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11 Tarik de Cheva

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“Ich habe soeben eine Botschaft erhalten, sie betrifft vor allem dich mein Junge.“ Der alte Professor nannte ihn noch immer so, für ihn würde Tarik immer „sein Junge“ bleiben, der Sohn den er nie hatte. Er schüttelte verwundert mit dem Kopf. „Diese Nachricht ist schon Monate alt und muss auf Umwegen zu uns gelangt sein.“ Der alte Mann schüttelte nur immer wieder mit dem Kopf. „Eine schlimme Nachricht mein Sohn, doch ließ selbst.“

Tarik stand fassungslos am halb geöffneten Fenster, den Brief in der Hand. Auch ohne diese Nachricht dachte er an Hannah. Die laue Brise eines sonnigen Morgens weckten in ihm stets Erinnerungen an glückliche Tage an ihrer Seite.

Und jetzt dieser Brief… Herzversagen einer jungen Frau. Eine anonyme Botschaft die sie nicht über die gängigen Kommunikationswege erreicht hatte!

Wer kann wohl Interesse daran gehabt haben, dass uns dieser Bericht erreicht? Und warum schweigt Tomo…, eine Frage die sich beide Männer stellten. Dass hier irgendetwas nicht stimmte war ihnen rasch klar.

„Ich muss umgehend nach Ars, mir scheint dass auch Masha in Gefahr ist.“

Er hatte die Bilder der Hochzeit in den Nachrichten gesehen, das Traumpaar des Jahres…, wie die Medien sie nannten. Doch von einer strahlenden Braut konnte nicht die Rede sein.

Eigenartig fand er nur, dass weder von Hannah noch von ihrer Nichte eine Botschaft des „glücklichen Ereignisses“ eintraf. Mit einer Einladung des Grafen hatte er so und so nicht gerechnet, zu tief waren die Diskrepanzen zwischen ihm und Xedek della Barraira. Xedek, einst ein guter Freund, jetzt sein erbarmungslosester Widersacher. Auf der Universität schloss man leicht Freundschaft auch wenn Herkunft und Interessen nicht unbedingt harmonieren. Er konnte sich den Wandel seines einst charmanten Kommilitonen nicht erklären. Ein Machtmensch ja, doch der skrupellose Ausbeuter zu dem er geworden war passte nicht in das Bild dieses charmanten Draufgängers.

Wie konnte Hannah nur zulassen dass das Kind diesen Mann heiratet? Hatte nicht auch sie seinen Wandel miterlebt…? Politik hat andere Maßstäbe, dessen wurde er sich wieder einmal mit Schaudern bewusst.

„Ich muss nachsehen was wirklich geschehen ist. Herzversagen ist eine zu fadenscheinige Erklärung.“ Der Professor konnte seiner Entscheidung nur zustimmen.

„Weise Entscheidung. Es ist so und so klüger dich hier die nächste Zeit nicht sehen zu lassen. Der Haftbefehl deines „Freundes“ lässt sicher nicht mehr lange auf sich warten.“

Tarik hatte schon zu oft mit seinen Schmähschriften und Pamphleten bei den Mächtigen Ärgernis erregt, doch seine letzten Schriften dürften den Grafen noch weniger gefallen haben. Drahtzieher und Komplize der Kommissare und deren Projekt „Mind Control“ zu sein, wurde ihm bislang noch von keinem unterstellt. Tarik hatte die Beweise.

Ganz der Vater, munkelte man in der Bevölkerung, genau so skrupellos. Man sehnte sich nach seinem Urahnen, den alten Mendlas zurück. Für die wenigen Jahre seiner Herrschaft herrschte Gerechtigkeit. Doch schon mit dessen Sohn - dem berüchtigten Tarquam, Erbauer der gleichnamigen Burg, die seit damals der düstere Wohnsitz des Barraira Clans ist - begann die Schreckensherrschaft auf Herso.

