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6 Ein kleines Zwischenspiel

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Während sich das ganzen Universum in Aufbruchsstimmung befand herrschte auf Ars immer noch, wie in alten Zeiten auch, die Mentalität der Gemächlichkeit. Die waghalsig wilden Wettkämpfe der Dakuai, die wie immer unter der Rubrik „Spiele“ verbucht wurden hingegen, hätten so manch einen Beobachter in ungläubiges Staunen versetzt. Eine verwegene Bande die mit ihren Pferden verwachsen, am liebsten durch die endlose Weite der Wüste streifte, bizarr zerklüfteten Canyon ihren alltäglichen Spielplatz nannte, Wettkämpfe austrug, bei denen manch einer nicht nur Haare sonder auch schon mal Blut lassen musste. Doch nicht nur das unterschied sie von der Außenwelt.

Trotz der Kargheit des Landes war man autonom. Es war eine der vielen Besonderheiten der Dakuai mit wenig auszukommen, wie überhaupt ihr ganzes Wesen nicht dem der anderen Völker entsprach.

Das was man zum Leben brauchte lieferten die urbar gemachten Randgebiete von Ars. Fruchtbarer Boden, den man mit viel Liebe und Geduld der allgegenwärtigen Wüste abgerungen hatte. Das Los bestimmte wer zum alljährlich wechselnden Sesshaftsein verdonnert wurde, wer nun für das nächste Jahr das Land bestellen würde. Schimpfend und fluchend die auf die das Los fiel, doch lachend die anderen. Gutmütig murrend ergab man sich dem Schicksal, das jeden irgendeinmal in seinem Leben traf. Jubelnd zogen die anderen von dannen, nicht ohne mit deftigen Scherzen die zurückbleibenden zu traktieren. In einem Jahr vielleicht schon würde der, der am meisten Schabernack trieb an seiner Stelle sein, doch das störte keinen.

„Jeder Grund um ausgelassen zu sein ist ein guter Grund um ausgelassen zu sein“, lautete ihr Motto. Es war ein Spiel, ein Spiel das täglich von neuem gespielt wurde.

Doch war es das wirklich…? Ein Spiel…? Ein Zeitvertreib…? Nein! Doch nur mit dieser Einstellung konnte dieses bemerkenswerte Volk ihr karges Überleben lebenswert gestalten. Es war diese Eigenschaft die ihnen jene Stärke gab, die anderen, die den täglichen Kampf als ein notwendiges Übel betrachten, fehlt.

Das war das Land in dem Tomo, dieser von den Heldentaten seiner Vergangenheit stark angeschlagene Abenteurer, nun daheim war.

„Von weit her“, war seine Antwort, wenn er gefragt wurde von woher er denn nun käme. Man bohrte nicht weiter. Indiskretion war nicht Sache dieser Leute die ihre Tage lieber mit sportlichen Wettkämpfen verbrachte.

Sein Sieg über den damaligen Bakkai, und seine darauffolgende Ehe mit Moira, dessen Gattin, machten ihn zum neuen Anführer der Gruppe, obwohl seine Charaktereigenschaften das krasse Gegenteil dessen waren was die Eigenschaften eines Dakuai darstellten. Er war kein guter Ehemann, geschweige denn ein guter Vater, doch in seiner Eigenschaft als Anführer musste man seinesgleichen suchen. Er hatte seinen Sieg im Duell errungen, das genügte um ihn als Anführer anzuerkennen.

Durch Sieg im Zweikampf oder durch Erbe wurde die Nachfolge bestimmt. Der Titel wurde nicht unbedingt an den ältesten vererbt, was zählte war Fähigkeit, und so war es nicht verwunderlich das auch Frauen geachtete Bakkaias wurden.

Zwistigkeiten um die Nachfolge gab es so gut wie nie, man kannte die Fähigkeiten und Talente des anderen an. Der Sage nach gab es nur einmal ein Gefecht das mit einem Brudermord in die Geschichte einging.

