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2 Hannah und Masheba.

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Der aufwirbelnde Sand der sich nur langsam setzte verdeckte weithin die Sicht, als mit kreischenden Triebwerken das Raumschiff auf der unbefestigten Piste aufsetzte.

Die Ankunft einer Raumfähre…, ein seltenes Ereignis. Der letzte ungebetene Besuch lag nun schon Jahre zurück.

Da man, wie anderswo üblich, kein funktionierendes Kommunikationssystem besaß wusste man nie, wenn sich gelegentlich jemand bis hierher vorwagte, um wem es sich denn nun handeln könne.

Man kann darauf verzichten, denn meist bedeuten solche Visiten eh nichts Gutes meinte Tomo, der selbst vor ein paar Jahren als Fremder auf diesen Planeten gestrandet war. Tomo, der nun als geschätzter Anführer den Titel eines Bakkai trug, war nicht der einzige der diese Meinung vertrat.

Die Staubwolke die nun weithin sichtbar war lockte, wenn es nicht schon vorher der Anflug des Raumschiffes tat, die Neugierigen an.

Noch bevor sich die Luken öffneten waren bereits Hunderte von ihnen versammelt.

Harrte die Menge auf ihren Roßen bislang geduldig auf das was kommen würde, kam jetzt Bewegung in die ersten Reihen.

Dann endlich, der Ausstieg öffnete sich und eine junge Frau wurde sichtbar

Langsam, dicht gefolgt von einem Mann ihres Alters, schritt sie, neugierig um sich blickend, die Gangway herab.

Dann, ein Raunen ging durch die Menge…, und plötzlich ein nicht enden wollendes tosendes Gebrüll, dass einem Schlachtruf glich. Es war keine Fremde, wie man nun sehen konnte. Diese Haare, dieses Blond, unverkennbar, denn im Gegensatz zu den ebenmäßigen dunklen, fast schwarzen Haar des jungen Mannes leuchtete das ihre in allen Schattierungen des Sandes.

Nun kam auch in die bisher ruhig verharrenden Aufruhr. Zwei Reiter preschten aus der Menge, gefolgt von einem dritten. In seinem Stirnband steckte seitlich die Schwanzfeder eines Adlers, etwas das man schon von weitem sehen konnte.

Eine weitere Horde kam heran geprescht… näher und näher… und keiner der Reiter schien daran zu denken sein Pferd anzuhalten. In ihren Gürteln steckten Dolche und Wurfmesser. Und wie es schien, wussten sie auch Gebrauch davon zu machen.

„Was soll das?“ flüsterte der junge Mann dem Mädchen erschrocken ins Ohr.

„Sie begrüßen uns“, meinte diese schmunzelnd.

Drei weitere Männer die nun auf der Gangway erschienen wichen erschrocken zurück. War das ein Überfall…? Eines war ihnen klar, diese Wilden waren gefährlich! Doch nun konnte man die Rufe, die vorher im Tumult des lauten Durcheinanders untergegangen waren deutlich vernehmen.

„Hannah…! Hannah…! Hannah…!“

“Für einen Moment dachte ich wirklich man will uns lynchen.” Es war der junge Mann der sich erleichtert an das Mädchen wandte, dass mit Hannah lautstark und stürmisch begrüßt wurde.

Eine weitere Gruppe näherte sich dem Flieger. Speere wurden johlend in die Luft gehalten. Pfeile zischten haarscharf neben ihren Füßen zu Boden.

Dann waren sie heran, rissen ihre Pferde hoch, die sich schrill wiehernd aufbäumten und stillstanden - nicht mehr als einen Fußbreit von Hannah entfernt.

Tarik wurde auf die gleiche Art begrüßt. Auch er zuckte mit keiner Wimper. Sein Lächeln, das aber keineswegs so entspannt war wie Hannahs, sorgte nicht nur bei ein paar Halbwüchsigen, die nun ebenfalls den Flieger erreicht hatten, für Belustigung.

Einstweilen waren die beiden ersten Reiter bei der Raumfähre angelangt, immer noch dicht gefolgt von dem dritten, der auch gleich mit einem halsbrecherischen Salto vom Pferd sprang. Jetzt wirbelten die beiden ihre Pferde herum, und noch bevor Hannah den heimatlichen Boden betreten konnte wurde sie gepackt und auf das dritte Pferd gehoben, das ihnen artig gefolgt war. All das ging so schnell, dass die Männer, die als letzte die Passagiertreppe betraten nichts mehr davon mitbekamen. Laut jubelnd entführte man die junge Frau. Die Menge war außer sich, als diese nun mit ihren beiden Begleitern eine Begrüßungsrunde drehte, wobei sie lachend jeden ein paar Worte zurief.

