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W i e d e r s e h e n

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Sechs Jahre lang lebte Johann auf der Straße. »Langzeitobdachlos« heißt das in der Fachsprache. Geschlafen hat er meist in einem alten Turm am Kapuzinerberg in Salzburg, ohne Wasser, ohne Toilette, aber doch etwas wärmer als draußen. Johann weiß, wie sich Kälte anfühlt, genauso wie die abfälligen Blicke vieler Menschen. Obdachlos zu sein, bedeutet nicht nur kein Zuhause zu haben und in Armut zu leben, es heißt auch ausgegrenzt zu sein, meist sogar von der eigenen Familie. So war es auch bei Johanns Tochter. »Was hätte ich ihr denn erzählen sollen? Dass ich obdachlos bin?« Die Scham des 68-Jährigen war zu groß, um dem eigenen Kind zu sagen, wie er lebte.

Das in Österreich noch einzigartige VinziDach-Projekt »Housing First« geht einen mutigen Weg: Langzeitobdachlose bekommen eine eigene kleine Wohnung. Ein neues Leben, von einem Tag auf den anderen, begleitet von kundigen Sozialarbeitern. Plötzlich geborgen, plötzlich wieder etwas wert! Das führt dazu, dass die Bewohner nicht nur ihre eigene Wohnung sehr zu schätzen wissen, sondern auch den Weg zurück in ein geregeltes Leben schaffen. Johann hatte Glück, er bekam einen von zehn Wohnungsschlüsseln in Salzburg.

Und dann geschah Unglaubliches: Es klingelt an der Wohnungstür. Johann erwartet keinen Besuch, dennoch öffnet er die Tür und blickt in die Augen seiner Tochter, die er Jahre nicht mehr gesehen hatte. Sie hatte durch einen Zufall von diesem Projekt gelesen und ihren Vater erkannt. Er bietet ihr Kaffee und Kekse an, und die beiden beginnen zu reden …

Was wirklich zählt

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