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Influenza ist eine Krankheit, die durch die Elektrizität verursacht wird

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Im Jahr 1889 änderte die Influenza, deren Beschreibungen seit Tausenden von Jahren konsistent waren, plötzlich und unerklärlich ihren Charakter. Zuletzt hatte die Grippe im November 1847 – mehr als ein halbes Jahrhundert zuvor – den größten Teil Englands erfasst. In den Vereinigten Staaten wütete die letzte Grippeepidemie im Winter 1874–1875. Influenza war von jeher als launische, unberechenbare Krankheit bekannt, ein wildes Tier, das aus dem Nirgendwo kam, ganze Populationen ohne Vorwarnung und ohne erkennbaren Zeitplan auf einmal terrorisierte, um dann so plötzlich und mysteriös, wie es erschienen war, wieder zu verschwinden. Danach war von der Krankheit jahre- oder jahrzehntelang nichts mehr zu sehen. Sie verhielt sich wie kein anderes Leiden, galt als nicht ansteckend und erhielt ihren Namen, weil ihr Kommen und Gehen angeblich vom Einfluss (lateinisch: „influens“) der Sterne bestimmt war.

Aber 1889 wurde die Influenza gezügelt. Ab diesem Jahr würde sie immer präsent sein – überall auf der Welt. Sie würde zwar wie zuvor wieder auf mysteriöse Weise verschwinden, aber man konnte damit rechnen, dass sie im folgenden Jahr mehr oder weniger zur gleichen Zeit zurückkehrte. Und seitdem ist sie nie völlig abwesend.

Wie die „Angststörung“ ist die Influenza so häufig und mittlerweile so vertraut, dass eine gründliche Überprüfung ihrer Geschichte erforderlich ist. So können wir diesem Eindringling in unserem Leben die Maske vom Gesicht reißen und die enormen Folgen dieser Katastrophe für die öffentliche Gesundheit, die sich vor 130 Jahren abspielte, verdeutlichen. Wir wissen viel – mehr als genug – über das Influenzavirus. Das mit dieser Krankheit verbundene mikroskopische Virus wurde so ausführlich untersucht, dass Wissenschaftler mehr über seinen winzigen Lebenszyklus wissen als über jeden anderen Mikroorganismus. Aber das war auch genau der Grund, warum viele Besonderheiten dieser Krankheit ignoriert wurden, einschließlich der Tatsache, dass sie nicht ansteckend ist.


Influenza-Todesfälle pro Million in England und Wales, 1850–19402

Der kanadische Astronom Ken Tapping war im Jahr 2001 zusammen mit zwei Ärzten aus British Columbia der letzte Wissenschaftler, der erneut bestätigte, dass Influenzapandemien seit mindestens drei Jahrhunderten am wahrscheinlichsten zu Zeiten der stärksten magnetischen Sonnenaktivität sind, d. h. zum Höhepunkt jedes elfjährigen Sonnenzyklus.

Ein solcher Trend ist nicht der einzige Aspekt dieser Krankheit, der Virologen lange vor ein Rätsel stellte. Im Jahr 1992 veröffentlichte ein weltweiter Experte für die Epidemiologie der Influenza, R. Edgar Hope-Simpson, ein wichtiges Buch. Er überprüfte die wesentlichen bekannten Fakten und wies darauf hin, dass sie keine Rückschlüsse auf eine Übertragung durch direkten persönlichen Kontakt unterstützten. Hope-Simpson grübelte sehr lange über die Influenza, und zwar seit er ihre Opfer während der Epidemie von 1932 bis 1933 als junger Allgemeinarzt im englischen Dorset behandelt hatte. Hierbei handelt es sich um die Epidemie, bei der das Virus, das mit der Erkrankung beim Menschen in Verbindung gebracht wird, zum ersten Mal isoliert wurde. Während seiner 71-jährigen Karriere wurden die Fragen von Hope-Simpson jedoch nie beantwortet. „Die plötzliche Explosion von Informationen über die Natur des Virus und seine antigenen Reaktionen im menschlichen Wirt“, schrieb er 1992, trug lediglich dazu bei, dass „sich die Anzahl der erklärungsbedürftigen Besonderheiten noch vergrößerte.“3