Von einem ihrer Begleiter, der mit einem gewaltigen Veilchen aufwartete, wollte sie schmunzelnd wissen:

„Türpfosten oder Faustkampf?“

„Faustkampf, Faustkampf… Du solltest mal sehen wie der andere zugerichtet ist“, grinste er nicht ohne Stolz.

Plötzlich hielt der, der sich zu ihrer rechten befand in seinem rasanten Ritt inne und gestikulierte mit seinem Begleiter. Beide wendeten umgehend ihre Tiere, und Hannah, die immer noch in ihrer Mitte ritt folgte ihnen. Jetzt sah auch sie das Mädchen das mit einem jungen Geparden abseits stand. Mit einem Satz, als sie nahe genug heran waren, sprang sie vom Pferd und eilte auf das Mädchen zu, das dicht an das Tier geschmiegt wartete.

„Kind bist du groß geworden…!“ dann fielen sich beide lachend in die Arme. Auch der junge Mann der immer noch auf der Gangway stand hatte die Kleine gesehen und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Wer von den beiden, das Raubtier oder das Mädchen war hier wohl das wildere Geschöpf…? Er kannte diese Tier aus Büchern, wusste, dass es seiner struppigen Babymähne nach zu urteilen noch ziemlich jung sein musste. Genau so wild ihr eigener blonder Schopf, genau so trotzig ihr Gesichtsausdruck, während sie dem lauten Treiben zusah.

Nun löste sich ein weiterer Mann aus den Reihen, Tomo. Doch irgendwie passte er mit seiner kräftigen Gestalt und dem dunklen, graumelierten Haar, so gar nicht in das Bild der ausschließlich blonden Männer und Frauen. Blondtöne eines sommerlichen Weizenfeldes, weiße, von den übermächtigen Sonnen ihres Planeten ausgebleichte Haarsträhnen erhöhten dazu noch den Reiz ihrer Haarpracht. Haare die durch bunte Tücher und Bänder, die manchen Mann, alt wie jung, genauso gut zu gefallen schienen wie den Frauen, erhöhten ihr exotisches, abenteuerliches Aussehen. Einige trugen Bänder die mit Federn geschmückt waren, andere trugen das Haar zu langen losen Zöpfen geflochten, doch die meisten trugen das ihre einfach nur offen. Haare, bei manchen so lang, dass es im Schweif ihrer Pferde überzugehen schien. Wilde Mähnen, die zu zähmen Aufgabe des Windes war.

Körper braungebrannt, schlank und muskulös, die nur von einer Art Lendenschutz und bei den Frauen mit einem knappen Oberteil bedeckt waren. Lose Umhänge, die in kühlen Nachtstunden und in der sengenden Hitze der Mittagszeit zum Schutze dienten, hingen jetzt, da die äußere Sonne ihren alltäglichen Lauf beendet hatte, lose über den Rücken ihrer Pferde. Schöne Menschen, dessen war man sich einig. Tuaregs, Nomaden der Wüste. Hannah konnte ihre Zugehörigkeit nicht leugnen, sie war eine Dakuai.

„Willkommen Zuhause.“ Es war der Bakkai der diese Worte sprach.

„Sei auch du mir gegrüßt Tomo. Ich bin so schnell gekommen wie es mir möglich war, obwohl ich schon vor sechs Monaten vom Tod meiner Schwester erfahren hatte.“

Ihre einzige Schwester war nun bereits seit über einem Jahr verstorben. Doch da keine regelmäßige Flugverbindung zwischen Ars und der Außenwelt bestand, war man darauf angewiesen zu warten bis sich wieder einmal jemand zu ihnen verirrte, den man dann Kommunikationen oder was auch immer mit auf dem Weg geben konnte. Diese kleinen Gefälligkeiten wurden auch prompt, aber eben, wie auch in diesem Fall mit großer Verspätung erledigt.

