Читать книгу Geschichte der USA - Anke Ortlepp - Страница 24

Staatenverfassungen, Grundrechteerklärungen und Articles of ConfederationArticles of Confederation

Оглавление

Parallel zur Entstehung der UnabhängigkeitserklärungUnabhängigkeitserklärung vollzog sich in den einzelnen Kolonien die Neuordnung des politischen und konstitutionellen Lebens. Angesichts der leidenschaftlichen Auseinandersetzungen, bei denen schon sozial egalitäre, „gleichmacherische“ Forderungen aufkamen, fürchteten viele Gemäßigte und Besitzende um den inneren Frieden und wollten ein Weitertreiben der Revolution verhindern. Aber auch radikale Befürworter der Unabhängigkeit hielten es für dringend geboten, nach dem Zusammenbruch der britischenGroßbritannien Regierungsautorität zu stabilen Verhältnissen zurückzukehren und die gefährliche Phase des Nebeneinanders von alten und neuen Institutionen so rasch wie möglich zu beenden. In diesem Prozess der Loslösung von Monarchie und Empire nahm die aufklärerische Idee, das Volk sei der Souverän und könne sich selbst regieren, erstmals konkrete Gestalt an. Die VolkssouveränitätVolkssouveränität wurde schon deshalb zur neuen Legitimationsgrundlage, weil es in der amerikanischen Wirklichkeit des Jahres 1776 gar keine Alternative zur republikanischen Staatsform gab. Zentrale Bedeutung erlangten die geschriebenen Verfassungen: Eine constitution legte nicht mehr nur die Staatsform und die Kompetenzverteilung der Regierungsorgane fest, sondern errichtete überdies, wie das Town Meeting von Concord in MassachusettsMassachusetts schon im Oktober 1776 feststellte, „ein System von Prinzipien, das die Rechte und Freiheiten der Regierten gegen alle Übergriffe der Regierenden schützt“.

Auf Anfrage aus mehreren Hauptstädten hin hatte der Kongress Mitte Mai 1776 empfohlen, jede Kolonie solle „solch ein RegierungssystemRegierungssystem einrichten, das nach Meinung der Volksvertreter am besten geeignet ist, das Glück und die Sicherheit ihrer Wählerschaft im Besonderen und Amerikas im Allgemeinen zu gewährleisten“. New HampshireNew Hampshire und South CarolinaSouth Carolina waren dieser Empfehlung bereits zuvorgekommen und hatten im Januar bzw. März 1776 Verfassungen schriftlich niedergelegt, die ursprünglich als provisorisch angesehen wurden und nur bis zum Ende des Konflikts mit EnglandGroßbritannien in Kraft bleiben sollten. Zwischen Juni 1776 (VirginiaVirginia) und Oktober 1780 (MassachusettsMassachusetts) gaben sich neun weitere Kolonien bzw. Staaten Verfassungen, wobei einige zwei oder sogar drei Anläufe benötigten, bevor die Dokumente in Kraft treten konnten. ConnecticutConnecticut und Rhode IslandRhode Island beschränkten sich darauf, ihre Charter-Urkunden aus dem 17. Jahrhundert von Erwähnungen des Königs und der Monarchie zu „reinigen“. Einen anderen Sonderfall stellte Vermont dar, dessen Bürger sich weder New YorkNew York noch New Hampshire angliedern lassen wollten und die deshalb im Juli 1777 eine eigene, dem radikal-republikanischen Beispiel Pennsylvanias folgende VerfassungVerfassung annahmen. Ihren Antrag, als 14. Staat der Union beizutreten, lehnte der Kongress jedoch vorerst ab.

Obwohl den Siedlern die Unterscheidung zwischen Verfassungs- und Gesetzesrecht keineswegs fremd war, wichen die Prozeduren der Verfassungsgebung noch beträchtlich voneinander ab. Einige revolutionäre Körperschaften schrieben ohne speziellen Wählerauftrag Verfassungen und setzten sie ebenso eigenmächtig in Kraft. Diese Praxis wurde aber in der Öffentlichkeit bald als unvereinbar mit dem Prinzip der VolkssouveränitätVolkssouveränität kritisiert. PennsylvaniaPennsylvania berief deshalb einen speziellen Konvent ein, der sich auf die Ausarbeitung und Verabschiedung von VerfassungVerfassung und Grundrechteerklärung beschränkte. In MassachusettsMassachusetts einigte man sich schließlich auf ein Verfahren, das in seinen Grundzügen zum Vorbild für die ganze spätere konstitutionelle Entwicklung wurde: Ein nur zu diesem Zweck gewählter Konvent arbeitete die Verfassung aus und legte sie den Bürgern zur Stellungnahme vor; rechtskräftig wurde sie erst nach der Ratifizierung durch das Volk in den Town Meetings. Auf diese Weise erhielt die Verfassung eine „höhere Weihe“ als das Gesetzesrecht und konnte nicht mehr eigenmächtig vom Parlament, sondern nur unter Mitwirkung des souveränen Volkes geändert werden.