Warum ist die Influenza saisonal? fragte er sich immer noch. Warum ist die Influenza sonst so gut wie nie vorhanden, außer in den wenigen Wochen oder Monaten einer Epidemie? Warum enden Grippeepidemien? Warum verbreiten sich nicht-saisonale Epidemien nicht? Wie explodieren Epidemien in ganzen Ländern auf einmal und verschwinden auf genauso wundersame Weise, als seien sie plötzlich untersagt? Es war ihm unerklärlich, warum sich ein Virus möglicherweise so verhalten könnte. Warum griff die Grippe so oft junge Erwachsene an und verschonte Kleinkinder und ältere Menschen? Wie ist es möglich, dass sich Grippeepidemien in den vergangenen Jahrhunderten mit der gleichen rasanten Geschwindigkeit wie heute verbreitet haben? Wie kann das Virus plötzlich „spurlos verschwinden“? Dies bezieht sich auf die Tatsache, dass bei Auftreten eines neuen Virusstammes der alte Stamm von einer Jahreszeit zur nächsten auf einmal weltweit vollständig verschwunden ist. Hope-Simpson listete 21 verschiedene Fakten über Influenza auf, die ihn stutzig machten und die sich jeder Erklärung entzogen, wenn man davon ausging, dass sie durch direkten Kontakt verbreitet wurde.

Schließlich ließ er wieder eine Theorie aufleben, die zuerst von dem Forscher Richard Shope aufgestellt wurde, der 1931 das erste Grippevirus in Schweinen isolierte. Er war auch der Meinung, dass viele explosiv auftretende Ausbrüche nicht durch Ansteckung erklärt werden konnten. Shope und später Hope-Simpson schlugen vor, dass die Grippe tatsächlich nicht auf die übliche Weise von Mensch zu Mensch oder von Schwein zu Schwein übertragen wird, sondern dass sie sowohl bei den menschlichen als auch den tierischen Trägern latent bleibt. Diese Träger, die sehr zahlreich sind, leben inmitten ihrer Gemeinschaften, bis das Virus durch einen Umweltauslöser reaktiviert wird. Hope-Simpson vertrat ferner die Meinung, dass der Auslöser mit den jahreszeitlich bedingten Schwankungen der Sonnenstrahlung verbunden und möglicherweise sogar elektromagnetischer Natur ist, was bereits viele seiner Vorgänger in den letzten zwei Jahrhunderten vorgeschlagen hatten.

Als ein junger Hope-Simpson mit seiner Praxis in Dorset begann, hatte ein dänischer Arzt namens Johannes Mygge am Ende einer langen und angesehenen Karriere gerade eine Monografie veröffentlicht, in der auch er bewies, dass Influenzapandemien in der Regel in Jahren mit maximaler Sonnenaktivität auftraten. Außerdem stieg und fiel die jährliche Zahl der Grippefälle in Dänemark mit der Anzahl der Sonnenflecken. In einer Zeit, in der die Epidemiologie im Begriff war, nur noch eine Suche nach Mikroben zu werden, gab Mygge zu und wusste bereits aus lebenspraktischer Erfahrung, dass, „wer aus der Reihe tanzt, riskiert, dass ihm auf die Füße getreten wird“.4 Aber er war sich sicher, dass Influenza etwas mit Elektrizität zu tun hatte, und er kam zu dieser Überzeugung genauso wie ich: aus persönlicher Erfahrung.

1904 und 1905 führte Mygge neun Monate lang ein sorgfältiges Gesundheitstagebuch. Später verglich er es mit Aufzeichnungen über das elektrische Potenzial der Atmosphäre, die er im Rahmen eines anderen Projekts zehn Jahre lang dreimal täglich angefertigt hatte. Es stellte sich heraus, dass die migräneähnlichen Kopfschmerzen – die ihn buchstäblich außer Gefecht setzten und von denen er immer schon gewusst hatte, dass sie mit Wetteränderungen verbunden waren – fast immer auf den Tag oder einen Tag vor einem plötzlich starken Anstieg oder Abfall in der atmosphärischen Spannung fielen.