Mit Hilfe ihrer Freunde und der des jungen Grafen von Herso konnte eine Expedition zusammengestellt werden, die diesen Aufwand, einen Flug nach Ars rechtfertigte. Der Graf war schon lange an Gesteinsproben interessiert. Man munkelte von großen Bodenschätzen die diesen Planeten in nicht allzu ferner Zukunft für den Kommerz interessant machen könnte.

Tomos Mine verfinsterte sich bei diesem Gedanken. Schnüffler die das Land von unten nach oben kehren…, das wollte er weiterhin verhindern. Dies wäre nicht die erste Expedition die er sabotierte. Doch nun waren sie schon einmal hier, also würde er ihnen zeigen was sie sehen wollten, aber finden würden sie ganz bestimmt nichts. Er konnte sich noch gut an den letzten Besuch des Professors erinnern, der ihm jetzt seine Schwägerin zurückbrachte.

Schon bei seiner Abreise vor fünf Jahren legte er Wert darauf nicht mit weiteren „Forschungstouristen“, wie er diese Männer geringschätzig nannte, belästigt zu werden.

„Moira ist nun schon so lange Tod, du hättest dir also die weite Reise ersparen können. Wer hat dich überhaupt benachrichtigt?“ Hannah blieb ihm diese Antwort schuldig. Seinen barschen Ton hatte sie noch gut in Erinnerung und wunderte sich nicht, dass die Zeit in ihm keine Veränderung hervorgebracht hatte.

Ist es wirklich schon fünf Jahre her seit ich meine Heimat verlassen habe…? Erinnerungen wurden wach. So sehr sie dieser Schritt damals schmerzte so groß war die Erleichterung diesen Mann nicht länger in ihrer Nähe dulden zu müssen. Eine glückliche Fügung brachte damals den Professor und seinen jungen Schüler Tarik nach Ars. Eine Expedition, finanziert noch von dem alten Grafen von Herso, der damals schon den kursierenden Gerüchten, des vermeintlichen Reichtums ihrer Heimat, Aufmerksamkeit schenkte.

Die Universität von Sovo war aus einem anderen Grund an einer Beteiligung interessiert. Flora und Fauna dieses einzigartigen Planeten waren ein begehrtes Studienobjekt, das jedoch keiner um dieser Wissenschaft willen finanziert hätte.

Nicht nur, dass es den Einheimischen gelungen war Teile dieses unwirklichen Planeten urbar zu machen interessierte Professor Wilkins, der weithin nur als „der Professor“ bekannt war. Es war die Intelligenz der jungen Hannah die damals etwa 14 Jahre zählte - genau wusste man das bei den Dakuai nie - die seine Aufmerksamkeit weckte. Ihre Anmut und Schönheit hingegen das Interesse seine Schülers Tarik. Was lag also näher als das Mädchen mitzunehmen um ihr eine angemessene Ausbildung zukommen zu lassen.

„Das Mädchen soll etwas anständiges lernen, Land- und Hauswirtschaft, von den anderen modernen Kram halte ich nichts“, waren Tomos mürrische Worte, die jedoch einer Zustimmung gleichkamen. Auch das mit einer finanziellen Unterstützung seinerseits nicht zu rechnen sei stellte er sofort klar. Das kein Geld vorhanden war um den Aufenthalt fern von Zuhause zu finanzieren schreckte den Professor nicht,

„Seit unbesorgt, das Zimmer das die Universität stellt, teilt sie sich mit einer anderen Studentin, und für ihren Lebensunterhalt, wenn das Stipendium nicht ausreicht, wird sich schon etwas finden.“

Tomo wie es schien war zufrieden. Nicht wegen der Aussicht auf ein Stipendium, sondern dass die Männer des Grafen nach einer Woche buddeln und graben erfolglos abzogen.

Auch der Professor war zufrieden, die biologischen Studien waren soweit erfolgreich verlaufen. Man kehrte nach zurück Sovo, und die junge Hannah mit ihnen.

Enttäuscht hingegen gingen die Abgesandten des Grafen von Bord. Für sie war Sovo nur ein kurzer Zwischenstopp, eine weitere Verschnaufpause, bevor sie den Grafen Zuhause auf Herso würden Rede und Antwort stehen müssen.

Sovo, der zweiten Planeten der zentralen Sonne, gesegnet mit einem milden Klima, ertragreichen Ernten, und einer sozialen Struktur die Ihresgleichen nicht nur in diesem Sonnensystem suchte, wurde Hannah zur zweiten Heimat.