Auch an den jungen Grafen schien das Erbe dieses großen Mannes spurlos vorbeigegangen zu sein. Seinen gefürchteten Vorgängern, Torquam und Zaran hingegen stand Xedek in nichts nach. „Mögen die Götter Gerechtigkeit walten lassen“, flüsterte man hinter vorgehaltener Hand, wenn man ihrer gedachte, oder wenn man, aus welchem Grund auch immer, die düsteren Gemäuer der Burg betrat oder sie aus der Ferne auch nur erblickte,

Das Komitee für Menschenrechte, das im zweijährigem Turnus tagte - letztes Mal auf Omega Zwei im weit entfernten Omega Piron System - war Tarik noch lebhaft in Erinnerung geblieben, vor allem die Worte des respektablen Vorsitzenden Labinsky:

„Wenn es den Menschen zu gut geht werden sie rebellisch, wollen mehr, werden anmaßend und streben nach höheren Zielen. Ein gefährlicher Zustand meine Herren, für das Regierungen, sowie die Lords und Grafen kein Verständnis haben. Wir müssen die Menschen kontrollieren, ansonsten verlieren wir die Macht über sie. Langjährige Studien haben ergeben, dass, wenn du ihnen ihren Stolz nimmst, du einen gehorsamen Diener hast. Das ist auch meine Devise.“

Es waren meist Kommissare des KomHyg, des Komitees für geistige Hygiene, aus dem dieses Gremium bestand. Allen voran Zeboz S. Labinsky, Abgesandter des Planeten Marab und Vorsitzende der Kommission, der nicht nur diese Worte sprach, sondern auch das Projekt „Mind Control“, das Projekt des total kontrollierten Menschen anstrebte.

Nur, dass dabei Freiwillige Schlange standen um für das Projekt ausgewählt zu werden, war selbst für einige der Beteiligte nicht nachvollziehbar. Ein eingepflanzter Chip, der ihnen die geistige Arbeit abnehmen würde, klang für viele der Probanden verlockend.

„Dieser transplantierte Mikrochip erlaubte euch, nicht nur, nicht mehr eigenständig entscheiden zu müssen, denn auf Knopfdruck gibt er die jeweils benötigte Antwort. Eure Probleme könnt ihr auf dieselbe Art lösen, auf Knopfdruck. Etwas dass euch auch im Beruf und im privaten Leben auf die Logenplätze bringen wird. Außerdem dient dieser Chip dazu eure Gesundheit zu kontrollieren. Im Falle einer schweren Krankheit, eines Unfalls, können wir sofort zur Stelle sein, während die anderen ohne dieses Highlight der Technik ihr Leben riskieren.

Nicht zu vergessen euer Liebesleben… durch zahlreiche dafür entwickelte Programme wird keine und keiner eurem Sexappeal, eurer erotischen Anziehungskraft wiederstehen können.“ Mit bedienerfreundlicher Anleitung: Kamasutra für den Hausgebrauch und Kamasutra für Fortgeschrittene. Bei diesem Gedanken grinste nicht nur der respektable Vorsitzende anzüglich

„Dies sind nur einige der Programme unserer neu entwickelten Software, die diesem Chip zu Verfügung gestellt wurden! Das ist unser Geschenk an die Menschheit, an die Elite von Morgen.“

Das waren die Worte die die Medien anschließend verbreiteten und die die Gemüter aufs heftigste erregten. Es gab Kontroversen, doch damit hatten die Verantwortlichen gerechnet. War erst einmal ein Teil der Bevölkerung implantiert würde der Rest schnell folgen. Nicht ganz freiwillig versteht sich. Menschen mit auch nur einem mittelmäßigen Intelligenzquotienten, das war den meisten der Anwesenden klar, würden die Gefahr erkennen. Doch daran sollte das Projekt nicht scheitern, man hatte längst Mittel und Wege gefunden jeden vorteilhaften und eigennützigen Plan zu verwirklichen.

Der Imperator würde sich nicht quer stellen, denn Rebellen, die den Lords und Bossen in letzter Zeit den Schlaf raubten, beschäftigten auch ihn zusehends.

