Читать книгу Die Missionen 151-160 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21016 - Bernd Teuber - Страница 11
Оглавление4
Daomir Tumahn musste das wachsende Triumphgefühl mühsam unterdrücken, denn dafür war es nun doch noch wesentlich zu früh. Obwohl sein Plan ja bisher hundertprozentig aufgegangen war. Die Supermutanten hatten tatsächlich den Köder geschluckt und konzentrierten sich ganz besonders auf die einzelnen Bereiche, in denen Mutanten in einem permanenten Dämmerschlaf gefangen gehalten wurden.
Denn Daomir hatte nie vor gehabt, das Gegenmittel einzusetzen. Nicht schon zu diesem Zeitpunkt zumindest. Er hatte nur erreichen wollen, dass sich die Supermutanten aufteilten. Denn nur wenn sie einzeln auftraten, rechnete er sich eine Chance aus, nicht wenn sie sozusagen im Rudel zusammen blieben.
Und sie mussten sich zwangsläufig aufteilen, um eine Aktion zu verhindern, die gar nicht stattfinden sollte, außer in ihrer Fantasie, weil Daomir es geschafft hatte, sie auf die falsche Fährte zu locken.
Als erstes widmete er sich der Mutantengruppe, mit denen gemeinsam er den Ausbruchsversuch gestartet hatte. Nicht in Eigeninitiative zwar, sondern bedingt durch Rosana, die ihn zur Mitwirkung regelrecht hatte überreden müssen.
Leider ging es den Mutanten immer noch nicht so gut. Ohne ihre besondere Robustheit und die bei jedem von ihnen gesteigerten Selbstheilungskräfte hätten sie die drei Supermutanten nicht überlebt, die letztlich den Ausbruch hatten verhindern können.
Und ausgerechnet der Supermutant, von dem Daomir die Fähigkeit „geerbt“ hatte, durch Wände gehen zu können, hielt in diesem Bereich Wache.
Er rechnete sich ja Chancen aus gegen jeden der Supermutanten, wenn er sie einzeln antraf, aber dieser eine Supermutant war die Ausnahme. Vor dieser Begegnung fürchtete er sich regelrecht. Sicherlich nicht ohne Grund: Sobald er sich diesem zeigte, würde der Supermutant seine Spur aufnehmen können, und er würde alle anderen alarmieren.
Überhaupt musste er natürlich bei jedem Angriff damit rechnen. Deshalb musste er sehr schnell operieren. Das würde möglicherweise bei allen anderen klappen, außer halt bei diesem einen.
Daomir zog sich schleunigst wieder von ihm zurück.
Er schwebte durch die Materie, aus denen die Laborwände und die Einrichtungen der Labore bestanden, als Phantom, beinahe wie ein Geist. Zwar hatte er diese Fähigkeit inzwischen bereits weitgehend im Griff, aber es fehlte ihm total das Verständnis dafür, wie er das überhaupt schaffen konnte. Ob es der Supermutant selber wusste, von dem er diese Fähigkeit gewissermaßen geerbt hatte?
Er hatte jedenfalls damit Daomir umgebracht. Eine Szene, die Daomir niemals wieder vergessen würde. Sie würde ihn bis zum Ende seiner Tage wohl in seinen Alpträumen verfolgen, wie die Hand des Supermutanten ungehindert in seinen Brustkorb eingedrungen war.
Er hatte zunächst überhaupt nichts gespürt. Bis sich die Hand um sein schlagendes Herz geschlossen und dieses mit einem einzigen Ruck herausgerissen hatte.
Das Bild des eigenen, immer noch schlagenden Herzens vor seinen Augen, der unvorstellbare Schmerz, der darauf unweigerlich folgende qualvolle Tod... Dies alles blieb unauslöschlich in ihm, genauso wie die Fähigkeit an sich, die sich dadurch auf ihn übertragen hatte.
Jedenfalls war er damit ausgestattet zu neuem Leben erwacht – und hatte sie nutzen können, um zu fliehen.
Bis jetzt!
Und nun war seine Flucht endgültig beendet. Daomir würde zum ersten Mal in seinem Leben nicht mehr nur der Verfolgte sein, sondern er würde zurückschlagen.
