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12 Masheba und Tariks Rückkehr

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„Dein Mann hat dich also zurückgeschickt…!“ Der tadelnde, unwillige Blick Tomos entspannte sich als er in ihr müdes, immer noch kindliches Gesicht blickte. Langsam erhob er sich von seinem zerwühlten Lager. Entsetzt blickte Masheba in das um Jahre gealterte Antlitz ihres Vaters. Alles hatte sie erwartet, Schelte, Belehrungen, doch keinen todkranken Mann.

„Was ist geschehen Vater, was fehlt dir?“ Er wich einer direkten Antwort aus, stattdessen fuhr er fort:

„Ich will mich nicht entschuldigen, doch irgendwie habe ich das Gefühl dass du ein Recht darauf hast die Wahrheit zu erfahren.“ Vom seinen Leiden gezeichnet, dem Tode näher als dem Leben, fiel ihm das sprechen sichtlich schwer. Trotzdem, seine anschließende Beichte schien eher dazu gedacht die eventuell doch existierenden Götter gnädig zu stimmen, als dem ratlos dreinblickenden Mädchen Hilfestellung zu leisten, denn immer noch brachte er es nicht fertig ihr offen in die Augen zu schauen.

Über seinen Zustand, über die Krankheit die ihn seit Monaten schon an sein Lager fesselte mochte er nicht sprechen. Doch die Erinnerung an seine Vergangenheit schien wieder etwas Leben in den abgemagerten Körper zu bringen.

„Eigentlich begann alles damals, vor langer Zeit, du warst noch ein Kind und konntest gerade die ersten Schritte tun…“

Er musste lange überlegen bevor er zögernd fortfuhr. Was nun folgte war auch Teil seiner eigenen bewegten Lebensgeschichte, von der bisher keiner etwas ahnte.

„Fast ungesehen landeten wir, ich und ein paar meiner Männer mit einem ziemlich ramponierten Raumschiff auf diesen Planeten. Erst durch den Anführer eines kleinen Nomadenstammes wurden wir weit draußen in der offenen Wüste entdeckt und als Gefangene zu Haraikos dem großen Bakkai gebracht.

Die wenigen anderen die in den Jahren vor uns auf diesen von der Außenwelt fast völlig ignorierten Planeten notgelandet waren, wurden, wie es die Tradition verlangte gastfreundlich aufgenommen. So wenigstens erklärte es uns später Haraikos, der uns an diesem Tag bereits auf halben Weg entgegenkam. Und so war es nicht verwunderlich, dass auch wir, die Gestrandeten, nachdem wir von unserem Missgeschick erzählt hatten, mit offenen Armen empfangen wurden. Eine lange Geschichte mein Kind, eine lange Geschichte, doch bin ich zu erschöpft um dir heute mehr zu erzählen.“

Seine letzten Worte waren kaum noch zu verstehen. Dann mit letzter Kraft, Masheba war noch näher gerückt, hauchte er, bevor er entkräftet in seine Kissen sank, die für das Mädchen so verheerenden Worte: „ich habe deine Mutter zur Frau genommen als du bereits zwei Jahre zähltest, also wie du siehst bin ich gar nicht dein Vater.“

In Mashebas Universum schien die Zeit zu kollabieren. Das letzte Stückchen „heile Welt“, ihr Vater, zerplatzte wie eine Seifenblase.

Wie eine Sturzflut die alles mit sich reißt was sich ihr in den Weg stellt, ergossen sich nun all die ungeweinten Tränen der letzten Wochen und Monate. Ihre unsägliche Traurigkeit, ihre Einsamkeit, jene endlosen Momente verzweifelnden Hoffens jedoch .konnten sie nicht lindern. Dieser Stachel saß tiefer, viel tiefer.

„Oh Tarik, dass du hier bist…“ schluchzend warf sich Masheba in seine Arme. Sie waren in der gleichen Maschine gekommen, doch reiste sie, ungesehen von den anderen Passagieren in einer Privatkabine. Soviel wenigstens hatte Xedek ihr zugestanden. „Eine Privatmaschine“, für diesen Vorschlag seines Sekretärs hatte er nur ein ärgerliches Knurren übrig.

Gleich nach ihrer Ankunft hatte Tomo sie zu sich gerufen.

Tarik war noch mit der Einreisebehörde beschäftigt, die Tomo erst kürzlich ins Leben gerufen hatte. Der Diensthabende wäre, wie Tarik sehen konnte; lieber bei seinen Kameraden draußen in der Wüste gewesen. Dessen ungeachtet nahm der Junge seine Aufgabe äußerst ernst, etwas das Tarik peinlich berührte. Alles hätte er hier erwartet, nur keine Bürokratie. Dass der Junge lediglich auf Tomos ausdrücklichen Befehl handelte, äußerste Vorsicht bei allen Fremden walten zu lassen, erfuhr er erst viel später.

Der Bursche konnte sich zwar an Tariks Gesicht erinnern, doch nicht an den Namen „Roman Jevitsch“, auf den seine Dokumente ausgestellt waren. Auf Anraten des Professors hatte er seine eigenen Papiere zurückgelassen, falls bei seiner Abreise doch noch verstärkte Kontrollen durchgeführt werden sollten. Und so kam es, dass man sich erst Stunden später begegnete.

Nun erzählte sie ihm was sie soeben von ihrem Vater erfahren hatte.

„Tarik, es kommt noch schlimmer…! Ich glaube…, ich glaube dass ich schwanger bin.“ Es folgte ein langes Schweigen. Er traute sich nicht es zu unterbrechen, denn tröstende Worte waren das letzte was sie von ihm erwartete, dazu kannte er sie zu gut.

„Du musst mit mir schlafen…, denn nur wenn ich glauben könnte, dass du der Vater bist werde ich das Kind lieben können.“ Tarik stand wie vom Donner gerührt.

„Masha, du bist für mich wie eine kleine Schwester…, ich habe deine Tante geliebt. Ich, ich…, .euch beiden so etwas anzutun…, das kann ich nicht.“

„Du bist es ihr schuldig…, sie würde es gut heißen.“ Die Augen des Mädchens füllten sich mit Tränen die einer plötzlichen Entschlossenheit wichen. Mit festem Blick schaute sie ihm in die Augen:

„Ich werde das Kind töten sobald es auf der Welt ist, wenn ich nicht glauben könnte dass du der Vater bist… und ich werde keinen Moment zögern. Glaube mir.“

Er glaubte ihr.

„Kind, weißt du was du von mir verlangst…?“ Zärtlich strich er ihr übers Haar und nahm sie in seine Arme.

„Denk nicht Tarik…, tu es, tu es einfach!“

Tarik anfänglicher Verdacht - nun mit Tomos Gesundheitszustand konfrontiert - schien sich nicht zu bestätigen. Doch wer konnte daran interessiert sein die beiden zu töten…? Vor allem, wer konnte an Hannahs Tod interessiert gewesen sein? Kein Dakuai würde einen kaltblütigen Mord begehen, soweit kannte er die Mentalität dieses Volkes. Tarik stand vor einem Rätsel.

Tomo, wie zuerst vermutet, starb nicht. Das Gift das ihm verabreicht worden war reichte nicht aus um ihn zu töten, doch sein Körper verfiel zusehends. Ein langer Weg des Leidens folgte, von dem er erst Jahre später erlöst werden sollte.

Die Neunte Dimension

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