Inhaltlich stellten die neuen Verfassungen Kompromisse zwischen den beiden Flügeln der patriotischen Bewegung dar: dem radikal-republikanischen, der besonderen Wert auf die Bürgerbeteiligung und die Kontrolle der Regierenden legte, und dem konservativ-aufklärerischen, der im Sinne von MontesquieusMontesquieu, Charles de Secondat, Baron de De l’esprit des loisDe l’esprit des lois die Regierungsgewalten und sozialen Kräfte sorgsam ausbalancieren wollte. Das radikale Konzept setzte sich am reinsten in PennsylvaniaPennsylvania durch, das konservative in New YorkNew York und – unter dem Einfluss von John AdamsAdams, John – in MassachusettsMassachusetts. In der Vielfalt der Formen und Verfahrensweisen, die diese ersten revolutionären VerfassungenGewaltenteilungStaaten kennzeichnet, überwogen aufs Ganze gesehen die innovativen gegenüber den traditionellen Elementen. Zensusbestimmungen bestanden zwar weitgehend fort, wurden aber doch so sehr gelockert, dass sich die Repräsentation verbesserte, und zwar für die Bevölkerung im Allgemeinen wie für die Farmer des Hinterlands im Besonderen, deren Interessen bislang häufig von den Küstenbewohnern missachtet worden waren. Dieser Einflussgewinn der back country hatte u.a. zur Folge, dass viele Staaten innerhalb kurzer Zeit ihre Hauptstädte von der Küste ins Landesinnere verlegten. Im Schnitt waren jetzt 70–90 Prozent der erwachsenen weißen Männer wahlberechtigt, in New JerseyNew Jersey sogar auch unverheiratete und verwitwete FrauenFrauenWahlrecht, die über eigenen Besitz verfügten – eine Klausel, die 1807 zunächst wieder gestrichen wurde. Am untergeordneten rechtlichen Status der Frauen änderten die Verfassungen so gut wie nichts, obwohl sich viele Frauen aktiv an den revolutionären Demonstrationen und Boykotten beteiligt hatten. Abigail AdamsAdams, Abigail’ Appell an ihren Mann JohnAdams, John, bei der Verfassungsgebung „die Ladies nicht zu vergessen“, blieb ohne Echo. Reformer wie der Arzt Benjamin RushRush, Benjamin in PhiladelphiaPhiladelphia schrieben den Frauen als „republikanischen Müttern“ eine wichtige Funktion bei der politischen und moralischen Erziehung der Jugend zu. RushsRush, Benjamin Pläne für ein verbessertes staatliches Schulwesen, das auch Mädchen BildungschancenBildungswesen eröffnet hätte, fielen aber der Sparsamkeit oder dem Unverständnis der Verfassungs- und Gesetzgeber zum Opfer.

Abgesehen von PennsylvaniaPennsylvania und GeorgiaGeorgia, die nach dem Prinzip des simple government das Einkammer-SystemGewaltenteilungStaaten einführten, behielten die Staaten Senate bei, die im konservativen Verständnis das Eigentum repräsentieren und dem Schutz der besitzenden Schichten dienen sollten. In der Praxis büßten diese Oberhäuser aber bald viel von ihrer Exklusivität ein, weil sich die meisten Senatoren – ungeachtet höherer Besitzqualifikationen und längerer Amtszeiten im Vergleich zu den Unterhausabgeordneten – weniger als Sprecher von Klasseninteressen denn als Vertreter der territorialen Einheiten verstanden, in denen sie gewählt wurden. Von Funktion und Arbeitsweise her näherten sich Senate und Unterhäuser deshalb recht schnell einander an.