Möglichst unbarmherzig, denn so etwas wie Mitleid konnte er sich nicht leisten. Sonst war es für ihn unmöglich, hier auf Dauer zu bestehen. Soviel jedenfalls war klar.
Er schwebte in eine andere Abteilung, in der ebenfalls Mutanten sediert untergebracht waren. Immerhin fünf in zehn Käfigen. Also war nur die Hälfte der Käfige besetzt.
Insgesamt gab es in der gesamten Laboranlage, wie sie geheimer und grausiger nicht mehr hätte sein können, derzeit nahezu fünfzig Mutanten, die darauf warteten, qualvoll ihr Ende zu finden, um ihre jeweiligen Fähigkeiten auf einen neu entstehenden Supermutanten zu übertragen.
Das waren einerseits ziemlich viele, wie Daomir zugeben musste. Mehr jedenfalls als er vermutet hätte, bevor es ihm gelungen war, die gesamten Laboranlagen zu durchforsten. Und sie gab es hier schon eine kleine Weile, weil es zwar schwierig war, Mutanten zu finden und auch festzusetzen, doch noch schwieriger schien es halt zu sein, den passenden Empfänger zu finden, der immerhin komplett konditioniert werden musste. Sonst konnte er eher zur Gefahr für das Kartell werden. Sie mussten funktionieren mit der Willenlosigkeit von Robotern, wenn es darauf ankam.
Daomir war inzwischen der Meinung, die Supermutanten wären wesentlich stärker noch gewesen als sie ohnedies bereits waren, wenn eben diese Konditionierung nicht nötig gewesen wäre. Die Konditionierung bremste sie sozusagen aus, damit sie entsprechend gelenkt werden konnten vom Kartell.
Immerhin waren die Wissenschaftler, die hier Supermutanten produzierten, um sie dann als Superkrieger im Auftrag des Kartells handeln zu lassen, selber keine Mutanten, sondern normale Menschen. Das war im Vergleich etwa so, als würden einzelne Fliegen eine ganze Elefantenherde willkürlich dirigieren.
Kein Wunder, dass es keinen einzigen Supermutanten gab, der auch nur annähernd das war was man vielleicht psychisch stabil hätte nennen können.
Daomir schauderte es, wenn er nur daran dachte. Und im Grunde genommen waren die Supermutanten sogar selber so etwas wie Opfer. Und trotzdem durfte er sich keinerlei Mitgefühl bei ihnen leisten. Das wäre ja genauso, als hätte man Mitleid mit einer Atombombe, bevor sie detonierte.
Mit diesem Vergleich stimmte er sich selbst auf das ein, was er vor hatte, wohl wissend, dass im Erfolgsfall sich alles ändern würde, vor allem für ihn selber, für seine eigene geistige Gesundheit. Er hatte irgendwo einmal gelesen, dass jede Persönlichkeit einen bleibenden Schaden erhielt, sobald sie zum Töten gezwungen wurde.
Er würde danach garantiert nicht mehr derselbe Daomir Tumahn sein wie zuvor. Aber leider hatte er wirklich keine andere Wahl.
Mit diesem Gedanken erreichte er sein Ziel. Er hatte sich unterwegs nicht zu beeilen brauchen. Erstens würde der Supermutant, der hier den Aufpasser spielte, sowieso nicht vorzeitig wieder verschwinden, und zweitens musste er sich sozusagen vorsichtig heranpirschen. Die wachen Parasinne des Supermutanten durfte er in keiner Weise unterschätzen.
Zwar konnte Daomir sich schützen, sich tarnen, sich praktisch unsichtbar machen, aber wenn es um einen Supermutanten ging, was das eine völlig andere Kategorie. Das war jemand, der ihm möglicherweise trotz alledem überlegen war.
Und dabei durfte er am Ende noch nicht einmal einen Sekundenbruchteil zögern. Sonst war der Moment der Überraschung vertan, und sobald die anderen Supermutanten alarmiert werden konnten von diesem einen, würden sie möglicherweise ihre Taktik ändern, was ein weiteres Vorgehen für Daomir praktisch unmöglich machen konnte.
Nein, Daomir musste der Mörder aus dem Unsichtbaren werden, schnell, präzise, gnadenlos. Und vor allem mit gnadenlos hatte er echte Probleme, die er erst noch innerlich überwinden musste, ehe er zuschlug.