Der Abschied von ihrer Schwester war ihr damals nicht leicht gefallen, geschweige der von ihrer Nichte, die ein richtiger Wildfang zu werden versprach. Doch der hübsche Tarik lösten in ihr bislang unbekannte Gefühle aus …, und so war der Abschied eine rasch beschlossene Sache.

War das wirklich schon fünf Jahre her…?

Zärtlich legte sich ihr Blick auf Tarik und den Professor, der ihr all die Jahre wie ein Vater gewesen war. An ihre Eltern konnte sie sich nur schwach erinnern, ein tödlicher Unfall bescherte ihnen, wie es bei den ausgelassenen Spielen der Dakuai gelegentlich vorkommt einen frühen Tod. Sie wuchs bei ihrer um zehn Jahre älteren Schwester Moira auf. Eine wunderbare Zeit, bis Tomo in ihr Leben trat.

„Masheba, meine kleine Masha.“ Zärtlich wie nun zur Begrüßung drückte Hannah ihre Nichte in den folgenden Tagen noch oft an sich. Für ihre acht Jahre war das Kind schon recht groß, doch das ist bei den Frauen dieser Nomaden nichts außergewöhnliches, einen Meter achtzig und mehr ist die Durchschnittsgröße, vor allem bei der jüngeren Generation.

Der Jubel hatte sich gelegt, die Schar war wieder mit sich selbst beschäftigt. Was nun folgte war die Begrüßungszeremonie. Tomo ließ es sich nicht nehmen jeden Ankömmling persönlich die Hand zu schütteln. Bei Tarik zögerte er einen kurzen Augenblick, so wie schon damals vor fünf Jahren, doch dann hatte er sich schnell wieder im Griff.

Auch die kleine Masheba begrüßte artig die Männer, die nicht nur sie, sondern auch ihren leise vor sich hin brummenden Freund bestaunten.

„Das ist Pasha, mein bester Freund“, stellte sie jedem einzelnen das ihnen unbekannte Tier vor. Dem Professor zeigte sie ein strahlendes Lächeln, bis sie, wahrscheinlich wurde sie sich eben ihrer Zahnlücke bewusst, zu ihrer etwas finsteren Mine zurückkehrte.

Tarik hatte nicht so viel Glück, er bekam kein sonniges Strahlen zu sehen. Stattdessen schwang sie sich zum Erstaunen aller auf das Tier, um dann mit einem wilden anspornenden Aufschrei davon zu preschen.

Erstaunt blickte der junge Mann zu seiner lachenden Begleiterin. „Wie ich sehe hast du wieder einmal einen tiefen Eindruck auf eine Frau unserer Familie gemacht, sie können deinem Charme einfach nicht widerstehen.“ Die Logik heranwachsender Mädchen war ihm nicht ganz fremd, hatte er doch selbst eine jüngere Schwester.

„Tomo, Sie müssen einen Botschafter nach Ursena senden um vom Imperator das Lehen über Ars zu erbitten, sonst wird es ein anderer tun, wenn es nicht schon geschehen ist.“ Diese Worte des Professors waren ausschließlich an den Bakkai gerichtet, Hannah und Tarik kannten den Plan, hatten sie ihn doch selbst ausgearbeitet.

Noch war Ars Hoheitsgebiet des Imperators, doch bestand die Gefahr, dass einer seiner treuen Vasallen diesen nun vielversprechenden Planeten als Lehen erhielt. Auch waren Invasoren und feindliche Übergriffe nicht auszuschließen.

In der Tat, das ihnen bekannte Universum befand sich weiterhin in Aufruhr. Seit der großen Klimakatastrophe waren Rohstoffe knapp und die fieberhafte Suche nach neuen Quellen weitete sich auf alle umliegenden Sonnensysteme aus. Doch überall waren schon andere die schneller waren Vorort, was jedoch nicht bedeutete Fortuna auf seiner Seite zu haben. Und so richteten sich bereits gierige Augen, nicht nur die des Grafen von Herso, auf diesen für lange Zeit unbeachteten Planeten.

Die Zeit drängte. Solange der Planet uninteressant war entlockte er den Mächtigen nur ein müdes Gähnen. Ihn als Lehen angeboten zu bekommen kam einer Beleidigung gleich. Jetzt hatte sich das Blatt gewendet, Ars rückte ins Zentrum der Interessen.

„Das Lehen über Ars…“ Tomo konnte dem Professor nur zustimmen, doch meldete er seinerseits auch Bedenken an.