Aus der noch frischen Erinnerung an die Konflikte mit den königlichen Gouverneuren und Richtern heraus wurden die Befugnisse von Exekutive und JudikativeGewaltenteilungOberste GerichteGewaltenteilungStaaten in der Regel stark eingeschränkt. Ins Zentrum des RegierungssystemsRegierungssystem (frame of government) rückte die Legislative, das Parlament, das häufig sowohl die Gouverneure als auch die Richter wählen konnte. Meist ordnete man den Gouverneuren noch einen Exekutivrat bei, der sie kontrollieren und Machtmissbrauch verhindern sollte. Nur New YorkNew York und MassachusettsMassachusetts ließen die Gouverneure direkt vom Volk wählen und gaben ihnen das Recht, mit einem suspensiven Veto in die Gesetzgebung einzugreifen. Die Parlamentarier selbst unterlagen einer strengen Kontrolle durch ihre Wähler: Dafür sorgten der Grundsatz der jährlichen Wahlen (annual elections), die vielfach noch geübte Praxis des imperativen Mandats, die Ämterrotation sowie die Möglichkeit des Rückrufs von Abgeordneten während der Legislaturperiode. Die Judikative schließlich galt zwar noch nicht als „dritter Regierungszweig“, aber in einigen Staaten besaßen die Obersten Gerichte doch schon genügend Autorität, um in Form der judicial reviewJudicial Review über die Verfassungsmäßigkeit von Gesetzen zu entscheiden.

Die Diskussion über GrundrechteGewaltenteilungStaaten, natural and fundamental rights, war ein wesentlicher Teil dieser konstitutionellen Neuordnung. In einigen Staaten gingen die Verfassungsgeber von der Fortgeltung der alten Rechtsgarantien aus; in anderen formulierten sie separate Grundrechtskataloge und stellten sie als bills of rights oder declarations of rights neben das Organisationsstatut der Regierung, den frame of government; in MassachusettsMassachusetts schließlich fand John AdamsAdams, John 1780 eine wegweisende Lösung, indem er die Grundrechtsartikel als eigenständigen ersten Teil in die VerfassungVerfassung integrierte. Obgleich die Rechteerklärungen an koloniale Traditionen anknüpften, brachten sie in zweierlei Hinsicht Neues: Zum einen galten die fundamentalen Rechte und Freiheiten nicht mehr länger als „rights of Englishmen“, sondern als von Gott verliehene „natürliche Rechte“; zum anderen diente ihre schriftliche Fixierung über den konkreten Schutz vor staatlicher Willkür hinaus zur Begründung und Sinngebung des republikanischen RegierungssystemsRegierungssystem. Am deutlichsten kam dies in der Virginia Declaration of RightsVirginia Declaration of Rights (1776) zum Ausdruck, die der juristisch versierte Pflanzer George MasonMason, George formuliert hatte und die am 28. Juni 1776 vom Provinzialkongress angenommen worden war. Ihre 16 Artikel füllten schon vor der UnabhängigkeitserklärungUnabhängigkeitserklärung die Begriffe „limited government“ und „inalienable rights“ mit Inhalt. Zu der LockeLocke, John’schen Trias von Leben, Freiheit und Eigentum traten der Schutz vor Durchsuchung oder Verhaftung ohne richterlichen Befehl, das Verbot von Folter und grausamen Strafen sowie der Anspruch des Angeklagten auf einen raschen Prozess und ein Geschworenengericht aus seiner Nachbarschaft; als spezielle republikanische Freiheiten wurden aufgeführt das WahlrechtWahlrecht und das Widerstandsrecht, die Pressefreiheit und die unbehinderte Religionsausübung gemäß der Gewissensentscheidung des einzelnen Bürgers. Hinzu kam die Garantie des MilizsystemsMilizsystems, das die Revolutionäre – ganz im Sinne der Country-Parole „No standing army!“ – der europäisch-monarchischen Militärtradition entgegenstellten. Diese RechteGewaltenteilungStaaten und Freiheiten fanden eine wichtige Ergänzung in der Verpflichtung der Bürger zu Gerechtigkeit, Mäßigung, Sparsamkeit, Fleiß und christlicher Nächstenliebe. Hinter den einzelnen Bestimmungen wurde eine republikanische Utopie sichtbar: das Bild des sittenstrengen, sich selbst regierenden Volkes; eines StaatswesensGewaltenteilungStaaten, das ganz auf die Zustimmung seiner Bürger gründet, von denen Tugend (virtuevirtue) im klassischen Sinne erwartet wird, d. h. Tatkraft, Rechtschaffenheit und aufopfernde Hingabe an das Gemeinwohl. Aus dieser Perspektive galten die Regierenden nicht länger als Herrscher (rulers), sondern waren auf Zeit berufene Treuhänder (trustees) des Volkes. Alle gemeinsam unterstanden dem Recht, das in der Verfassung seine erhabenste Gestalt annahm. Mit dieser Sammlung von Fundamentalsätzen leitete die Virginia Declaration of RightsVirginia Declaration of Rights (1776) eine neue Epoche der Verfassungsentwicklung ein, die über die französische Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte und die konstitutionellen Kämpfe des 19. Jahrhunderts bis zur Charta der Vereinten NationenVereinte Nationen und den verschiedenen Menschenrechtskonventionen des vergangenen und unseres Jahrhunderts reicht. Die amerikanischen Einzelstaaten verwirklichten damit erstmals – auf der Grundlage des englischenGroßbritannien Erbes und der kolonialen Erfahrungen – das Modell einer Zivilgesellschaft (civil society), das keine Trennung von Staat und bürgerlicher Gesellschaft kennt, sondern Politik als Konsequenz des Mehrheitswillens und der öffentlichen Meinung (public opinion) definiert.

