Читать книгу Die Missionen 151-160 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21016 - Bernd Teuber - Страница 8

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Der Laborant Tom Sawlster betrat gerade sein bescheidenes Zuhause, als direkt vor ihm ein Schatten aus der Wand trat. Er erschrak schier zu Tode, bis er erkannte, wer da plötzlich vor ihm stand: Der Mutant Daomir Tumahn!

Das Entsetzen blieb daraufhin immerhin noch so groß, dass Tom sich nicht von der Stelle rühren konnte. Er war noch nicht einmal fähig zu blinzeln, geschweige denn, die Flucht anzutreten.

Daomir Tumahn war im gesamten Laborkomplex das meistgesuchte Wesen aller Zeiten. Das jedenfalls konnte Tom Sawlster mit Fug und Recht behaupten. Und schließlich war ja der Laborant Tom Sawlster sogar ausgerechnet einer von denjenigen, die nach ihm suchten, nicht wahr?

„Und der einzige, der mich gefunden hat!“, meinte Daomir mit einem schiefen Grinsen.

Er hatte offensichtlich die chaotischen Gedanken des Laboranten gelesen. Aber genau das gehörte in diesem Moment sicherlich zu Toms kleinsten Problemen.

Scheiße!, dachte er. Was hat er mit mir vor?

Laut zu fragen war ihm nicht möglich, weil nur irgendwelche gutturalen Laute seiner Kehle zu entlocken waren. Aber Daomir verstand ihn auch so schon:

„Erst einmal gar nichts, Tom. Du bist zwar zuständig für die Betreuung der gefangenen Mutanten, die einem grausigen Schicksal entgegen sehen, aber dafür kannst du ja nichts. Ganz im Gegenteil. Du hast gut für uns gesorgt und tust es für die anderen ja immer noch. Wieso sollte ich dir jetzt etwas antun wollen?“

Tom Sawlster blieb dennoch unfähig, laut zu sprechen. Nur aus seinen Gedanken erfuhr Daomir die unausgesprochene Antwort:

„Weil alle hier deine Todfeinde sind, die weiße Kittel tragen?“

„Fast alle, mein Lieber!“, belehrte ihn Daomir ungerührt. „Zumindest eine Ausnahme gibt es ja: Dich!“

„Und wieso bist du dann ausgerechnet zu mir gekommen?“, fragten Toms angstvolle Gedanken.

„Gerade deswegen, Tom!“, antwortete Daomir zu seiner Überraschung.

Endlich überwand Tom Sawlster diese mehr als unangenehme Körperstarre und konnte sogar wieder sprechen:

„Du bist nicht hier, um mich auf grausame Weise hinzurichten für alles, was die Weißkittel dir und deinen Leuten angetan haben?“

„Nein und noch einmal nein! Ich bin deshalb hier, weil ich deine Hilfe benötige!“

„Meine... Hilfe? Aber das geht doch gar nicht. Wenn du mich nicht tötest, werden es die Wissenschaftler tun. Oder, noch schlimmer, die Supermutanten werden kommen und ihren wahren Spaß daran haben, mit mir zu spielen, bis nichts mehr Verwertbares von mir übrig ist.“

„Na, du hast ja nicht gerade eine gute Meinung von ihnen...“, tadelte Daomir mit erhobenem Zeigefinger, doch er grinste dabei, was seinen Worten die Wirkung nahm.

„Natürlich nicht, obwohl ich es nie wagen würde, dies laut auszusprechen.“

„Hast du aber soeben – mir gegenüber!“

„Du kannst ja sowieso meine Gedanken lesen.“

„Die Supermutanten ebenfalls!“, erinnerte ihn Daomir zu seinem Entsetzen. „Aber kommen wir auf deine Hilfe zurück. Ich hätte dich auch zwingen können. Dergestalt, dass du es selber gar nicht bemerkt hättest. Aber wo wäre da denn noch der Spaß geblieben?“