Kopfschmerzen waren jedoch nicht nur die einzigen Auswirkungen. An Tagen mit solchen elektrischen Turbulenzen war sein Schlaf fast ausnahmslos unterbrochen und unruhig. Er litt außerdem unter Schwindel, gereizter Stimmung, einem Gefühl der Verwirrung, summenden Empfindungen im Kopf, Druck auf der Brust und einem unregelmäßigen Herzschlag. Manchmal, so schrieb er, „hatte mein Zustand den Charakter eines drohenden Influenza-Anfalls, der sich jedes Mal nicht wesentlich vom Beginn eines tatsächlichen Anfalls dieser Krankheit unterschied“.5

Andere, die Influenza mit Sonnenflecken oder atmosphärischer Elektrizität in Verbindung gebracht haben, sind John Yeung (2006), Fred Hoyle (1990), J. H. Douglas Webster (1940), Aleksandr Chizhevskiy (1936), C. Conyers Morrell (1936), W. M. Hewetson (1936), Sir William Hamer (1936), Gunnar Edström (1935), Clifford Gill (1928), C. M. Richter (1921), Willy Hellpach (1911), Weir Mitchell (1893), Charles Dana (1890), Louise Fiske Bryson (1890), Ludwig Buzorini (1841), Johann Schönlein (1841) und Noah Webster (1799). Heinrich Schweich beobachtete 1836, dass alle physiologischen Prozesse Elektrizität erzeugen und nahm an, dass eine elektrische Störung der Atmosphäre den Körper daran hindern könnte, diese zu entladen. Er wiederholte die damals verbreitete Überzeugung, dass die Symptome der Influenza durch eine Ansammlung von Elektrizität im Körper verursacht werden. Niemand hat dies bisher widerlegt.

Zwischen 1645 und 1715, ein Zeitraum, den Astronomen als das Maunder-Minimum bezeichnen, war die Sonnenaktivität so minimal, dass praktisch keine Sonnenflecken zu sehen waren. Keine Auroren zierten die polaren Nächte, in denen nach einheimischer kanadischer Tradition „die Menschen von den Lichtern des Himmels verlassen waren“.6 Das Interessante dabei ist, dass es auch keine weltweiten Grippepandemien gab. 1715 tauchten nach einer jahrzehntelangen Abwesenheit plötzlich wieder Sonnenflecken auf. 1716 veröffentlichte der berühmte englische Astronom Sir Edmund Halley im Alter von 60 Jahren eine dramatische Beschreibung des Nordlichts. Es war das erste Mal, dass er es gesehen hatte. Aber die Sonne war immer noch nicht voll aktiv. Als wäre sie nach einem langen Schlaf aufgewacht, streckte sie sich, gähnte und legte sich wieder hin. Denn sie zeigte uns nur die Hälfte der Sonnenflecken, die sie uns heute auf dem Höhepunkt jedes elfjährigen Sonnenzyklus zur Schau stellt. Erst 1727 betrug die Anzahl der Sonnenflecken zum ersten Mal seit über einem Jahrhundert wieder mehr als 100. Und 1728 brach die Influenza wellenartig auf der Erde aus, die erste Grippepandemie seit fast 150 Jahren. Diese Epidemie war universeller und dauerhafter als jede andere in der bisher aufgezeichneten Geschichte. Sie trat auf allen Kontinenten auf, wurde 1732 noch brutaler und hielt nach einigen Berichten bis 1738 an, dem Höhepunkt des nächsten Sonnenzyklus.7 John Huxham, der im englischen Plymouth Medizin praktizierte, schrieb 1733, dass „kaum jemand entkommen ist“. Er fügte hinzu, „dass einige Hunde tollwütig wurden; Pferde litten bereits vor den Menschen an Katarrh und ein Gentleman sagte mir, dass einige Vögel, insbesondere die Spatzen, den Ort verlassen haben, an dem er sich während der Krankheit befand.“8 Ein Beobachter in Edinburgh berichtete, dass einige Menschen 60 Tage lang Fieber hatten und andere, die nicht krank waren, „plötzlich starben“.9 Nach einer Schätzung kamen weltweit rund zwei Millionen Menschen bei dieser Pandemie ums Leben.10

