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»Haben Sie bemerkt, dass Ihnen jemand folgt?«[105]

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Nawalny hat sich mit seinen unangenehmen Fragen und seiner Prozessfreudigkeit Feinde gemacht – viele Feinde. Man darf sich daher Sorgen um seine Sicherheit machen:

»Ich wurde nicht direkt bedroht, aber Freunde, die mit der Ölindustrie zu tun haben, fragen: ›Warum macht sich Nawalny diesen ganzen Ärger? Und wer zieht eigentlich die Strippen?‹ Ich habe niemandem ernsthafte Kopfschmerzen bereitet, aber es gibt da ein gewisses Unbehagen. Auf einer Aktionärsversammlung von Rosneft versuchte [der Vorstandsvorsitzende Igor] Setschin lange Zeit, mir das Wort zu verweigern. Ich habe eine Notiz nach der anderen [mit der Bitte um Redezeit] abgegeben, aber Setschin sagte vom Podium aus: ›Es wurden keine weiteren Anträge auf Redezeit eingereicht.‹ Da stand ich auf und schrie [in Richtung Setschin]: ›Ich habe Ihnen fünf Notizen geschrieben‹, und erst daraufhin wurde mir das Wort erteilt.«[106]

Womöglich gibt es einen Grund, warum hier Nawalny ausgerechnet auf das Beispiel Igor Setschins zurückkommt. In einem Porträt über den Kopf von Rosneft bemerkte der Journalist Henry Roy von der Financial Times, der Vorstandsvorsitzende werde »von anderen Geschäftsleuten wie auch von Politikern gleichermaßen« gefürchtet, er sei »bekannt für die brutale Art und Weise, mit der er sich derer, die ihm im Weg standen, entledigt hat«.[107] Nawalny ist bewusst das Risiko eingegangen, sich mächtige Feinde zu machen.

Wenn man ihn fragte, ob er bemerkt habe, dass ihm jemand folge, antwortete Nawalny nonchalant, er habe ein paarmal einen Wagen bemerkt – habe ihm allerdings nicht allzu viel Aufmerksamkeit geschenkt: »Was sollen sie schon über mich herausfinden? Über alles, was ich mache, habe ich doch längst im Blog geschrieben.«[108]

Zur selben Zeit ging noch eine weitere Person Korruptionsfällen nach – und sollte dabei mit ihrem Leben bezahlen. Sergej Magnitski war ein Steuerspezialist, der bei einer Moskauer Anwalts- und Wirtschaftsprüfungsfirma angestellt war. Ein Kunde der Firma war der Investmentfonds »Hermitage Capital Management« – »damals die größte ausländische Fondsgesellschaft in Russland«[109] – und ihr Chefberater war Bill Browder, ein führender Finanzexperte, der sein Vermögen im postsowjetischen Russland gemacht hatte.[110]

Als Magnitski den veränderten Besitzverhältnissen von drei Briefkastenfirmen des Hermitage Fonds nachging, fand er heraus, dass sie von Funktionären gestohlen worden seien, die sie im Anschluss illegal verwendeten, um vom russischen Staat eine Steuerrückerstattung über mehr als 200 Millionen US-Dollar zu erlangen.[111]

Doch dann wurde ausgerechnet Magnitski im November 2008 verhaftet und beschuldigt, an einer Steuerhinterziehung beteiligt gewesen zu sein.[112]

Die Details zu den Anschuldigungen gegen Magnitski sind bis heute nicht geklärt.[113] Eindeutig ist jedoch, dass Magnitski in der Untersuchungshaft entsetzlich behandelt wurde. Er starb am 16. November 2009 an einem toxischen Schock und Herzversagen infolge einer zwar diagnostizierten, aber nicht behandelten Pankreatitis.[114] Korruptionsvorwürfen nachzugehen war eine gefährliche Angelegenheit.

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