Der eklatante Widerspruch, der sich zwischen dem in den meisten VerfassungenGewaltenteilungStaaten verankerten Gleichheitspostulat und der Fortdauer des Sklavereisystems auftat, blieb den Zeitgenossen keineswegs verborgen, sondern wurde – zumindest von MaineMaine bis VirginiaVirginia – Teil der Revolutionsdebatte. Aus mehreren Richtungen geriet die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) während dieser Zeit unter starken Druck: Die QuäkerQuäker rangen sich endlich zu einer dezidiert sklavereifeindlichen Haltung durch, und sie erhielten zunehmend Unterstützung von anderen Religionsgemeinschaften, insbesondere den BaptistenBaptisten und MethodistenMethodisten, die im Verlauf des Great AwakeningGreat Awakening sowohl im Norden als auch im SüdenSüden viele Anhänger gewonnen hatten; das Gedankengut der AufklärungAufklärung, das die Kolonien von Europa aus erfasste, wirkte zunächst auf eine „Humanisierung“ der SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner), dann aber immer stärker auf ihre Überwindung hin; die republikanische Ideologie, die das Denken und Handeln der radikalen PatriotenPatrioten bestimmte, war nur schwer mit der permanenten Entrechtung eines Bevölkerungsteils zu vereinbaren, und sie mobilisierte auch viele freie Schwarze und sogar Sklaven, die sich mit Petitionen an die Kolonial- und Staatenparlamente wandten; und schließlich kritisierte auch der liberale Ökonom Adam SmithSmith, Adams in seinem 1776 veröffentlichten Werk The Wealth of NationsThe Wealth of Nations (1776) das Sklavereisystem als Verstoß gegen die ehernen Gesetze der WirtschaftWirtschaft und als ineffizient im Vergleich zu „freier“ Arbeit. 1774 bezog der Kontinentalkongress Sklaven in den Boykott englischer Importe ein, und der Krieg unterbrach vollends die Sklaveneinfuhr aus AfrikaAfrika und der KaribikKaribik. Nach der UnabhängigkeitserklärungUnabhängigkeitserklärung entstanden in den meisten Staaten nördlich der ChesapeakeChesapeake Bay Antisklaverei-Gesellschaften, die häufig von QuäkernQuäker geführt oder beeinflusst wurden und die noch während des Krieges Kontakt zu der beginnenden AbolitionismusAbolitionisten-BewegungAbolitionisten in EnglandGroßbritannien aufnahmen. Im Krieg selbst stellten die Engländer ebenso wie die Patrioten (mit Ausnahme der Plantagenbesitzer in den Carolinas und GeorgiaGeorgia) denjenigen Afroamerikanern die Freiheit in Aussicht, die sich ihnen anschlossen und Militärdienst leisteten.

