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Kapitel 3: Demokratisierung, MarktwirtschaftWirtschaft und territoriale ExpansionTerritoriale Expansion, 1815–1854

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Nach 1815 unterschieden sich die Vereinigten Staaten fundamental vom kolonialen Amerika der 1760er Jahre, aber sie entsprachen keineswegs den Wunschbildern, die Revolutionären wie John AdamsAdams, John oder Thomas JeffersonJefferson, Thomas vorgeschwebt hatten. Um diese Zeit existierte in den USA, wie der Historiker Gordon S. WoodWood, Gordon S. schreibt, „die am meisten egalitäre, individualistische und erwerbsorientierte Gesellschaft der Welt“. Im Verlauf der Revolution und der beiden Kriege gegen EnglandGroßbritannien waren die materiellen wie die geistigen Fesseln gesprengt worden, die Nordamerika noch mit der ständisch-hierarchischen Welt der frühen Neuzeit verbunden hatten. Die common people, die einfachen Leute, traten handelnd in die Geschichte ein, und wer politisch reüssieren wollte, konnte ihre Wünsche und Ängste nicht mehr außer Acht lassen, geschweige denn sie verächtlich behandeln. Diesem Transformationsprozess fielen die idealistischen Vorstellungen von den überschaubaren Gemeinschaften tugendhafter, selbstloser Bürger oder von der wohlmeinenden Herrschaft einer „natürlichen Aristokratie“ zum Opfer. Dafür bot das neue Amerika jedem Einzelnen seiner weißen männlichen Bürger unvergleichlich gute Chancen, das eigene Los ohne Rücksicht auf traditionelle Rangordnungen und gesellschaftliche Konventionen zu verbessern. Jetzt begann CrèvecoeursCrèvecoeur, St. John de Aussage Sinn zu machen, dass in Amerika ein „neuer Mensch“ geboren werde, der seine europäischen Vorurteile und Gewohnheiten gegen neue Lebensformen austauscht, der neuen Regierungen gehorcht und nach neuen Prinzipien handelt. Das bedeutete zwar keineswegs den Abbau aller sozialen Schranken und Hierarchien oder gar eine Annäherung der Besitzverhältnisse zwischen Arm und Reich. Es traf natürlich auch nicht auf die Sklaven, die meisten freien AfroamerikanerAfroamerikaner und die Masse der Frauen zu, die materiell und rechtlich von ihren Vätern und Ehemännern abhängig blieben. Die neue GesellschaftsordnungGesellschaftAntebellum war aber doch bemerkenswert offen, durchlässig und mobil, und ihre Struktur formte sich immer stärker aus den wandelbaren Gegebenheiten von persönlichem Verdienst, beruflichem Erfolg und politischem Ansehen. In den Südstaaten spielte Land- und Sklavenbesitz nach wie vor die beherrschende Rolle, aber überall sonst bemaß sich der soziale Status eher nach der Fähigkeit, Kapital zu akkumulieren und es in Handel und Industrie Gewinn bringend anzulegen. Equality, verstanden als soziale Ebenbürtigkeit und Gleichheit vor dem Gesetz, wurde zum zentralen Wert und wirksamen Schlagwort, obwohl die Besitzunterschiede eher zu- als abnahmen.

Die „Gründerväter“ John AdamsAdams, John und Thomas JeffersonJefferson, Thomas, die ihre politischen Gegensätze in einer 1812 wieder aufgenommenen Korrespondenz allmählich überwanden, fühlten sich von dem rastlosen Streben der Amerikaner nach materiellen Gütern eher befremdet. Die große Mehrheit ihrer Landsleute machte aber resolut-optimistisch von den sich bietenden Gelegenheiten Gebrauch und setzte damit eine wirtschaftlicheWirtschaft und gesellschaftliche Dynamik in Gang, die nicht mehr zum Stillstand kommen sollte. Der auf das private Interesse ausgerichtete IndividualismusIndividualismus und der durch ihn entfesselte Wettbewerb wurden zum Kern einer neuen, „liberalen“ amerikanischen Identität. Starke Gegengewichte bildeten jedoch weiterhin der egalitäre, gemeinschaftsorientierte RepublikanismusRepublikanismus, der die Werte der Revolution hochhielt, und die evangelikale Volksfrömmigkeit, die immer wieder soziale Reformimpulse freisetzte. Die Entstehung eines nationalen Marktes und der Übergang vom Agrar- und Handelskapitalismus zur IndustrialisierungIndustrialisierung erzeugten Spannungen zwischen den sich neuformierenden GesellschaftsschichtenGesellschaftAntebellum sowie zwischen privatem Egoismus und der Notwendigkeit des sozialen Zusammenhalts. Aus diesen Spannungen ging bis zur Jahrhundertmitte eine eigentümliche, regional unterschiedlich geprägte Kultur hervor, in der sich frühindustrieller Kapitalismus, demokratischer Republikanismus und evangelikaler ProtestantismusProtestantismus gegenseitig durchdrangen.

Die Risiken und Gefahren des hemmungslosen Besitzindividualismus veranschaulichte schlaglichtartig die FinanzpanikFinanzwesenAntebellum von 1819, die aus übersteigerter Landspekulation im WestenWesten resultierte und eine mehrjährige Rezession nach sich zog. Dieser Krise sollten bis 1860 noch zwei weitere schwere wirtschaftliche Einbrüche folgen, doch keiner von ihnen konnte für längere Zeit den säkularen Wachstumstrend aufhalten, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts eingesetzt hatte. In dreifacher Hinsicht standen die Zeichen im postrevolutionären Amerika auf Expansion: Politisch verlangten immer mehr Menschen nach Mitsprache und wurden immer breitere Bevölkerungsschichten durch die Parteien in den politischen Prozess einbezogen; ökonomisch wuchsen die Vereinigten Staaten zu einem großen Binnenmarkt zusammen und weiteten gleichzeitig ihre Handelsbeziehungen zum Rest der Welt aus; und territorial gelang ihnen im Krieg gegen MexikoMexikoMexikanisch-Amerikanischer Krieg 1846–1848 der endgültige Durchbruch zum Pazifik. Gerade diese rasche Expansion, ab den 1840er Jahren verbunden mit einer Masseneinwanderung aus Europa, verschärfte aber auch die regionalen Gegensätze und heizte den Streit um die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) an, der 1861 in die Zerreißprobe des BürgerkriegsBürgerkrieg führte.

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