„Dann bist du im Grunde genommen also genauso grausam wie die Supermutanten?“

„Ganz im Gegenteil, Tom. Wenn ich von Spaß rede, dann nicht etwa, weil ich mit dir irgendwelche grausamen Spiele treiben will, sondern es betrifft einzig und allein die Supermutanten, die dies alles in deiner Erinnerung finden werden: Die Supermutanten sollen im Nachhinein nämlich durchaus erfahren, was passiert ist. Dass du mir eben geholfen hast. Wenn auch nur halb freiwillig. Denn wenn du es nicht tust, wird es halt doch noch gänzlich unfreiwillig für dich.“

„Du – du könntest mich beeinflussen? Bist du ein Suggestor?“

„Nein, nicht ganz. Aber ich habe durchaus so meine Möglichkeiten“, blieb Daomir mit seiner Antwort vage.

„Wie konnte es dir überhaupt gelingen, zu fliehen – und das vor den Augen von drei ausgewachsenen Supermutanten?“, entfuhr es jetzt Tom Sawlster.

Daomir las in seinem Gehirn, dass ihn diese Frage tatsächlich umtrieb. Tom Sawlster konnte es halt einfach nicht begreifen.

Daomir lächelte nur sanft.

„Das kann ich dir leider nicht erklären, Tom, denn dann würden es ja auch die Supermutanten im Nachhinein erfahren, nicht wahr? Sie werden halt alles erfahren, was wir hier besprechen. Genau das ist ja meine Absicht.“

„Und – und wie soll diese halb erzwungene Hilfe dann eigentlich aussehen?“, erkundigte sich Tom Sawlster jetzt bang.

„Geh einfach ins Hauptlabor dieses Bereiches, also dorthin, wo die Mutanten eingehend auf ihre Fähigkeiten untersucht werden. Hast du überhaupt eine Ahnung, was diese wahnsinnigen Wissenschaftler dort mit ihnen anstellen?“

„Natürlich habe ich das. Aber ich versuche, nicht permanent daran zu denken.“

„Logisch, damit du am Ende nicht genauso wahnsinnig wirst wie sie. Eigentlich wollte ich gar nicht mehr in diesen Bereich zurückkehren, aber leider gibt es in der gesamten Anlage nicht einen einzigen zumindest halbwegs normalen Menschen. Außer dir, Tom Sawlster. Genau deshalb musste ich einfach hierher zurückkehren.“

„Und – und was soll ich im Labor für dich tun? Also, ich kann diese Experimente in keiner Weise unterbinden, falls du das von mir verlangen solltest. Ich...“

„Ach was, Tom, mach dir keinen Kopf. Ich weiß doch, dass dir die Hände gebunden sind. Wenn du nur im Geringsten offiziell durchblicken lässt, dass du mit diesen Methoden nicht einverstanden bist, geht es dir am Ende ähnlich schlecht wie den gefangenen Mutanten.“

Tom atmete erleichtert auf. Um danach sofort wieder in Panik zu geraten:

„Und was verlangst du stattdessen von mir, Daomir Tumahn?“

„Du zeigst mir, welches Gegenmittel ich benötige, um die Mutanten von den Drogen zu befreien, die sie ruhig halten.“

„Aber seit deiner Flucht sind die Mutanten allesamt schwer verletzt. Es nutzt gar nichts, wenn man sie von den Drogen befreit. Willst du denn einen erneuten Ausbruchsversuch wagen mit ihnen? Du weißt doch selber, wie böse der letzte schon für sie ausging.“

„Nun, immerhin wurde die kleine Rosana von einem Teleporter gerettet, der dem Kartell ziemlich feindlich gesonnen ist! Von außerhalb kommend wohlgemerkt. Also war er in der Nähe. Wenn diese drei Supermutanten nicht gleichzeitig aufgetaucht wären, hätte dieser Teleporter sicherlich noch mehr Mutanten retten können.“