„Wenn der Imperator mir als Fremden das Lehen überlässt wird das ein Präzedenzfall, dass es anderen, nicht Dakuai ermöglicht meine Nachfolge anzutreten.“ Es folgte ein betretenes Schweigen. Dieser Mann hatte recht, das wurde dem Professor klar. Nur einem Dakuai durfte man das Lehen übertragen, ansonsten würden einer Fremdherrschaft, die man dringlichst vermeiden wollte, alle Türe geöffnet.

Wollte Tomo seinen Titel etwa freiwillig aufgeben…? Dieser unausgesprochene, unvollendete Gedanke, nicht nur des Professors, blieb das als was er begonnen hatte, ein unausgesprochener Gedanke, denn Tomos folgende Worte zerrissen die Stille wie ein Donnerschlag.

„Hannah wird meine Frau werden und als neue Bakkaia und Botschafterin die Reise antreten.“

Der Professor war der erste der die Fassung wiedergewann. „Kind, so ungeheuerlich der Vorschlag auch scheinen mag, birgt er doch die Lösung. Der Imperator wird dir, einer Dakuai und neuen Bakkaia, die Bitte nicht abschlagen können, das Gewohnheitsrecht hat vor all den anderen Anwärtern Vorrang.“

Sie, doch auch Tarik waren den Tränen nahe, mit dieser für sie so katastrophalen Entwicklung hatten beide nicht gerechnet. Ihr ursprünglicher Plan sah wohl auch eine einstweilige Trennung vor, doch nur solange bis man die nötigen Mittel und Gelder zusammengebracht hätte um auf Ars die erforderlichen Infrastrukturen einzurichten - funktionierende Kommunikationssysteme um in Kontakt mit der Außenwelt zu kommen, doch auch um sich ihrer zu erwehren. Auch Radar, sowie Funksysteme die anderorts bereits zum täglichen Leben gehörten, waren, jetzt da man ins Interesse der Öffentlichkeit gerückt war, notwendig.

Keine zehn Tage später traf die frisch vermählte Bakkaia mit vier Begleitern auf Ursena ein und wie Tomo vorausgesehen hatte wurde ihre Bitte, obwohl verdiente Anwärter sich bereits die Klinke in die Hand gaben, nicht abgelehnt.

Mit Zuvorkommenheit, wie es einem frisch ernannten Staatsoberhaupt, dazu noch einer schönen Frau, zustand wurden die Verträge ausgehandelt, die natürlich auch ihren Preis hatten. Fünfzig Prozent der zukünftigen Einnahmen würde in die imperiale Staatskasse fließen. Vorerst. Hannah hatte keine Wahl, sie war nicht in der Kondition Bedingungen zu stellen. Mit diplomatischem Geschick, und der Zusage ein Drittel der Gelder in die Förderung von Bodenschätzen zu investieren, erhielt sie ein großzügiges zinsloses Darlehen.

Das großzügige Darlehen das der Imperator ihr gewährte kam nicht von ungefähr, das war Hannah schon klar. Ursena, der Weiße, im ewigen Eis schlummernde Planet, verschlang Unmengen an Uran…, und Ars lag praktisch vor seiner Haustüre.

Gute Miene zum bösen Spiel und Diplomatie, war, was ihre eigenen Interessen betraf, der richtige Schritt. Solange der Imperator dachte, dass man am selben Strang zog waren keine Repressalien zu erwarten. Zum ersten Mal empfand Hannah so etwas wie Sympathie für Tomo, sollte sie ihn letztendlich verkannt haben?

„Wenn du ihn nicht besiegen kannst, verbinde dich mit ihm.“ Dieses uralte Sprichwort kam ihr nun wieder in den Sinn, und solange man mit dieser Strategie Zeit gewinnen konnte, würde sie das auch beibehalten.

Der Schutz der gefürchteten imperialen Truppen war ihnen somit sicher, nicht nur vor Feinde von außen, auch der junge Graf gleich nebenan auf Herso leckte sich sicher schon alle Finger, diese Goldgrube in seine gierigen Klauen zu bekommen, davon war nicht nur sie überzeugt.

„Keine Schatzsucher auf Ars…! Solange man bei uns nichts findet, dass den Appetit der großen Konzerne und den des Imperators weiter anregt werden wir weitgehend unbehelligt bleiben“, hatte ihnen Tomo erklärt. Diese seine Ansicht kam nicht von ungefähr. In seiner bewegten Vergangenheit hatte er viel gesehen, mehr als die anderen auch nur ahnen konnten.