Wenn Influenza in erster Linie eine durch Elektrizität verursachte Krankheit ist, eine Reaktion auf eine elektrische Störung der Atmosphäre, dann ist sie im üblichen Sinne nicht ansteckend. Die Muster der Epidemien sollten dies beweisen – und das tun sie auch. Zum Beispiel begann die tödliche Pandemie von 1889 in weit verstreuten Teilen der Welt. Im Mai jenes Jahres wurde gleichzeitig im usbekistanischen Buchara, in Grönland und in Nord-Alberta von schweren Ausbrüchen berichtet.11 Die Grippe wurde im Juli in Philadelphia12 und in Hillston, einer abgelegenen Stadt in Australien13 und im August auf dem Balkan gemeldet.14 Da dieses Muster im Widerspruch zu den vorherrschenden Theorien stand, haben viele Historiker so getan, als ob die Pandemie von 1889 erst „wirklich“ begann, als sie Ende September in den westlichen Steppen Sibiriens Fuß fasste und sich dann von dort aus, in zu erwartender Weise, in den Rest der Welt von Mensch zu Mensch durch Ansteckung ausbreitete. Das Problem dabei ist jedoch, dass diese Krankheit sehr viel schneller Destinationen erreichte als die Züge und Schiffe der Zeit. Sie erreichte Moskau und St. Petersburg in der dritten oder vierten Oktoberwoche, aber zu diesem Zeitpunkt hörte man bereits von Ausbrüchen der Influenza in Durban, Südafrika15 und Edinburgh, Schottland.16 New Brunswick, Kanada,17 Kairo,18 Paris,19 Berlin,20 und Jamaika21 meldeten im November Epidemien; London, Ontario am 4. Dezember;22 Stockholm am 9. Dezember;23 New York am 11. Dezember;24 Rom am 12. Dezember;25 Madrid am 13. Dezember26 und Belgrad am 15. Dezember.27 Die Influenza schlug explosiv und unvorhersehbar zu, und zwar immer wieder in Wellen bis Anfang 1894. Es war, als hätte sich etwas Grundlegendes in der Atmosphäre geändert, als würden Wildbrände willkürlich überall auf der Welt von einem anonymen Feuerteufel entzündet.

Ein Beobachter in Ost- und Zentralafrika, der im September 1890 erkrankte, behauptete, dass Influenza in diesem Teil Afrikas noch nie zuvor aufgetreten sei, jedenfalls nicht in der Erinnerung der ältesten lebenden Einwohner.28

„Influenza“, sagte Dr. Benjamin Lee von der Landesgesundheitsbehörde in Pennsylvania, „breitet sich aus wie Hochwasser und überschwemmt ganze Gebiete innerhalb einer Stunde … Es ist kaum vorstellbar, dass eine Krankheit, die sich mit solch erstaunlicher Geschwindigkeit ausbreitet, erst eine Inkubationszeit bei jeder infizierten Person durchläuft und nur durch den Kontakt von Mensch zu Mensch oder durch infizierte Gegenstände übertragen wird.“29

Der willkürliche Charakter der Influenza zeigt sich nicht nur an Land, sondern auch auf See. Mit der heutigen Reisegeschwindigkeit ist dies nicht mehr offensichtlich, aber in früheren Jahrhunderten, als Seeleute Wochen oder sogar Monate nach ihrer letzten Anlegestelle an Influenza erkrankten, war dies bemerkenswert. Im Jahr 1894 beschrieb Charles Creighton 15 verschiedene historische Fälle, in denen ganze Schiffe oder sogar viele Schiffe einer Flotte der Krankheit, weit entfernt von Land, unterlagen – geradeso, als wären sie in einen Influenza-Nebel gesegelt. In einigen Fällen entdecken sie bei ihrer Ankunft in ihrem nächsten Hafen, dass die Influenza gleichzeitig an Land ausgebrochen war. Creighton fügte einen Bericht über die zeitgenössische Pandemie hinzu: Die Handelsgesellschaft „Wellington“ war am 19. Dezember 1891 mit ihrer kleinen Besatzung von London nach Lyttelton, Neuseeland, gesegelt. Am 26. März, nach über drei Monaten auf See, wurde der Kapitän plötzlich von einer schweren fieberhaften Krankheit ergriffen. Als er am 2. April in Lyttelton ankam, „fand der an Bord kommende Lotse den Kapitän krank in seiner Schlafkoje und als ihm die Symptome mitgeteilt wurden, sagte er sofort: ‚Es ist die Influenza: Ich habe sie gerade selbst gehabt.‘“30

