Читать книгу Die Welt unter Strom - Arthur Firstenberg - Страница 27

D

Оглавление

In den frühen 1970er-Jahren waren sich die Atmosphärenphysiker schließlich im Klaren darüber, dass das Erdmagnetfeld stark gestört war. Nicht alle Whistler, Zischlaute, Chöre und andere auffallenden Geräusche wie zum Beispiel das Löwengebrüll, die sie seit einem halben Jahrhundert gehört hatten, wurden von der Natur verursacht! Zu Gehör kamen sie nur, weil es Bemühungen gab, die elektromagnetische Umwelt der Erde absichtlich zu verändern – Bemühungen, die ihren Höhepunkt gegenwärtig im HAARP-Projekt (High Frequency Active Auroral Research Program, ein militärisches und ziviles US-Forschungsprogramm) in Gakona, Alaska erreichen (siehe KAPITEL 16).

Im Auftrag des US-Marineforschungsamtes, des Office of Naval Research, hatten Wissenschaftler des Radioscience Laboratory der Stanford University einen 100-Kilowatt-VLF-Sender an der Siple-Station in der Antarktis gebaut, der im Bereich von 1,5 bis 16 kHz sendet. Die 20 Kilometer lange Antenne, die sich über das gefrorene Eis erstreckt, dient laut Robert Helliwell, einem Mitglied des Stanford-Teams, unter anderem zur „Kontrolle der Ionosphäre, Kontrolle der Strahlungsgürtel und neuer Methoden der v.l.f.- und u.l.f.-Kommunikation“.16 1958 wurde rein zufällig entdeckt, dass von der Erde stammende VLF-Übertragungen mit Partikeln in der Magnetosphäre interagieren und sie dazu anregen, neue VLF-Wellen zu emittieren, die dann am anderen Ende der Erde empfangen werden können. Der Zweck des Stanford-Projekts war, dies absichtlich zu tun – nämlich ausreichende Mengen sehr niederfrequenter Energie in die Magnetosphäre zu injizieren. Allerdings nicht nur, um neue Wellen zu erzeugen. Diese neuen Wellen sollten nämlich wiederum dazu führen, dass Elektronen aus dem Strahlungsgürtel der Erde in die Atmosphäre regnen, um damit die Eigenschaften der Ionosphäre für militärische Zwecke zu verändern. Ein Hauptziel des Verteidigungsministeriums war dabei, eine Methode zur Stimulierung der Ionosphäre zu entwickeln, um VLF- (sehr niederfrequente), ELF- (extra-niederfrequente) oder sogar ULF- (ultra-niederfrequente) Wellen zu emittieren, um mit U-Booten unter dem Meer zu kommunizieren.17 Der VLF-Sender in Siple und ein VLF-Empfänger in Nordquebec in Roberval gehörten zu dieser frühen Forschungsarbeit.

Die von ihnen gesammelten Daten waren überraschend. Erstens war das in Quebec unmittelbar nach der Übertragung aus der Antarktis empfangene Signal größer als erwartet. Die von der Antarktis ausgestrahlten Wellen lösten nicht nur neue Emissionen von Partikeln in der Magnetosphäre aus, sondern wurden in der Magnetosphäre mehr als tausendfach verstärkt, bevor sie zur Erde zurückkehrten und in Quebec empfangen wurden. Nachdem das Signal von der Magnetosphäre weitergeleitet wurde, war nur ein halbes Watt Sendeleistung erforderlich, um in der Nähe des gegenüberliegenden Erdpols empfangen zu werden.18 Die zweite Überraschung war, dass Roberval Frequenzen empfing, die nichts mit den Frequenzen von Siple zu tun hatten, sondern stattdessen Vielfache des in Amerika verwendeten 60 Hz-Stromnetzes waren. Das Siple-Signal wurde auf seiner Reise durch das Weltall geändert und war nunmehr vom Stromnetz geprägt.

