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3.2.4Die Ruderanlage

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Die Bauform ist nun klar, aber das Wichtigste ist die gute Verbindung von Boot und Rudern, damit die Kraft der Ruderer möglichst optimal in Bootsgeschwindigkeit umgesetzt wird. Der Punkt, an dem sich das abspielt, ist die Dolle, ein u-förmiger Baustein aus Messing oder Kunststoff, der sich um einen fest mit dem Boot verbundenen Stift dreht. Der Stift sitzt üblicherweise an einem Ausleger, also einer Konstruktion ebenfalls aus Metall oder Kunststoff, die den Drehpunkt der Ruder ein Stück außerhalb des eigentlichen Bootsrumpfs bringt.

Damit ergeben sich möglichst große Hebelverhältnisse beim Durchzug. Die werden hergestellt durch die Lage des Ruders in der Dolle. Der Schaft eines Skulls oder Riemens wird an einer Stelle von einem angeschraubten Klemmring umgeben. Der teilt das Ruder in einen Innen- und einen Außenhebel. Der Klemmring liegt innen an der Dolle an, der Innenhebel mit dem Griff ragt ins Boot und wird vom Ruderer eingesetzt. Das längere Stück des Ruders liegt hinter der Dolle außerhalb des Boots, sodass das Ruderblatt durch die Ruderbewegung ins Wasser gesetzt und dann beim Ruderschlag durchgezogen werden kann.

Klingt alles ein wenig kompliziert, ist aber eigentlich ein einfacher Vorgang mithilfe – vereinfacht gesprochen – einer Stange und eines Drehpunkts. Und auch da spielen die Hebelgesetze eine große Rolle. Je länger der Innenhebel ist, desto weniger braucht man Kraft, um den Außenhebel durch das Wasser zu ziehen. Entsprechend kommt dann aber auch weniger Kraft an, was wiederum das Boot verlangsamt.

Um auf all diese Dinge Einfluss nehmen zu können, ist die Lage eines Klemmrings am Skull bzw. Riemen verschiebbar. Bei modernen Rudern können auch die aus Kunststoff bestehenden Griffe im Schaft ebenfalls verschoben werden, was weiteren Einfluss auf den Krafteinsatz hat. Genutzt werden diese ganzen Verstellmöglichkeiten, um z. B. auf Witterungseinflüsse auf einer Regattabahn reagieren zu können. Herrscht starker Gegenwind, wird das Boot gebremst, die für die Renndistanz benötigte Zeit verlängert sich.

Damit dem Ruderer dadurch nicht frühzeitig die Kraft ausgeht, kann man die Innenhebel „weicher“ einstellen, also verlängern. Damit benötigt er weniger Kraft pro Schlag und kommt mit der verfügbaren Kondition wohl gut über die Rennstrecke. Entsprechend kann man die Ruder „härter“ einstellen bei Schiebewind.

Der Ursprung des Zusammenspiels zwischen Ruder, Dolle und Boot war in der Frühzeit des Rennruderns noch recht übersichtlich. Da zählte die Kraft, die ein Ruderer einsetzen konnte und die entschied über Sieg oder Niederlage. Inzwischen hat sich die Verstellbarkeit von Skulls und Riemen, das Trimmen, im Rennsport zu einer kleinen Wissenschaft entwickelt, die innerhalb der Ausbildung von Trainern für den Spitzensport einen breiten Raum einnimmt.

Schon bei der Vorbereitung des Materials an Land können hier die Weichen für Erfolg und Misserfolg im Rennen gestellt werden, wenn Trainer oder Bootsmeister sich für eine unpassende Einstellung des Materials entscheiden.

Boote, Riemen und Skulls bilden also die Voraussetzungen für den Rudersport. Sie haben sich im Laufe der Jahrzehnte immer weiterentwickelt. Heute sind die bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften zum Einsatz kommenden Materialien millimetergenau auf die Mannschaften angepasst. Meist ist bei diesen Regatten auch mindestens ein hauptberuflicher Bootsmeister im Betreuerstab einer Nationalmannschaft dabei, um nötige Einstellungen auf die Gegebenheiten vor Ort fachmännisch vornehmen zu können.

Zusätzlich spielt die Pflege der Boote eine Rolle, Bootsrümpfe werden gerade bei den großen Wettkämpfen poliert, um durch eine glatte Oberfläche möglichst wenig Widerstand im Wasser zu erzeugen. Das gilt aber überwiegend im Hochleistungssport, bei dem es um Medaillen und Titel geht. Auf den Regatten im unteren Leistungsbereich und vor allem im Freizeit- und Breitensport trägt ein pfleglicher Umgang der Aktiven mit dem vorhandenen Material dazu bei, die Nutzungszeit eines Boots so lang wie möglich zu erhalten.

Im Topbereich sind es meist nur wenige Jahre, die ein Boot von einem Team genutzt wird. Spätestens beim Antritt zu den nächsten Olympischen Spielen steht meist neues Material zur Verfügung, auf das man sich im Training bereits einstellen kann. In den anderen Ruderbereichen kann ein Boot bei entsprechend guter Behandlung schon mal einige Jahrzehnte im Einsatz sein.

Wenn man bedenkt, dass ein neuer Rennachter der modernen Art etwa den finanziellen Gegenwert eines PKW der gehobenen Mittelklasse hat, kann man verstehen, dass Neuanschaffungen nicht ständig möglich sind. Und wenn ein Boot mal bei einem großen Erfolg zum Einsatz kam, also in ihm Gold bei den Olympischen Spielen gewonnen wurde, dann wird es noch einmal so gut von den Aktiven gepflegt und behandelt. Für nachfolgende Generationen ist es dann eine gewisse Ehre, in einem solchen Boot fahren zu dürfen.

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