Ein Bericht von 1857 war so überzeugend, dass William Beveridge ihn 1975 in sein Lehrbuch über Influenza aufnahm: „Das englische Kriegsschiff Arachne kreuzte vor der Küste Kubas‚ ohne jeglichen Kontakt mit dem Land.“ Wenigstens 114 aus einer Besatzung von 149 Mann erkrankten an Influenza, und erst später erfuhr man, dass es gleichzeitig Ausbrüche in Kuba gegeben hatte.“31

Die Geschwindigkeit, mit der sich die Influenza ausbreitet, und ihr willkürliches und gleichzeitiges Verbreitungsmuster verblüffen Wissenschaftler schon seit Jahrhunderten. Dies war für einige der überzeugendste Grund, weiterhin zu vermuten, dass die atmosphärische Elektrizität die Ursache von Influenza sei, trotz der bekannten Anwesenheit eines ausführlich untersuchten Virus. Hier eine Auswahl alter und zeitgenössischer Beurteilungen:

Wahrscheinlich wurde noch nie eine Krankheit beobachtet, der in kürzester Zeit so viele Menschen unterlagen wie bei der Influenza. Nahezu eine ganze Stadt oder zumindest ein Stadtviertel waren in wenigen Tagen betroffen. In der Tat, viel schneller als man im Fall einer Ansteckung annehmen würde.

Mercatus berichtet, dass bei der Grippewelle in 1557 in Spanien der größte Teil des Volkes an einem einzigen Tag davon erfasst wurde.

Dr. Glass sagt, als sie 1729 in Exeter weit verbreitet war, erkrankten 2.000 daran in einer Nacht.

Dr. Shadrach Ricketson (1808),

A Brief History of the Influenza32

Die schlichte Tatsache ist, dass diese Epidemie innerhalb einer Woche eine ganze Region trifft; nein, innerhalb weniger Wochen sogar einen ganzen Kontinent so groß wie Nordamerika einschließlich aller Westindischen Inseln. Dabei war es unmöglich, dass die Einwohner eines so großen Gebiets innerhalb dieser kurzen Zeit miteinander Kontakt oder Umgang gehabt hätten. Diese Tatsache allein reicht aus, um jede Vorstellung einer Verbreitung durch Ansteckung von einem Individuum auf ein anderes außer Frage zu stellen.

Dr. Alexander Jones (1827),

Philadelphia Journal of the Medical and Physical Sciences33

Im Gegensatz zur Cholera übertrifft sie in ihrem Verlauf die Geschwindigkeit, mit der Menschen miteinander Umgang haben können.

Dr. Theophilus Thompson (1852),

Annals of Influenza or Epidemic Catarrhal Fever in Great Britain from 1510 to 183734

Eine Ansteckung allein reicht nicht aus, um den plötzlichen und gleichzeitigen Ausbruch der Krankheit in weit entfernten Ländern zu erklären. Hinzu kommt noch die merkwürdige Art und Weise, in der bekanntermaßen die Besatzungen von Schiffen auf See an ihr erkrankten, bei denen der Kontakt mit infizierten Orten oder Personen absolut ausgeschlossen werden kann.

Sir Dr. Morell Mackenzie (1893),

Fortnightly Review35

Normalerweise bewegt sich die Influenza mit der gleichen Geschwindigkeit wie der Mensch, aber manchmal bricht sie anscheinend gleichzeitig in weit voneinander entfernten Teilen der Welt aus.

Jorgen Birkeland (1949),

Microbiology and Man36

[Vor 1918] gibt es Aufzeichnungen über zwei weitere große Influenza-Epidemien in Nordamerika in den letzten zwei Jahrhunderten. Die erste davon ereignete sich 1789, dem Jahr, in dem George Washington zum Präsidenten ernannt wurde. Das erste Dampfschiff überquerte 1819 den Atlantik und der erste Dampfzug fuhr erst 1830. Dieser Ausbruch ereignete sich also, als ein galoppierendes Pferd die schnellste Beförderung des Menschen war. Trotz dieser Tatsache breitete sich der Influenza-Ausbruch von 1789 mit großer Geschwindigkeit aus; um ein Vielfaches schneller und weiter, als ein Pferd galoppieren könnte.