Seit diesen ersten Erkenntnissen haben Wissenschaftler viel über diese Form der Verschmutzung gelernt, die heute als „Abstrahlung von Harmonischen von Starkstromleitungen“ (power line harmonic radiation, PLHR) bekannt ist. Es scheint, dass Harmonische aus allen Stromnetzen der Welt kontinuierlich in die Magnetosphäre gelangen, wo sie beim Hin und Her zwischen der nördlichen und südlichen Hemisphäre enorm verstärkt werden und ihre eigenen steigenden und fallenden Whistler erzeugen, genau wie das auch bei der Strahlung von Blitzen der Fall ist.

Aber es gibt einen grundlegenden Unterschied. Vor 1889 spielten Whistler und andere vom Blitz ausgelösten Geräusche kontinuierlich über die gesamte Klangbreite des irdischen Instruments. Heute ist die Musik gestelzt, gedämpft und oft auf ein Vielfaches von 50 oder 60 Hz beschränkt. Jede Komponente der natürlichen Symphonie wurde radikal verändert. Der „Morgenchor“ ist sonntags leiser als an anderen Wochentagen und die Startfrequenzen der meisten Chorusemissionen sind Oberwellen der Stromleitungen.19 „Es ist anzunehmen, dass die gesamte Bandbreite, die Zischlaute hat, durch die Strahlung der Stromleitungen verursacht wird“, schrieb Helliwell 1975. Und die natürlichen, langsamen Pulsationen des Erdmagnetfeldes unter 1 Hz, die auch für alles Leben wichtig sind, sind an Wochenenden am stärksten, offensichtlich weil sie durch Strahlung aus dem Stromnetz unterdrückt werden und diese Strahlung an Wochentagen stärker ist.20 Antony Fraser-Smith, ebenfalls an der Stanford University, hat durch die Analyse der seit 1868 gesammelten geomagnetischen Aktivitätsdaten gezeigt, dass dies kein neues Phänomen ist. Dies wurde bereits seit der ersten Verwendung von Wechselstrom in zunehmendem Maß beobachtet.21 Die zwischen 1958 und 1992 gesammelten Daten zeigten, dass die Pc 1-Aktivität, die die geomagnetischen Pulsationen zwischen 0,2 und 5 Hz darstellt, an Wochenenden um 15 bis 20 Prozent höher war als in der Mitte der Woche.22

Die Struktur der Van-Allen-Strahlungsgürtel scheint ebenfalls verändert worden zu sein. Was das Verteidigungsministerium absichtlich erreichen wollte, wurde anscheinend bereits massiv durch die weltweiten Stromnetze verursacht. Warum, so hatten sich Physiker lange gefragt, gibt es zwei elektronengefüllte Strahlungsgürtel um die Erde, einen inneren und einen äußeren, die durch eine Schicht getrennt sind, die praktisch keine Elektronen enthält? Einige denken, dass diese „Elektronenleerstelle“ durch ihre Wechselwirkung mit Strahlungen von Stromleitungen kontinuierlich von ihren Elektronen befreit wird.23 Diese Elektronen regnen wiederum auf die Erde ab und verändern die elektrischen Eigenschaften der Atmosphäre.24 Das kann nicht nur die Häufigkeit von Gewittern erhöhen,25 sondern auch die Werte der Schumann-Resonanzen verschieben, auf die alle Lebewesen abgestimmt sind.26

Kurz gesagt, die elektromagnetische Umgebung der gesamten Erde unterscheidet sich heute radikal von der vor 1889. Satellitenbeobachtungen zeigen, dass die Strahlung, die aus Stromleitungen stammt, die natürliche Strahlung von Blitzen häufig übersteigt.27 Die Strahlung von Stromleitungen ist so intensiv, dass sich Atmosphärenforscher darüber beklagen, nicht in der Lage zu sein, Grundlagenforschung zu betreiben: Es gibt sowohl auf der Erde als auch im Weltraum kaum mehr einen Ort, wo ein VLF-Empfänger zur Untersuchung natürlicher Phänomene verwendet werden kann.28

Unter natürlichen Bedingungen, wie sie vor 1889 existierten, trat eine intensive VLF-Aktivität, die zu Elektronenregen und zur Verschiebung der Schumann-Resonanzen führte, nur während geomagnetischer Stürme auf. Heutzutage wütet der magnetische Sturm ohne Unterlass.

Die Welt unter Strom

Подняться наверх