„Eine solche Rettungsaktion wird es nicht mehr geben!“, versprach ihm Tom Sawlster. „Dafür haben die Supermutanten bereits gesorgt. Es sind mehrere zusätzlich zurück beordert worden. Ich glaube, diese Welt hier wird inzwischen besser bewacht als jemals zuvor eine Welt in diesem Raumquadranten und wahrscheinlich sogar darüber hinaus.“

„Ist mir alles bewusst, mein Lieber, aber das Gegenmittel ist ja nicht wirklich für die schwerverletzten Mutanten in diesem Bereich. Oder glaubst du denn im Ernst, dass nur hier, in diesem Bereich der Laboranlage, Gefangene gehalten werden? Auch in anderen Bereichen werden Mutanten darauf vorbereitet, ihre Fähigkeiten einem Einzelnen zu opfern, der vorher entsprechend konditioniert wurde, um bis in den Tod dem Adakoni-Kartell treu zu dienen, als Supermutant.

Ich weiß inzwischen, wo sie alle zu finden sind und wie viele auf einen Tod warten, wie er wohl kaum noch grausamer sein kann. Sie kommen an die Reihe, sobald der passende Empfänger bereit ist. Und genau solche sind noch schwerer zu finden als fähige Mutanten, wie ich feststellen musste. Und so lange dürfen oder besser gesagt müssen die gefangenen Mutanten weiterleben.“

Tom Salwster nickte heftig.

„Ja, aber das beantwortet noch immer nicht die Frage: Hast du wirklich vor, einen weiteren Ausbruchsversuch anzuzetteln? Obwohl dieser noch aussichtsloser sein wird als der letzte und im Grunde genommen einzige jemals?“

„Stimmt nicht ganz, wie du selber weißt: Der erste Supermutant war eine Art Labormaus. Man hatte versäumt, sie vorher entsprechend zu konditionieren. Deshalb konnte sie fliehen. Um nun zumindest die kleine Rosana als einzige retten zu können. Und wahrscheinlich ist sie mit Rosana längst auf und davon. Sie weiß ja, dass das gesamte Adakoni-Kartell fieberhaft nach ihr fahndet, um sie zu eliminieren. Sie hat schon wahrlich tödlichen Mut bewiesen, überhaupt hier aufzutauchen. Alle Achtung – für eine so kleine Kreatur. Und aus dem Fehler der fehlenden Konditionierung haben diese wahnsinnigen Wissenschaftler damals natürlich gelernt. Einen solchen Fehler werden sie niemals mehr machen.“

„Beantwortest du trotzdem meine Frage?“

„Mach dir auch darüber keinen Kopf, Tom. Lass es ganz einfach meine Sorge sein. Ich brauche dich jetzt nur, damit du mir zeigst, welches Mittel ich mitnehmen muss. Weil ich mich in diesen Dingen absolut gar nicht auskenne. Aber versuche bitte trotzdem, mich nicht hereinzulegen. Vergiss nie: Ich kann in deinem Kopf lesen wie in einem offenen Buch. Also, wenn du mich hereinlegen willst, werde ich es sogar noch vor dir wissen. Gewissermaßen.“

Daomir lachte dazu.

Tom Sawlster hingegen verzog schmerzlich das Gesicht.

„Du hättest mich auch delegieren können mit deiner Gedankenkontrolle, wie ich vermute. Und du bist wirklich sicher, dass ich das halb freiwillig für dich tun muss, damit die Supermutanten im Nachhinein genau wissen, was passiert ist?“

„Ja!“, antwortete Daomir einfach.

Daraufhin erst wandte sich Tom Sawlster ab und verließ seine Wohnzelle, die bei aller Bescheidenheit zumindest das Mindestmaß an Komfort bot, das man sich nur wünschen konnte. Dem Laboranten hatte es bislang jedenfalls genügt. Nicht nur, weil mehr sowieso nicht für ihn erreichbar war als einfacher Laborant. Obwohl er voll ausgebildeter Wissenschaftler war. Aber dem Adakoni-Kartell, dass die Anlage betrieb, war er nicht loyal genug erschienen bisher, um ihm größere Aufgaben anzuvertrauen.

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