Dr. James Bordley III und

Dr. A. McGehee Harvey (1976),

Two Centuries of American Medicine, 1776–197637

Das Grippevirus kann von Mensch zu Mensch in Feuchtigkeitströpfchen aus den Atemwegen übertragen werden. Die direkte Konfrontation kann jedoch nicht für gleichzeitige Influenza-Ausbrüche an weit voneinander entfernten Orten verantwortlich sein.

Roderick E. McGrew (1985),

Encyclopedia of Medical History38

Warum haben sich die epidemischen Modelle in Großbritannien in vier Jahrhunderten nicht verändert – Jahrhunderte, in denen die Geschwindigkeit des menschlichen Transports stark zugenommen hat?

Dr. John J. Cannell (2008),

„On the Epidemiology of Influenza“ aus: Virology Journal

Die Rolle des Virus, das nur die Atemwege infiziert, hat einige Virologen verblüfft, da Influenza nicht nur oder nicht einmal hauptsächlich eine Atemwegserkrankung ist. Warum die Kopfschmerzen, die Augen- und Muskelschmerzen, die Erschöpfung, die gelegentliche Sehbehinderung, die Berichte über Enzephalitis, Myokarditis und Perikarditis? Warum Fehlgeburten, Totgeburten und Geburtsdefekte?39

In der ersten Welle der Pandemie von 1889 in England standen neurologische Symptome im Vordergrund, während die respiratorischen Symptome ausblieben.40 Die meisten der 239 Grippepatienten von Amtsarzt Röhring im bayerischen Erlangen hatten neurologische und kardiovaskuläre Symptome und keine Atemwegserkrankung. Fast ein Viertel der zum 1. Mai 1890 in Pennsylvania gemeldeten 41.500 Grippefälle wurden primär als neurologisch und nicht respiratorisch eingestuft.41 Nur wenige Patienten von David Brakenridge in Edinburgh oder von Julius Althaus in London hatten Atembeschwerden. Stattdessen litten sie an Schwindel, Schlaflosigkeit, Verdauungsstörungen, Verstopfung, Erbrechen, Durchfall, „völlige[r] Erschöpfung der geistigen und körperlichen Stärke“, Neuralgie, Delirium, Koma und Schüttelkrämpfen. Nach der Genesung verblieben viele Beschwerden wie Neurasthenie oder sogar Lähmungen oder Epilepsie. Anton Schmitz veröffentlichte einen Artikel mit dem Titel „Wahnsinn nach Influenza“ und schlussfolgerte, dass Influenza in erster Linie eine epidemische Nervenkrankheit war. C. H. Hughes nannte Influenza eine „toxische Neurose“. Morell Mackenzie stimmte zu:

Meiner Meinung nach liegt die Antwort auf das Rätsel der Influenza in vergifteten Nerven … In einigen Fällen erfasst sie den Teil (des Nervensystems), der die Atmungsmaschinerie steuert, in anderen den Teil, der die Verdauungsfunktionen kontrolliert; bei anderen scheint es gewissermaßen so, als würde an nervösen Tasten hinauf- und hinuntergespielt, um so den empfindlichen Mechanismus zu stören und Unordnung und Schmerzen in verschiedenen Körperteilen mit einer fast böswilligen Willkür aufzuwirbeln … Da die Nahrung für jedes Gewebe und jedes Organ im Körper unter der direkten Kontrolle des Nervensystems steht, folgt daraus, dass alles, was das Letztere betrifft, eine nachteilige Wirkung auf das Erstere hat. So ist es nicht verwunderlich, dass die Influenza in vielen Fällen ihre Spuren durch eine beschädigte Struktur hinterlässt. Nicht nur die Lunge, sondern auch die Nieren, das Herz und andere innere Organe sowie die Nervenmasse selbst können auf diese Weise betroffen sein.42

