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Blogs funktionieren

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Der Blog erlaubt es Nawalny, ein Bewusstsein für Themen zu schaffen, die in den russischen Medien kaum oder gar nicht behandelt werden, darunter auch sein Aktionärsaktivismus. Als Frühform von Social Media erlaubt es ihm der Blog auch, eine Community aufzubauen – aus Leuten, die daran interessiert sind, zwielichtige Geschäfte von Konzernen aufzudecken, aber auch bereit sind zu helfen:

»Einfach gesagt, Blogs funktionieren. Ein Blog ist dein eigenes Medium, nur interaktiv. Wenn ich schreibe: ›Leute, ich brauche einen Spezialisten für Baugestaltung, um einer korrupten Sache im Baugeschäft auf den Grund zu gehen‹, dann finde ich solche Leute über den Blog. Wo nötig, kann ich über den Blog alle dazu auffordern, Beschwerden an die föderale Antimonopolstelle zu richten, und Tausende werden schreiben. Ein Blog ist ein universelles Werkzeug … Online und Offline werden durch einen Blog vereint.«[85]

In einer seiner Kampagnen gegen den Energiegiganten Gazprom seien, so Nawalny, mehr als 500 Leute an den Recherchen beteiligt gewesen.[86] Daneben gründet Nawalny das »Zentrum für Aktionärsschutz««, ein weiteres Beispiel der für Nawalny typischen Gemeinschaftsbildung, um Know-How zu bündeln und Aktionen aufeinander abzustimmen.[87]

Seine Blogeinträge machen Furore. Und man kann ihren zunehmenden Einfluss messen. Ein Beitrag vom August 2008 wird 235-mal kommentiert.[88] Ein Post vom Dezember 2008 erhält 832 Kommentare.[89] Ein Post vom November 2009 erhält 1394 Kommentare.[90] Doch ein Post vom November 2010 stellt sie mit 8965 Kommentaren alle in den Schatten.[91] Diese Zahlen sind vielleicht nur bedingt aussagekräftig. Doch sie zeigen deutlich, dass Nawalnys Sichtbarkeit und Einfluss mit der Zeit immer mehr zunahmen: Ende 2011 wurde sein Blog schließlich von 55000 Menschen gelesen.[92]

Nawalny suchte sich Fälle heraus, von denen er wusste, dass sie seine Leser empören würden. Sein erklärtes Ziel: »Das Thema sollte eine Reaktion auslösen. Als ich [im Jahr 2008] auf meinem Blog über den Prozess gegen [den staatlichen Pipeline-Monopolisten] Transneft schrieb – der nicht offenlegte, welchen wohltätigen Zwecken es in zwei Jahren eine halbe Milliarde Dollar zukommen ließ –, erhielt ich Hunderte von Antworten. Leute regen sich darüber auf.«[93]

In einer weiteren Recherche zu Transneft aus dem Jahr 2010 behauptete Nawalny, während des Baus der Ostsibirien-Pazifik-Pipeline – ein essenzieller Bestandteil der Infrastruktur für den Export russischen Erdöls in die Märkte der Asien-Pazifik-Region – seien nicht weniger als vier Milliarden US-Dollar gestohlen worden. Die Quellen für Nawalnys Informationen? Dokumente einer Rechnungsprüfung, die ihm zugespielt worden waren. Die Prüfung war von der Rechnungskammer durchgeführt worden, einer staatlichen Behörde mit der Aufgabe, die Verwendung von Haushaltsmitteln und öffentlichen Geldern zu kontrollieren. Transneft selbst wies die Recherchen als Teil einer Kampagne gegen das Investitionsvorhaben zurück.[94]

Nawalnys Behauptungen erregten die Gemüter so sehr, dass Wladimir Putin – damals Ministerpräsident – sich öffentlich dazu äußerte und verlangte, die Prokuratura (Staatsanwaltschaft) solle die Ermittlungen aufnehmen.[95] Doch ist dies nie passiert. Bis September 2011 hatte sich Putins Tonlage deutlich verändert. Er behauptete, die Leitung von Transneft stehle keine Mittel, sondern setze sie vielmehr zu anderen als den ursprünglich beabsichtigten Zwecken ein.[96]

Dennoch wies ein Moskauer Gericht im Februar 2011 Transneft an, weitere Informationen zu diesem Fall zur Verfügung zu stellen – gegen den Protest der Unternehmensleitung.[97] Nawalny reagierte auf diese Entscheidung in einem Blog-Post mit: »Yabadabadoo!« Und: »Ein großer Sieg.«[98]

Insgesamt waren Nawalnys Versuche, Unternehmen und Individuen zur Rechenschaft zu ziehen, jedoch nur selten erfolgreich. Aber das nahm er schulterzuckend hin: »Wir sind Realisten und verstehen nur allzu gut, dass es im heutigen Russland eher unwahrscheinlich ist, vor Gericht gegen die höchsten Instanzen zu bestehen.«[99]

Nawalny

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