Читать книгу Heimathäppchen – So backt NRW - Anja Tanas - Страница 7
BERGISCHE KAFFEETAFEL
Оглавление„Wie Brunch, nur besser“: Dieses Motto kommt einem zwangsläufig in den Kopf, wenn man die kulinarische Naturgewalt namens „Bergische Kaffeetafel“ erleben darf. Nicht umsonst ist das Arrangement diverser Köstlichkeiten auch als „Koffeedrenkens met allem Dröm on Dran“, dem Kaffeetrinken mit allem Drum und Dran, bekannt. Da biegt sich der Tisch unter allem, was Speisekammer und Kühlschrank zu bieten haben: Es gibt frische Waffeln mit Kirschkompott, Milchreis, Quark, Bergischen Blatz mit und ohne Rosinen, Schwarzbrot, gern auch Gusszwieback oder die Burger Brezel, Kuchen, Aufschnitt und Eierspeisen.
Was aber ist das „Bergische“? Das Bergische Land heißt nicht so wegen seiner zahlreichen Hügel, sondern die Region hat sich aus dem historischen Gebiet des Herzogtums Berg entwickelt und entspricht heute in etwa der „Mittelgebirgsregion Bergisches Land“ mit der ungekrönten Hauptstadt Wuppertal. Die Kaffeetafel ist hier ursprünglich eine Esstradition für festliche Gelegenheiten wie Kindstaufen oder die lokale Kirmes. Sie entwickelte sich aber bereits im frühen 20. Jahrhundert zum Touristenmagneten. Zahlreiche Städter, die schon damals am Wochenende mit dem Zug ins idyllische Bergische reisten, um dem Lärm und Schmutz der Großstadt zu entkommen und hier frische Luft und Sonne zu tanken, mussten auch verpflegt werden – und so boten zahlreiche Landgasthöfe ausgiebige Kaffeestunden an. Bis zu den 1930ern hatte sich der Begriff „Bergische Kaffeetafel“ fest etabliert, doch der Zweite Weltkrieg bedeutete zunächst den vorläufigen Garaus für die lieb gewonnene Tradition.
Erst Anfang der 1960er machte es sich Willi Münch, Direktor des Niederbergischen Museums in Wülfrath, zur Aufgabe, die Bergische Kaffeetafel wiederzubeleben – mit Erfolg. Heute kann man in zahlreichen Cafés und Landgasthöfen im gesamten Bergischen die Kaffeetafel wieder genießen – wahlweise auf Vorbestellung oder als Bestandteil des ständigen Angebots. Einige Connaisseurs fahren weite Strecken für die – ihrer Meinung nach – perfekte Komposition. Die ist nicht in Stein gemeißelt: Entstanden ist die Bergische Kaffeetafel aus dem, was in einer nicht besonders wohlhabenden Region zur Verfügung stand. Und so variierte die Zusammenstellung von Anfang an, immer davon abhängig, was die Gastgeber vorrätig hatten. Ganz wichtig aber: Dazu gehört, wie der Name schon sagt, Kaffee satt! Natürlich stilecht serviert in der Dröppelmina – die Einheimischen bestehen darauf, dass das Gerät, nicht wie oft zu lesen, Dröppelminna heißt! Der eigentümliche Name der großen, bauchigen Kaffeekanne aus Zinn setzt sich aus „dröppeln“ für tropfen und „Mina“, einer Kurzform für den Namen Wilhelmina, wie früher häufig Hausdienerinnen gerufen wurden, zusammen. Auf dem Tisch platziert, können sich die Gäste reihum ihren Kaffee aus dem angebrachten Hahn „zapfen“. Der ist allerdings schnell mit Kaffeepulver verstopft und daher „dröppelt“ der Kaffee am Ende nur noch heraus.
Traditionalisten bestehen übrigens darauf, dass
die Kaffeetafel nur vom passenden Porzellan schmeckt: Und zwar dem mit dem klassischen weiß-blauen, sogenannten Zwiebelmuster. Zum Abschluss wird ein bergischer Korn oder ein Aufgesetzter serviert.