hitze, Druck
Zentralorgan Kessel
Optisch wie technisch organisiert sich die gesamte Lokomotive um den Kessel herum, in dem die Umwandlung der seit Jahrmillionen in der Kohle gespeicherten chemischen Energie in den maschinell nutzbaren Dampfdruck erfolgt. Schon erwähnt ist die vom Führerhaus aus mit Kohle beschickte Feuerbüchse. Sie ist seitlich und oben von einem Wasserraum mit druckfesten Wänden umgeben. Hunderte von »Stehbolzen« und mehrere »Anker« fixieren den allseitigen Abstand zwischen der Feuerbüchse und diesen Wänden. Das konstruktiv anspruchsvolle System aus Feuerbüchse und Außenwänden samt Stehbolzen, Feuertür und Rost heißt Stehkessel. Unter dem Rost ist der Aschkasten angebracht. Im 20. Jahrhundert erleichterte ein Kipprost die Ausräumung der Schlacke dorthin. Durch 100 bis 170 Bohrungen in der Vorderwand der Feuerbüchse strömen die heißen Verbrennungsgase in die Rohre des zylindrischen Langkessels. Aus der Feuerbüchse und aus den Rohren geht die Wärme in das umgebende Wasser über und führt zur Erzeugung von Dampf, der in Blasen aufsteigt. Selbstverständlich war die Druckfestigkeit des Kessels bei den Fertigungsmethoden und Stahlqualitäten des 19. Jahrhunderts eine große Herausforderung. Man arbeitete sich von 5 bis 12 bar voran. Im 20. Jahrhundert wurden 14 und schließlich 16 bar üblich. Mit wärmewirtschaftlich zweifellos wünschenswerten 18 oder 20 bar wurde man jedenfalls in Deutschland auf Dauer nicht glücklich.
Stehbolzen fixieren die Feuerbüchse im Stehkessel, Nietreihen begleiten den Langkessel. Oben in der Rückwand sehen wir den Reglerhebel und die Anschlüsse für die Wasserstandsgläser.
Leistungskennzahl Heizfläche
Die Gesamtheizfläche von Rohren und Stehkessel variiert zwischen 50 Quadratmetern bei kleinsten Tenderloks und 300 Quadratmetern bei schwersten Streckenloks. Die Leistungsfähigkeit des Kessels bemisst man anhand der in Kilogramm bestimmten Wassermenge, die pro Quadratmeter Heizfläche in einer Stunde verdampft werden kann. Man erhob in der Reichsbahnzeit 57 Kilogramm zur Norm, schaffte aber bei optimierten Konstruktionen – weitgehend im Ausland – auch 80 bis manchmal über 100 Kilogramm.
Vorne enden die Rohre wiederum in einer Rohrwand. Davor liegt die vom Dampfdruck unbelastete Rauchkammer, von der aus das Rauchgas durch den Schornstein ausströmt bzw. wie dargestellt vom Maschinenabdampf ausgetrieben wird.