In den fünf Jahren auf Sovo hatte auch Hannah viel gesehen und gehört, und musste Tomo recht geben. Sie hatte gesehen was Macht und Gier anrichten können, und hatte Tomo, den sie nur als skrupellos kannte, so viel Weitsicht nicht zugetraut. Ihre Heimat an den Bestbietendsten zu verhökern hätte eher in das Bild dieses Abenteurers gepasst…, so wie die Erpressung, die ihre Eheschließung zustande brachte. Sie kannte jedoch das Los anderer Frauen die aus Staatsraison an ungeliebte Männer und fernab ihrer Heimat verschachert wurden. Und somit war der Preis, der Preis ihrer Liebe, gering im Vergleich zu den bemitleidenswerten Kreaturen die als lebende Schachfiguren auf dem großen Brett der Weltpolitik hin und her verschoben wurden. Gefühle waren in der hohen Staatsführung noch nie von Belang, wenn es darum ging Macht zu entfalten und aufrecht zu erhalten.

Ihr war klar was eine Ablehnung ihrerseits bedeutet hätte. Chaos und Diktatur die ihrem Volk durch Besatzungsmächte in gar nicht zu weiter Ferne den sicheren Untergang gebracht hätten.

Ihre momentane persönliche Freiheit wäre eine Farce im Ränkespiel einer Fremdherrschaft. Das letzte Paradies in einer Welt von Korruption und Gewalt hätte keine Überlebenschancen. So schmerzlich dieser Schritt für beide auch war, war er doch ein entscheidender in ihrem Idealismus, einem Dasein in Sklaverei und Abhängigkeit die Stirne zu bieten.

Tarik hatte die Rückkehr Hannahs nicht untätig abgewartet. Masheba kannte jeden Winkel ihrer wilden Heimat, die sie ihm in diesen Tagen mit Begeisterung präsentierte. Jedes Wasserloch, jeder Schlupfwinkel wurden erkundet, sichere und gefährliche Wege erforscht, und bald schon packte auch ihn eine Leidenschaft für diese einmalige Landschaft die ihn nicht mehr los lassen sollte.

Schon lange bevor Nemesis nur noch als kühl leuchtendes Gestirn am Horizont zu sehen war entstanden erste grüne Flecken die zu Wüsteninseln wurden. Unerkennbar noch für das Auge eines zufälligen Beobachters. Nur den Dakuais, die sich soweit hinaus wagten waren sie zugänglich. Masheba kannte sie alle.

Vögel aller Art lebten hier draußen, auch zahllose kleine Tiere, die sich von den Beeren und Früchten ernährten die in diesen Oasen wuchsen.

Ferne Gipfel erloschener Vulkane standen geheimnisvoll im klaren Licht. Doch nicht nur dort begann auf dem fruchtbaren Lavaboden neues Leben zu erwachen, auch die Wüste erblühte zum Leben. Immer öfter fanden heftige Regengüsse nun ihren Weg bis zum ausgetrockneten Sand und dem darunter liegendem Gestein. Verborgene Wasserstellen traten an die Oberfläche. Und auch hier machten sich erste Anzeichen neuen Lebens bemerkbar. Erste junge Bäumchen streckten ihre noch kahlen Zweige der aufgehenden Sonne entgegen.

Bereits morgens, noch vor Sonnenaufgang hatte auf Anordnung des Mädchens eine weitere Entdeckungsreise begonnen. Schon wenn die zweite Sonne ihren täglichen Gang antrat, das hatte auch er schmerzlich erfahren müssen, waren die höllischen Temperaturen für die Natur, geschweige für ein lebendes Wesen kaum noch zu ertragen. Der junge Mann hatte auch heute Mühe, trotz des Rittes auf einem der besten und schnellsten Pferde aus Tomos Stall, mit dem Geparden auf dem das Kind unerschrocken davon preschte, Schritt zu halten.

Noch konnten sie, bevor die zweite Sonne ihre glühenden Vorboten aussandte, die frische Brise der Morgenluft genießen. Die kühle Wärme von Nemesis besaßen schon lange nicht mehr die Kraft auch nur den Tau von den Blättern zu trocknen, das überließ sie nun ihrer großen Schwester, die ihren allmorgendlichen Auftritt mit einem Feuerwerk an Farben ankündigte.