Dieser starke Antisklaverei-Impuls leitete das Ende der peculiar institutionpeculiar institution im Norden ein, aber er erschütterte sie auch in VirginiaVirginia und MarylandMaryland, deren Pflanzer ohnehin seit geraumer Zeit nach Alternativen zur Tabak-Monokultur suchten. Einige NeuenglandNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen)-Staaten wie MassachusettsMassachusetts, ConnecticutConnecticut und Vermont (das der Union offiziell erst 1791 beitrat) hoben die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) per VerfassungVerfassung, durch Gesetze oder auf dem Weg über Gerichtsurteile umgehend auf. Das Oberste Gericht von Massachusetts stützte sich in einer entsprechenden Entscheidung von 1783 (Quock Walker CaseQuock Walker Case) explizit auf die Grundrechteerklärung in der Staatsverfassung, die den Satz „all men are created equal“ enthielt. Die weiterhin ambivalente Haltung der weißen Bevölkerung kam darin zum Ausdruck, dass den freien Schwarzen einerseits zwar gleiche Rechte einschließlich des WahlrechtsWahlrechtAfroamerikanerAfroamerikanerWahlrecht gewährt wurden, dass das Parlament von Massachusetts andererseits aber Ehen von Weißen mit Schwarzen, Mischlingen und IndianernNative AmericansRevolution verbot. Die meisten Nord- und Mittelstaaten folgten dagegen dem Beispiel Pennsylvanias, dessen Parlament 1780 die „graduelle“ Sklavenbefreiung beschloss. Die entsprechenden Gesetze legten fest, dass alle Kinder von Sklaven, die nach einem bestimmten Datum geboren wurden, ihre Freiheit erhielten, den Besitzern aber noch bis zur Volljährigkeit unentgeltlich dienen mussten. Gekoppelt mit einem Einfuhrverbot von Sklaven bedeutete dies das allmähliche „Absterben“ der SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) im Norden der USA, auch wenn 1810 immer noch 30.000 Sklaven nördlich der Mason and Dixon LineMason-Dixon-Linie lebten, die seit den 1760er Jahren die Grenze zwischen PennsylvaniaPennsylvania und Maryland und damit zwischen Norden und SüdenSüden markierte. In Maryland, DelawareDelaware und Virginia, wo die Mehrzahl der Afroamerikaner lebte, ließ sich selbst eine graduelle EmanzipationAfroamerikanerEmanzipation nicht durchsetzen, aber die Kritik an der SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) und ökonomische Überlegungen führten doch immerhin dazu, dass die Freilassung von Sklaven erleichtert wurde. Die Folge war ein rasches AnwachsenAfroamerikanerBevölkerungsentwicklung der freien schwarzen BevölkerungBevölkerungsentwicklung im Upper SouthUpper South, etwa in Virginia von 1800 im Jahr 1782 auf über 30.000 im Jahr 1810. Weiter südlich leisteten die Plantagenbesitzer jedoch nicht nur erbitterten Widerstand gegen jeden Versuch, die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) in Frage zu stellen, sondern nahmen sofort nach dem Friedensschluss von 1783 im großen Stil die Sklaveneinfuhr wieder auf, um die während des Krieges durch Flucht und Tod erlittenen Verluste auszugleichen.

Wie schon die Petitionen von freien Schwarzen und Sklaven an die Parlamente der Einzelstaaten zeigten, ließen die AfroamerikanerAfroamerikanerEmanzipation die Revolution keineswegs passiv über sich ergehen, sondern versuchten, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. In dieser Phase erwuchs der schwarzen Bevölkerung eine erste Generation von Führungspersönlichkeiten, Männer und FrauenAfroamerikanerFrauen, die meist schon seit längerer Zeit in Freiheit lebten und durch die religiöse Aufbruchstimmung des Great AwakeningGreat Awakening beeinflusst worden waren. Zu ihnen gehörten gebildete Afroamerikaner wie Phillis WheatleyWheatley, Phillis, die sich in BostonBoston als Schriftstellerin betätigte, oder Benjamin BannekerBanneker, Benjamin, ein Mathematiker und Astronom aus MarylandMaryland, der in die wissenschaftliche Elite Philadelphias aufgenommen worden war; aber auch einfache Leute wie Prince HallHall, Prince, der die Schwarzen in Boston mit Reden, Pamphleten und Petitionskampagnen mobilisierte, und Richard AllenAllen, Richard, der seit 1780 als methodistischer Wanderprediger durchs Land zog und wenig später in PhiladelphiaPhiladelphia die erste autonome schwarze BaptistenBaptisten-Kirche gründete. Solche Initiativen wurden von vielen AfroamerikanernAfroamerikanerEmanzipation nicht nur als Zeichen einer „geistigen Wiedergeburt“ verstanden, sondern bildeten auch den Auftakt zur Entstehung zahlreicher schwarzer Selbsthilfeorganisationen, die BildungsBildungswesen- und Sozialaufgaben übernahmen. Von nun an fungierten die Sprecher der freien Schwarzen in den Nord- und Mittelstaaten als „Gewissen der Nation“, weil sie sich in ihrem Kampf gegen die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) stets auf die Prinzipien der UnabhängigkeitserklärungUnabhängigkeitserklärung berufen konnten.

