Читать книгу 101 Dinge, die man über Dampfloks wissen muss - Andreas Knipping - Страница 20
15 Woraus das Dampfross besteht
ОглавлениеEin Kapitel von Metall
Wir erkannten die Entstehungsbedingungen von Eisenbahn und Lokomotive im epochalen Übergang zum Werkstoff Stahl. Hieraus besteht denn auch weitestgehend die Dampflokomotive, übrigens im Kontrast zu den Wagen noch im ganzen 19. Jahrhundert. Sie waren bis auf wenige Elemente des Laufwerks gänzlich aus Holz bzw. im Fall der Personenwagen auch aus imprägnierter Leinwand und Leder gebaut.
Schwere und gefährliche Arbeit veredelte die glühenden Brammen in Rahmenwangen, Radsatzwellen oder Treibstangen.
Kostbare Arbeit mit kostbarem Kupfer
Ein komplexes Bauteil war die vom Kesselwasser umgebene Feuerbüchse, die in älterer Zeit aus Kupfer gefertigt wurde, weil dieses die Wärme optimal leitet. Versierte Handwerker gaben dem angewärmten Metall mit dem schweren Holzhammer die Umbüge für die Ecken des Stehkessels. Beim Rückblick auf solche Kunstfertigkeiten erkennen wir die Grenzen der heutigen betriebsfähigen Erhaltung. Lebendige Routine mit solcher Feinarbeit gibt es nicht mehr. So besitzen denn auch die heute fahrfähigen Lokomotiven aus Zeiten vor dem Ersten Weltkrieg inzwischen die Stahlfeuerbüchse, die schon in der Zwischenkriegszeit aus Kostengründen bei Neubauten üblich wurde.
Die Rahmenwangen konnten als leiterartige Elemente geschmiedet oder auch – einfacher – aus dicken Walzblechen geschnitten werden. Die Achswellen und alle Stangen des Triebwerks und der Steuerung brachte man mit riesigen Schmiedehämmern in ihre annähernde Form und bearbeitete sie anschließend mit Drehbank bzw. Fräsmaschine. Die Zylinderblöcke (einschließlich Schieberkästen) und die Radkörper werden gegossen. Der Langkessel wird aus großen Blechplatten zusammengebogen. Die komplizierten Partien des Stehkessels mussten geschmiedet werden. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Kessel zusammengenietet. Erst bei Neubauloks und Ersatzkesseln der 1950er-Jahre wagte man die vollständige Schweißung. In tausenden Kesseln vorhandener Lokomotiven wurden nachträglich die Stehbolzen eingeschweißt und die Übergänge von der Feuerbüchse in die Rohre mit Schweißung fixiert. Damit verschaffte man den alten Kesseln erstaunliche Gewinne an Stabilität und Verdampfungsfreude. Kesselbekleidung, Umläufe, Tenderwände usw. sind einfache Zuschnitte aus Blech. In vielerlei Armaturen stecken wertvolle Buntmetalle, in den Achs- und Stangenlagern weiches Weißmetall.