„Selbstmordattentäter feindlicher Nationen sind durch „religiöse“ Konditionierung, durch sexuelle aufgestaute Frustration und Drogen, unserer Kontrolle fast vollständig entglitten. Sie greifen uns jetzt an“, lauteten die mahnenden Worte Labinskys, der jetzt nach langen Irrwegen auf Marab in eine sichere Position aufgestiegen war. Doch dass diese andere Seite, die Seite religiöser Fanatiker, lediglich Geistesgestörte waren, genauso wie sie selbst, konnten Labinsky und die Kommissare in ihrer Selbstgefälligkeit nicht erkennen.

„Die Menschen leben seit jeher nur ihre niederen Instinkte und Ambitionen aus und meinen es hätte etwas mit Selbstbestimmung zu tun. Es liegt nun an uns diese Instinkte zu kanalisieren…“

„Weise Worte, mein lieber Labinsky, weise Worte.“ Solche und ähnliche Zwischenrufe feuerten den Psychiater von „Gottes Gnaden“ weiter an, so dass das ganze Komitee, denen die dicken Schecks der Großkonzerne sicher waren, in jubelnden Beifall ausbrach.

„Zwingen wir sie zudem in eine sexuelle Abhängigkeit werden wir sie beherrschen.“

„Sexuelle Abhängigkeit…, mein liebet Labinsky, wie meint Ihr das?“ Ein Flüstern und verlegenes Kichern ging durch den Raum.

„Verehrter Doktor Augart Ihr sollte öfter mal die Medien konsultieren.“ Zeboz war ärgerlich. „Wir haben die Macht und wir haben die Mittel diese dort gezeigten, nennen wir es mal „Spielereien“ zu perfektionieren.

Mit Hilfe der Medien, dem Fernsehen und vielen der sozialen Netzwerken, kontrollieren wir bereits das Kauf- und Sozialverhalten, doch wie sie sehen meine Herren, lohnt das den Aufwand nicht. Zu viele freie Meinungen stören einen reibungslosen Ablauf. Rechtschafende Politiker werden verunglimpft, Männer der Wirtschaft der Korruption bezichtigt…! Und wie ihnen wohl zu Ohren gekommen sein mag, wurde nicht alleine Graf Xedek della Barraira als Tyrann bezichtigt.“

Abwartend blickte Zeboz Labinsky ins Publikum. Ein Raunen ging durch die Menge. Da ein bejahendes Kopfnicken, dort eine zustimmende Geste, vereinzelt skeptische Blicke oder gleichgültiges Schulterzucken. Jeder schien sich mit jedem zu beraten. Dann, man war sich einig, der Vorsitzende sprach ihnen, jeden einzelnen von ihnen, aus der Seele.

„Wir werden, was die Konditionierung der Massen betrifft die Endlösung anstreben“, fuhr Zeboz fort, als sich die Stimmen gelegt hatten

„Und wie soll das gehen…?“ meldeten sich nun interessierte doch auch skeptische Stimmen zu Wort.

„Massenkonditionierung per Knopfdruck ist das Zauberwort. Und dabei wird auch hier der neu entwickelte Chip zum Einsatz kommen. Per Knopfdruck können wir sowohl Massenhysterie so wie auch das Gegenteil, den friedfertigen Bürger hervorrufen.“

„Ist das nicht Utopie…?“

„Ruhe…! Lass den Vorsitzenden aussprechen…“ der ärgerliche Zwischenrufe eines Interessierten.

„Wir werden zur Impfung aufrufen. Eine kleine Pandemie meine Herren wird sich doch wohl auch dieses Jahr finden lassen.“

„Mein lieber Labinsky, haben Sie nicht eben noch von einem Chip gesprochen…? Was hat das alles mit einer Impfung zu tun?“

„Der Chip ist die Impfung. Ein Nano-Chip… injiziert…“

Zeboz Labinsky war Pragmatiker. Warum, wie der Imperator, stets neue Klone entwickeln - Zeit- und Materialverschwendung - wenn man die alten Modelle, sprich den Menschen, aufrüsten kann.