Auch Pasha nutzte die ersten Sonnenstrahlen. Ausgestreckt im Wüstensand ließ er sich die wärmenden Strahlen auf den Bauch scheinen, Masheba und Tarik taten es ihm dann gleich.

Der frühe Morgen war auch seine Zeit zum jagen, denn schon bald danach war es für Mensch und Tier nicht mehr ratsam sich mehr als notwendig zu bewegen oder sich gar im Freien aufzuhalten.

Die zweite Sonne die nun hinter den Bergen aufstieg vergoldete die Ebene die ausgebreitet vor ihnen lag. Ein neuer heißer Tag war am erwachten. Friedlich noch, doch bald schon würden die glühenden Strahlen erbarmungslos herniederbrennen.

Noch hatte die Sonne den Zenit nicht erreicht, noch war Zeit mit ihren neuen Freund, in für ihn unbekanntes Land vorzudringen. Die zwölftausender die wie Mahnwachen einer längst vergangenen Zeit Spalier standen waren auch von weiten zu sehen, doch von hier oben nun, von ihrem Lieblingsplatz aus, mit der Sonne im Rücken, schienen sie eher Überbringer göttlicher Botenschaften mit zugleich zwiespältigem Charakter zu sein.

Drohend…, ahnungsvoll…, faszinierend… Bange Vorahnung einerseits, die aber auch einen Aufbruch in eine ihnen unbekannte Zukunft erahnen ließ.

Vorahnung…? Vorboten…? Tarik fröstelte. Ein Universum im Aufbruch. Kommende Ereignisse - Tarik konnte die Gefahr fast körperlich wahrnehmen - warfen ihre dunklen Schatten voraus… Mögen die Götter mit uns sein.

Masheba ließ ihm keine Zeit sich weiter in Gedanken zu verlieren, sie mahnte zum Aufbruch. Es war spät geworden, die Sonne näherte sich bereits dem Zenit. Das Wissen, dass zuhause schon lange das verspätete Frühstücke auf sie wartete, war ein weiterer Grund dem Pferd die Sporen zu geben.

Es waren glückliche Tage für die Kleine. Sie und Tarik wurden dicke Freunde. Ihre anfängliche Schüchternheit hatte sich schnell gelegt und sorgte nur noch für fröhliches Gelächter. Auch Tarik entkam für kurze Zeit dem Gefühl der Einsamkeit, das seit jenem verhängnisvollen Tag von ihm Besitz ergriffen hatte.

Erfreut über ihren Erfolg den sie beim Imperator verbuchen konnte, wollte man nun schnellstens mit dem Aufbau der Infrastruktur beginnen. Tariks baldiger Abflug mit dem Professor, der ebenfalls mit Besorgnis auf die Ergebnisse ihrer Reise gewartet hatte, war beschlossene Sache. Nun konnte man beginnen das Nötige in die Wege zu leiten. Die benötigten Fachkräfte anzuheuern war nur eine der Aufgaben die zu bewältigen war.

„Onkel Tarik, willst du wirklich schon gehen?“ Treuherzig musterte das Mädchen ihren neuen Freund. „Du musst nicht traurig sein, wir beide können ja heiraten, wenn ich einmal groß bin.“ Zum Abschied drückte sie ihn noch einen langen Kuss auf die Wange - es war bestimmt der feuchteste den er je bekommen hatte.

Onkel Tarik wurde er nur dann genannt wenn sie etwas von ihm wollte, oder wenn sie ihm umgarnte. Ansonsten einfach Tarik.

„Tante du brauchst ihn doch nicht mehr, kann ich ihn jetzt haben?“ Sie trieb es wirklich bunt in den kommenden Jahren. Hannah war ihr nicht böse, die zärtliche Liebe zu ihrer Nichte ließ sie ihren eigenen Schmerz vergessen.

Tarik kehrte so oft es ging nach Ars zurück, doch da es immer noch keine geregelte Flugverbindung gab fielen seine Besuche unterschiedlich aus.

Auch Tomo begnügte sich mit der aktuellen Situation, stellte keine Forderungen an seine junge Frau, und pochte auch nicht auf Erfüllung ehelicher Pflichten. Die Ruhe und die Sicherheit waren durch diese Scheinheirat gewahrt, ihr Zweck war erfüllt.

Die Neunte Dimension

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