Anstalten für Geistesgestörte füllten sich mit Patienten, die an der Influenza erkrankt waren; Menschen, die unterschiedlich stark an Depressionen, Manie, Paranoia oder Halluzinationen litten. „Die Zahl der Aufnahmen erreichte ein nie zuvor gesehenes Ausmaß“, berichtete Albert Leledy 1891 in der Beauregard Anstalt in Bourges. „Die Aufnahmen für das Jahr übertreffen die des Vorjahres“, berichtete Thomas Clouston, Superintendierender Arzt der Anstalt Royal Edinburgh Asylum for the Insane im Jahr 1892. „Keine Epidemie einer Krankheit hat solche mentalen Auswirkungen gehabt“, schrieb er. Im Jahr 1893 überprüfte Althaus zahlreiche Artikel über Psychosen nach Influenza und die Vorgeschichte von Hunderten seiner eigenen und anderer Patienten, die in den letzten drei Jahren nach der Grippeerkrankung geistig gestört waren. Es erstaunte ihn, dass sich die meisten Psychosen nach Influenza bei Männern und Frauen in der Blütezeit ihres Lebens zwischen 21 und 50 Jahren entwickelten, dass sie am wahrscheinlichsten nach meist milden oder leichten Erkrankungsfällen auftraten und dass mehr als ein Drittel dieser Menschen noch nicht genesen war.

Die häufige Abwesenheit von Atemwegserkrankungen wurde auch bei der noch tödlicheren Pandemie von 1918 festgestellt. In seinem Lehrbuch von 1978 schrieb Beveridge, der sie miterlebt hatte, dass die Hälfte aller Influenzapatienten bei dieser Pandemie keine der frühen Symptome wie Nasenausfluss, Niesen oder Halsschmerzen hatte.43

Die Altersgruppen sind ebenfalls nicht ausschlaggebend, wenn es hier um eine Ansteckung gehen soll. Bei anderen Arten von Infektionskrankheiten wie Masern und Mumps gilt: Je aggressiver ein Virusstamm ist und je schneller er sich ausbreitet, desto schneller bauen Erwachsene Immunität auf und desto jünger ist die Bevölkerung, die jedes Jahr an ihm erkrankt. Laut Hope-Simpson bedeutet dies, dass während der Zeit von Pandemien die Influenza hauptsächlich sehr kleine Kinder angreifen sollte. Aber die Influenza trifft nach wie vor hartnäckig die Erwachsenen. Das Durchschnittsalter liegt fast immer zwischen zwanzig und vierzig, egal ob während einer Pandemie oder nicht. Das Jahr 1889 war keine Ausnahme: Die Influenza erwischte bevorzugt starke junge Erwachsene in der Blütezeit ihres Lebens, als würde sie böswillig die Stärksten anstelle der Schwächsten unserer Spezies ins Visier nehmen.

Dann gibt es die Verwirrung über Tierinfektionen, die Jahr für Jahr in den Nachrichten auftauchen und uns alle Angst machen, dass wir durch Schweine oder Vögel mit Influenza infiziert werden könnten.

Die unangenehme Tatsache ist jedoch, dass im Laufe der Geschichte seit Tausenden von Jahren alle Arten von Tieren gleichzeitig mit Menschen an der Grippe erkrankt sind. Als die Armee des bayerischen Königs Karlmann 876 n. Chr. an der Influenza erkrankte, dezimierte dies auch die Hunde und Vögel.44 In späteren Epidemien, einschließlich der des 20. Jahrhunderts, wurde allgemein berichtet, dass bei Hunden, Katzen, Pferden, Maultieren, Schafen, Kühen, Vögel, Hirschen, Kaninchen und sogar Fischen Erkrankungen zur gleichen Zeit wie bei den Menschen ausbrechen.45 Beveridge nannte zwölf Epidemien im 18. und 19. Jahrhundert, in denen Pferde an der Grippe erkrankten, generell ein oder zwei Monate vor den Menschen. Tatsächlich wurde diese Verbindung als so zuverlässig angesehen, dass Symes Thompson Anfang Dezember 1889, als er eine grippeähnliche Krankheit bei britischen Pferden beobachtete, an das British Medical Journal schrieb und einen bevorstehenden Ausbruch beim Menschen vorhersagte – eine Prognose, die sich kurze Zeit später als richtig erwies.46 Während der Pandemie von 1918–1919 kamen Affen in Südafrika und Madagaskar in großer Zahl ums Leben, auch Schafe im Nordwesten Englands, Pferde in Frankreich, Elche im Norden Kanadas und Büffel in Yellowstone.47 Das ist aber ohnehin kein Geheimnis. Weder bekommen wir die Grippe von Tieren, noch bekommen die Tiere sie von uns. Wenn Influenza durch abnormale elektromagnetische Bedingungen in der Atmosphäre verursacht wird, sind alle Lebewesen gleichzeitig betroffen, einschließlich Lebewesen, die nicht dieselben Viren teilen oder eng zusammen leben.