Den vorläufigen Abschluss der revolutionären Umwälzung in Amerika bildete die erste Unionsverfassung, die Articles of ConfederationGewaltenteilungKonföderationArticles of Confederation, die der nun in Permanenz tagende Kontinentalkongress am 15. November 1777 mitten im Krieg verabschiedete. Sie atmeten ganz den Geist der republikanischen Country-IdeologieCountry-Ideologie mit ihrem Machtmisstrauen und ihrer Vorliebe für „einfache“, dezentrale Regierungsstrukturen. In den Kongressdebatten wurde auch häufig auf MontesquieuMontesquieu, Charles de Secondat, Baron de Bezug genommen, der in De l’esprit des loisDe l’esprit des lois gewarnt hatte, dass Republiken ihren freiheitlich-egalitären Charakter einbüßen würden, wenn sie sich einer starken ZentralgewaltRegierungssystemZentralgewalt unterordneten. Ideal sei dagegen der Zusammenschluss mehrerer kleiner Republiken zu einer lockeren KonföderationGewaltenteilungKonföderationKonföderation, die nach Art der Schweizer Eidgenossenschaft für eine Vertretung der gemeinsamen Interessen nach außen sorge. Dementsprechend schlossen die dreizehn amerikanischen Staaten unter dem Namen „The United States of America“ einen „festen Freundschaftsbund“, in dem jedes einzelne Mitglied souverän blieb und das kollektive Organ, der KonföderationskongressKonföderationskongress, nur die ihm ausdrücklich übertragenen Befugnisse ausüben durfte. Im Kongress, der aus jährlich von den Staatenparlamenten gewählten Vertretern gebildet wurde, besaß jeder Staat – unabhängig von seiner Größe und Einwohnerzahl – nur eine Stimme. Die Delegierten durften gemäß der republikanischen rotation in office-Maxime in einem Zeitraum von sechs Jahren maximal drei Jahre Dienst tun. Aus ihrer Mitte wählten sie einen Präsidenten, der aber lediglich repräsentative Funktionen zu erfüllen hatte und dessen Amtsperiode auf ein Jahr beschränkt war. Die Arbeit wurde vorwiegend in Komitees geleistet, von denen sich einige in Richtung von Exekutivbehörden wie Außen- und Kriegsdepartment entwickelten.

Die Articles of ConfederationGewaltenteilungKonföderationArticles of Confederation gaben dem Kongress das Recht, über Krieg und Frieden zu entscheiden, ein Heer und eine Flotte aufzustellen und einen Oberbefehlshaber für die Streitkräfte zu ernennen; ferner durfte der Kongress Verträge mit auswärtigen Mächten schließen, Gesandte entsenden und empfangen, Kredite und Anleihen aufnehmen sowie Münzen prägen und Papiergeld emittieren. Schließlich sollte er Grenzstreitigkeiten der Staaten schlichten, für Seerechtsfragen zuständige Gerichte etablieren und den Postdienst der Union regeln. Andererseits hatte der Kongress keine Gesetzgebungsbefugnis, sondern konnte nur Resolutionen (Ordinances) verabschieden, und durfte weder Steuern noch Zölle erheben. Der Finanzbedarf der Union sollte durch ein Umlage- oder Matrikularverfahren gedeckt werden, bei dem der Kongress die jährlich benötigte Gesamtsumme festsetzte und die Staaten ihren jeweiligen Anteil, der sich nach dem geschätzten Wert des kultivierten Landes bemaß, in die gemeinsame Kasse einzahlten. Wichtige Entscheidungen mussten mit ZweidrittelmehrheitGewaltenteilungKonföderation getroffen werden, und Änderungen der Articles bedurften der Zustimmung sämtlicher Einzelstaatenlegislativen. Offiziell trat diese KonföderationsverfassungKonföderation erst am 1. März 1781 in Kraft, nachdem die „landreichen“ Staaten, deren koloniale Charterrechte bis weit nach WestenWesten reichten, die hauptsächlich von MarylandMaryland verfochtene Forderung erfüllt hatten, die Gebiete zwischen AppalachenAppalachen und MississippiMississippi (Fluss) in den Gemeinschaftsbesitz der Union zu überführen.

Geschichte der USA

Подняться наверх