Was die Gegenwart betraf, so ging die Arbeit auf den Bohrfeldern, genauso wie das tägliche Leben, gemächlich vonstatten. Das was man hatte und das was man tat reichte für den Eigenbedarf und da der Imperator keine weiteren Forderungen stellte verzichtete man völlig auf den Abbau der Minen. Die meisten Arbeiter waren längst heimgekehrt, schweren Herzens, Tomo erleichtert.

Er wusste längst um die großen Mengen an Uran, Erzen und Edelmetallen, größer noch als zuerst vermutet. Dass diese praktisch aus dem Boden schossen, wie anderorts Pilze nach einem sommerlichen Regenguss, konnte er bei jedem Ausritt in gar nicht so entlegene Regionen immer wieder beobachten. Doch das letzte das ihn interessierte war Geld. Auf Ars tickten die Uhren immer noch anders. Und so hatte er stets alle Hände voll zu tun die „richtigen Schürfgründe“ ausfindig zu machen, denn in den meisten Minen war es tatsächlich leichter etwas zu finden als mit leeren Händen zurück zu kommen. Die Schätze lagen buchstäblich auf der Straße.

Nur weit draußen in der südlichen Wüste, da wo die Mineralogen jedoch die größten Vorkommnisse vermuteten, war tatsächlich nur sehr wenig zu finden. Tomo hatte sich dieses Wissen von Anfang an zu Nutze gemacht und auch, dass sich die feinen Herren eher selten die Finger schmutzig zu machen gedachten. Sie schickten einfach nur die Arbeiter los, die lediglich daran interessiert waren ihren sechsmonatsvertrag zu erfüllen. Nach was sie da schürften und was sie da zutage förderten war ihnen egal.

Nichts was den Aufwand lohne meinten recht bald die Vorarbeiter, wenn nach wochenlangem buddeln und schürfen nicht viel mehr als eine Handvoll Erze gefördert wurde.

Doch der Schein musste gewahrt werden, und so heuerte man regelmäßig, alle sechs Monate, neue Arbeiter an. Solange bis selbst die habgierigsten Bosse einsehen mussten, dass auf diesen verdammten Planeten nichts zu holen war, das den Aufwand lohnte menschliches Material zu entsenden.

Allmählich richtete sich das Augenmerk der Kompanien wieder auf andere, lukrativere Plätze, wie zum Beispiel Marab.

„Dieser Planet muss nun bald wie ein Schweizer Käse aussehen“, so ähnlich lauteten später die Witze, die jedoch als Komplimente verstanden wurden, wenn man versuchte mit dem jungen Grafen von Herso ins Geschäft zu kommen.

Tarik kam so oft es ging, soweit es seine Aufgaben zuließen und sofern ein Flieger Ars auf seinen Flugplan hatte - was selten genug vorkam. Meist waren es nur jene Frachter die neue Arbeiter brachten und so musste er schon mal Umwege in Kauf nehmen. Es herrschte lediglich eine regelmäßige Flugverbindung zwischen Herso und Sovo. Die Route Marab, Herso und Ursena, war nur für den Imperator und den Grafen von Herso von Interesse.

Omega Piron, und das Alpha Priori System wurden nur sporadisch angeflogen, immer dann, wenn menschliche Ware für die Bosse im Sonderangebot zu haben war. Tarik nutzte die Gelegenheit mit diesen Frachtern mitzufliegen, wenn sie dann Arbeiter nach Ars beförderten.

Tomo begnügte sich mit seiner Situation, stellte auch weiterhin keine Forderungen an seine Frau, und seit sein Blick auf Nakita gefallen war, erlosch auch das letzte bisschen Interesse an Hannah.

So vergingen die Jahre, gemächlich, und Masheba wuchs, woran niemand gezweifelt hatte zu einer Schönheit heran. Sie zählte nun zwölf Jahre, vielleicht auch vierzehn, bei den Dakuai wusste man das nie so genau. Alter wurde nicht so sehr in Jahren gemessen, eher in Abschnitten. Jetzt war sie jung, das würde sie auch in zwanzig und dreißig Jahren noch sein, dann war sie eben anders jung.

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