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3.1.3Der Platz des Ruderers

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Zwei Teile eines Ruderplatzes sollen hier noch beschrieben sein. Da ist zunächst der Rollsitz, auf dem der Ruderer im Boot Platz nimmt. In der Antike und dann bis zum Ende des 19. Jahrhunderts saßen die Aktiven fest im Boot. Die Länge eines Ruderschlags, also das einmalige Durchziehen des Ruderblatts durchs Wasser, war nur so lang, wie sich der Ruderer mit dem Oberkörper nach vorne beugen und nach hinten legen konnte. Die Kraft der Beine wurde also kaum genutzt, der Ruderschlag entsprechend kurz.

Um hier effektiver zu werden, wurden die Bretter, auf denen die Ruderer saßen, zunächst mit Fett eingerieben und die Ruderer erhielten Lederhosen, mit denen sie auf dem Fett durch das Anziehen und Strecken der Beine hin- und herrutschen und so den Weg des Blatts durch das Wasser verlängern konnten. Als die technische Entwicklung der benutzten Materialien dann voranschritt, konnte man Sitze mit Rollen bauen, die auf Schienen im Boot gelagert waren und auf denen dann die Ruderer sich ganz ohne das im Laufe der Zeit ranzig werdende Schmierfett im Boot bewegen konnten.

Damit war der Rollsitz erfunden und er ist bis heute in jedem Ruderboot dasjenige Bestandteil, mit dem der Ruderer körperlich den meisten Kontakt hat. Er signalisiert dem erfahrenen Aktiven auch, ob das Boot gerade im Wasser liegt oder zu einer Seite kippt. Deshalb sagt man oft von Ruderern, sie hätten ein „zweites“ Gleichgewichtsorgan im Gesäß eingebaut. Tatsächlich ist es aber nur die Erfahrung, die man schon nach ein paar Ausfahrten im Boot aufbaut.

Das zweite Element, das in diesem Kapitel noch genannt sein soll, ist das Stemmbrett. Auf ihm sind die Füße fest mit dem Boot verbunden, womit gewährleistet ist, dass durch Beugen und Strecken der Beine der Rollsitz bewegt werden kann. Das Stemmbrett ist eine relativ einfache Konstruktion, bestehend aus einer Querstange, die auf beiden Seiten des Boots befestigt wird. Im rechten Winkel zu dieser Stange sind ein oder zwei Brettchen angebracht. Auf ihnen setzt der im Boot sitzende Ruderer seine Füße ab.

Um diese fest mit dem Boot zu verbinden, gibt es entweder für jeden Fuß einen Lederriemen oder moderner auch eine Fußhalterung aus Kunststoff. In beiden Fällen behält man meist einfache Sportschuhe an, die sorgen für einen festen Sitz der Lederriemen oder der Kunststoffhalterungen. In modernen Rennbooten sind auf dem Stemmbrett leichte Sportschuhe fest eingebaut, in die der Ruderer hineinschlüpft. Bei allen drei Varianten ist in jedem Fall eine feste Verbindung der Füße mit dem Boot sichergestellt.

Das Stemmbrett hat auch die Aufgabe, unterschiedliche Körperlängen der Ruderer auszugleichen. Dazu kann die gesamte Stemmbrettkonstruktion nach vorne oder nach hinten verschoben und mit entsprechenden Verschraubungen fixiert werden. Hat man eher kürzere Beine, schiebt man das Stemmbrett in Richtung Bug, bei längeren Beinen entsprechend in Richtung Heck. Damit können Größenunterschiede innerhalb einer Rudermannschaft ausgeglichen werden.

Die Einstellung des Stemmbretts sorgt auch dafür, dass der Ruderer im möglichst optimalen Winkel zu Ruderriemen bzw. Skulls sitzt und diese auf einem möglichst langen Weg mit dem Oberkörper und den Armen bewegen kann. Deren Befestigung liegt nämlich immer an jedem Ruderplatz an der gleichen Stelle und durch die Einstellung des Stemmbretts kann bewerkstelligt werden, dass ein Boot von ganz unterschiedlichen Aktiven jeweils mit einer technisch sauberen Körperbewegung genutzt werden kann.

Bekannt ist im Einer die Bauform des Rollauslegers. In diesem Boot ist der Sitz für den Ruderer fest eingebaut. Dafür sind das Stemmbrett und die Ausleger mit den Dollen, in denen die Skulls bzw. Riemen liegen, auf einer beweglichen Konstruktion befestigt. Diese läuft über Schienen auf dem Waschbord des Boots entlang und wird durch das Anziehen und Strecken der Beine bewegt. Der Ablauf der Ruderbewegung beim Rollausleger entspricht dem im klassischen Auslegerboot mit Rollsitz. Da der Ruderer an einem festen Punkt im Boot sitzt und nicht der Körper mit seinem Gewicht hin und her bewegt wird, liegt das gesamte Boot ruhiger im Wasser.

Den Rollausleger gab es bereits Anfang des 20. Jahrhunderts, bekannt aber wurde die Konstruktion vor allem durch den Einsatz eines solchen Boots bei den Weltmeisterschaften 1981 in München. Peter-Michael Kolbe wurde damit Einer-Weltmeister. Auch bei der WM 1983 trat er im Rollausleger an und wurde erneut Weltmeister. Im selben Jahr allerdings verbot die FISA den weiteren Einsatz des Rollauslegers im Wettkampf, um die Chancengleichheit für alle zu wahren.

Bug und Heck, Steuer- und Backbord, Riemen und Skulls, Rollsitz und Stemmbrett – das sind die Teile und Begriffe, mit denen man sich vor der ersten Übungsstunde als Ruderanfänger vertraut gemacht haben sollte. Sie sind in jedem Ruderboot gleich, es spielt keine Rolle, ob es für den Hochleistungssport oder den Freizeit- und Breitensport genutzt wird. Welche Bootsformen es für die unterschiedlichen Ausprägungen des Rudersports gibt und welche Einzelteile für die Ausführung eines möglichst effektiven Ruderschlags noch eine Rolle spielen, ist im nächsten Kapitel zu finden.


Abb. 1: Diese Zeichnung stellt den Aufbau eines Ruderplatzes dar mit den jeweiligen Bezeichnungen der einzelnen Teile (Zeichnung: Oskar Loewe)

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