Was die Entlarvung des Eindringlings, d. h. der Influenza, so erschwert, ist, dass es sich hierbei um zwei verschiedene Dinge handelt. Influenza ist erstens ein Virus und zweitens auch eine klinische Krankheit. Die Verwirrung entsteht, weil die menschliche Influenza seit 1933 durch den in diesem Jahr entdeckten Organismus und nicht durch klinische Symptome definiert wird. Wenn eine Epidemie auftritt und Sie an derselben Krankheit leiden wie alle anderen, aber ein Influenzavirus nicht aus Ihrem Hals isoliert werden kann und Sie keine Antikörper dagegen entwickeln, haben Sie angeblich keine Influenza. Tatsache ist jedoch, dass Influenzaviren zwar auf irgendeine Weise mit Krankheitsepidemien assoziiert werden, aber es wurde nie bewiesen, dass sie diese verursachen.

Beobachtungen in einem Zeitraum von 17 Jahren durch Hope-Simpson in und um die Gemeinde Cirencester in England haben gezeigt, dass Influenza – ungeachtet der allgemein vertretenen Meinung – innerhalb eines Haushalts nicht ohne Weiteres von einer Person zur anderen übertragen werden kann. In 70 Prozent der Fälle erkrankte sogar während der „Hongkong-Grippe“ von 1968 nur eine Person pro Haushalt an der Grippe. Wenn eine zweite Person auch die Grippe hatte, erkrankten beide oft am selben Tag, was bedeutete, dass eine Person nicht von der anderen angesteckt wurde. Manchmal zirkulierten verschiedene kleinere Varianten des Virus im selben Dorf, sogar im selben Haushalt. Einmal hatten zwei junge Brüder, die sich ein Bett teilten, unterschiedliche Varianten des Virus; das beweist, dass sie sich nicht gegenseitig angesteckt haben konnten. Ja, das beweist sogar, dass nicht einmal ein und dieselbe Person beide angesteckt haben konnte.48 1958 kam William S. Jordan, wie auch P. G. Mann im Jahr 1981, zu ähnlichen Schlussfolgerungen über die mangelnde Verbreitung innerhalb von Familien.

Ein weiterer Hinweis darauf, dass etwas mit den vorherrschenden Theorien nicht stimmt, ist das Scheitern von Impfprogrammen. Obwohl bewiesen ist, dass Impfstoffe eine gewisse Immunität gegen bestimmte Grippevirusstämme bieten, haben prominente Virologen im Laufe der Jahre zugegeben, dass Impfungen Epidemien nicht aufhalten konnten und dass sich die entsprechende Krankheit immer noch so verhält wie vor tausend Jahren.49 Nach einer Überprüfung von 259 Impfstudien aus dem British Medical Journal über einen Zeitraum von 45 Jahren kam Tom Jefferson kürzlich zu dem Schluss, dass Influenza-Impfstoffe im Wesentlichen keinen Einfluss auf die tatsächlichen Ergebnisse wie Schulabwesenheiten, verlorene Arbeitstage und grippebedingte Krankheiten und Todesfälle hatten.50

Unter Virologen ist es ein beschämendes Geheimnis, dass es von 1933 bis heute keine experimentellen Studien gibt, die belegen, dass Influenza – weder das Virus noch die Krankheit – jemals durch normalen Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen wird. Wie wir im nächsten Kapitel sehen werden, sind alle Bemühungen einer experimentellen Mensch-zu-Mensch-Übertragung gescheitert. Und das sogar inmitten der tödlichsten Krankheitsepidemie, die die Welt je erlebt hat.

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