„Die Funkstationen die selbst die entlegensten Winkel unserer Konföderation erreichen, werden den Chip aktivieren. Wir müssen lediglich die jeweils benötigte Software entwickeln, doch das meine Herren dürfte für sie doch kein Problem darstellen.“ Mit diesen Worten beendete der respektable Vorsitzende die Sitzung.

Die Atmosphäre des kollektiven Wahnsinns und diese Worte mit denen Tarik konfrontiert wurde, wirkten nicht nur bedrohlich. Wollte er anfangs nur seine Verbesserungspläne für mehr soziale Gerechtigkeit, zugängliche schulische Institutionen auch für sozial benachteiligte, dem hohen Komitee für Menschenrechte vorlegen, besann er sich nun eines Besseren

Diese Art von Geisteskrankheit kann man nicht so einfach zum Stillstand bringen, das wusste Tarik, sie springt wie ein Lauffeuer von einem zum anderen über. Er war sich der Gefahr in der er schwebte wohl bewusst.

Dass dieses Komitee hauptsächlich aus psychologischen Beratern und Strategen großer globaler Konzerne bestand, hatte er bei seiner Anreise nicht wissen können. Deren einziges Ziel war es die bestmöglichen Vorteile, vor allem für sich selbst und ihre Arbeitgeber, herauszuschlagen und deren Statistiken und Umsätze zu steigern,

Die glauben doch tatsächlich, dass sie mit ihren Machenschaften alle Barrieren überwinden können…! Tarik kam ins Grübeln. Und ich befürchte sie können es, wenn ihnen die ahnungslose Bevölkerung auf den Leim geht. Dass sie trotz dieser menschenverachtenden Einstellung bereits so viele ködern konnten ist wohl der lebendige Beweis dafür…

Das schwer bewaffnete Wachpersonal, das er bei seinem Eintreffen als eine etwas übertriebene Vorsichtsmaßnahme belächelt hatte, tat das übrige um sich der Gefahr vollständig bewusst zu werden.

Wenn seine Entdeckung, die zum Wohle der Menschheit entwickelt worden war in die Hände dieser Verbrecher fallen würde, würde das zu ihrer sicheren Versklavung führen.

Wie funktioniert der menschliche Verstand, die menschliche Seele. Diese Daten, diese bahnbrechende wissenschaftliche Errungenschaft lag fein säuberlich verpackt auf seinen Knien. Eine tickende Zeitbombe… Dieses Wissen würde Menschen wie Zeboz und Konsorten direkt in die Hände spielen.

Schon bei den ersten Worten des „respektablen“ Vorsitzenden, denen er mit ungläubigem Erstaunen folgte, war er sich darüber im Klaren.

Die Entschuldigung Tariks, dass seine Arbeit noch einer gründlichen Überholung bedurfte, wurde mit wohlwollender Herablassung gut geheißen. Seine schnelle Abreise ebenfalls, da man so mit einer baldigen Fertigstellung seiner Arbeit rechnete.

Seit diesem Tag war er nur noch damit beschäftigt all das Publik zu machen. Er fand Resonanz nicht nur bei der Bevölkerung, auch der Graf kochte vor Wut.

„Am besten du reist unter falschen Namen“, meinte nachdenklich der Professor. Tarik der sich ein Weilchen seinen Erinnerungen hingegeben hatte konnte nur zustimmen.

„Hier auf Sovo wird man sicherlich schon nach dir fanden. Mit Ars, vor allem wenn du unter einem anderen Namen reist, wird dich niemand in Verbindung bringen. Und Tomo, auch wenn unsere Vermutungen zutreffen, wird sich hüten dich zu verraten. Ein Kondolenzbesuch, keine offene Konfrontation, so erfährst du am meisten.“ Ihm war klar dass sein junger Freund sein Temperament zügeln musste, seine scharfe Zunge konnte er sich für später, für den Grafen und seinesgleichen aufbewahren.

Die Neunte Dimension

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