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Stahlglänzendes Stangenspiel

Steuererklärung

Bei den stationären Dampfmaschinen des 18. Jahrhunderts erledigten jugendliche Arbeiter das regelmäßige Öffnen und Schließen der Frisch- und Abdampfventile. Alsbald waren sie findig genug, um der Maschine selbst mittels Seilzügen die Betätigung zu überlassen. Die Firma war dankbar – und die Arbeitsplätze waren weg. Selbstverständlich besorgte die Lokomotive die wechselweise Beaufschlagung der vorderen und hinteren Seite des Kolbens im Zylinder schon automatisch. Nur in der Anfangszeit ließ man die Maschine immer mit dem vollen Kesseldruck arbeiten. Bald ging man dazu über, pro Kolbenhub nur kurzzeitig Dampf eintreten zu lassen und die Dampfmenge im Zylinder expandieren zu lassen.


Expansion im Zylinder

Die Steuerung sorgt also mit dem Schieber im Schieberkasten nicht nur für den Wechselrhythmus des Dampfeintritts, sondern der Lokführer kann zwischen einer längeren Schieberbewegung – bedeutet mehr Zeit für den Dampfzutritt – oder einer kürzeren Schieberbewegung – sparsamer kürzerer Zutritt – wählen. Diese Innovation wurde als so bedeutend erkannt, dass eine im Jahr 1843 für die Badischen Staatsbahnen gebaute Lokomotive den Ehrennamen EXPANSION erhielt. Die Anfahrt aus dem Bahnhof oder die Steigung werden mit großer »Füllung« bewältigt, bevor bei stabiler Fahrt die Steuerung »zurückgenommen« wird.



Mechanik vom Führerhaus bis zum Schieberkasten

Betätigt wurde die Steuerung anfangs mit einem Hebel, im 20. Jahrhundert per Handrad und Gewindespindel. Mit Hebel bzw. Handrad entscheidet der Lokführer im Übrigen auch über Vorwärts- und Rückwärtsfahrt beiderseits der für abgestellte Loks vorgeschriebenen Null-Stellung. Lokführer und Ingenieure konnten sich die Köpfe darüber heißreden, ob ein Fahren überhaupt nur mit der Steuerung bei ständig geöffnetem Regler Vorteile an Verbrauch oder Leistung bringt. Die Einstellbarkeit der Steuerung machte einen vielteiligen Mechanismus zwischen der Gegenkurbel am Treibrad und der Schieberstange notwendig. Im 20. Jahrhundert setzte sich die Bauart Heusinger (im Ausland meist nach dem gleichzeitig tätigen belgischen Erfinder Walschaerts benannt) durch, bei der eine Schieberschubstange stufenlos zu frei gewählten Angriffspunkten oberhalb und unterhalb des Drehpunkts der Schwinge gehoben oder abgesenkt werden kann. Im Schieberkasten (einst wirklich ein Kasten!) öffnete und schloss zu Nassdampfzeiten ein Flachschieber die Öffnungen zum und vom Zylinder. Im 20. Jahrhundert setzten sich die beiden Kolbenschieber auf der Schieberstange im zylindrischen Schieberkasten durch. Hubventile für den Dampfein- und austritt bewährten sich nicht endgültig.


Die Bewegungen des Steuerungsgestänges gehören zu den optischen Reizen der Dampfloktechnik: Sonnenlicht auf der Heusinger-Steuerung einer preußischen G 10

101 Dinge, die man über Dampfloks wissen muss

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