Читать книгу Die Missionen 151-160 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21016 - Bernd Teuber - Страница 15
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JETZT HABEN MICH DIE SUPERMUTANTEN DOCH NOCH!
Diese Schlussfolgerung war für ihn so logisch wie sie nur logisch sein konnte. Denn wenn nicht die Supermutanten: Wer sonst? Die Maus war mit Rosana längst auf und davon. Daran durfte er keinen Moment zweifeln. Die Maus hatte keine Chance gegen die Supermutanten, trotz ihrer wahren Superkräfte. Nicht gegen dieses ganze geballte Aufgebot. Genauso wenig wie Rosana. Die beiden hatten sich zwangsläufig in Sicherheit bringen müssen.
„Stopp, nein, wir sind nicht die Supermutanten!“, erreichte ihn der nächste fremde Gedanke.
Er verzichtete auf eine Flucht, die in dieser Situation sicherlich sowieso sinnlos geworden war. Doch eigentlich entschied er sich nur deshalb dafür, darauf zu verzichten, weil er sich insgeheim wunderte, wieso ihn die Supermutanten nicht einfach vernichtet hatten. Wieso versuchten sie stattdessen, mit ihm Kontakt aufzunehmen?
„Weil wir gar nicht die Supermutanten sind!“
Das musste er erst einmal verkraften.
Suchend sah er umher. Da war nichts und niemand. Er selber war ja mehr ein Phantom als noch das, was man ein menschliches Wesen nennen konnte, aber wer oder was war es, das hier versuchte, mit ihm Kontakt aufzunehmen?
„Wir sind eine Séance aus Mutanten. Nein, keine Supermutanten. Obwohl wir in dieser Form sogar denen überlegen sind. Einzelnen zumindest, aber nicht, wenn es sich noch um ein ganzes Dutzend handelt, wie hier in der Anlage.“
„Eine... Séance?“, wiederholte Daomir mit seiner Gedankenstimme.
„Ja, wir befinden uns am Rande des Sonnensystems in unserem Raumschiff, um hier die Lage zu sondieren. Wusstest du gar nicht, dass wir anonym die Koordinaten von hier erhalten haben?“
„Anonym?“, wunderte sich jetzt Daomir und versuchte, das Chaos in ihm zu besänftigen, das durch diese Eröffnung in ihm entstanden war.
Und dann fiel es ihm ein:
„Die Maus!“
„Maus? Welche Maus?“
„Na, die Labormaus, die damals zum ersten Supermutanten wurde. Sie war vorher nicht konditioniert worden. Deshalb konnte sie mit ihren Superfähigkeiten fliehen.“
„Und dann ist sie irgendwann hierher gekommen? War dann dieser telepathische Hilferuf, der Axarabor erreichte, durch ihre Initiative entstanden?“
„Nein, das war Rosanas Initiative. Sie war als Mutant Gefangene gewesen, genauso wie ich und ungefähr fünfzig weitere Mutanten in der Laboranlage. Wir waren in verschiedenen Bereichen untergebracht. In dem Bereich, in dem ich mich befand, wurde die kleine Rosana eingeliefert. Und sie konnte die wahnsinnigen Wissenschaftler überlisten und hat uns befreit. So konnten wir eine Séance bilden. Nur für diesen Hilferuf. Dann brach die Séance wieder auseinander. Anschließend kamen drei Supermutanten, um gewaltsam die Flucht zu verhindern, die leider nur Rosana gelang: Die Maus hat sie einfach weg teleportiert.“
„Aha, anschließend kam dann wohl diese anonyme Mitteilung von dieser... Maus?“, wunderte sich jetzt die Séance. „Jedenfalls erfuhren wir davon und bekamen den Auftrag, hierher zu kommen.“
„Ein einzelnes Raumschiff mit Mutanten?“, erkundigte sich Daomir enttäuscht.
„Nein, es gibt einen ganzen Pulk von Kriegsschiffen der Raumflotte von Axarabor, die hier in Warteposition stehen. Es wäre ein Leichtes für sie, die Laboranlage zu vernichten, ja, sogar den gesamten Planeten.“
„Bloß nicht!“, bat Daomir erschrocken. „Das würde all die Gefangenen töten – und möglicherweise auch mich.“
„Möglicherweise?“
„Ich bin zwar unsterblich, aber ich weiß nicht, wie weit meine Unsterblichkeit geht.“
„Immerhin können wir bis jetzt die Flotte zurückhalten. Natürlich will niemand, dass Unschuldige sterben. Aber wir haben mitbekommen, dass du drei der Supermutanten töten konntest.“
„Dadurch sind es immer noch zwölf!“
„Ja, und damit noch viel zu viele für uns. Es ist unmöglich, unter diesen Voraussetzungen die Mutanten zu befreien, und ich glaube kaum, dass die Supermutanten auf ein Ultimatum der Flotte eingehen würden.“
„Nein, sicherlich nicht. Ich glaube eher, sie würden sofort alles hier räumen, wenn sie wüssten, dass die Raumflotte bereits am Rand des Sonnensystems auf sie lauert. Und jede weitere Annäherung der Flotte würde sehr böse für diese enden.“
„Das wissen wir. Und deshalb mussten wir uns mit dir in Verbindung setzen.“
„In der Séance? Wer seid ihr denn wirklich?“
„Wir sind die Crew. So nennen wir uns selber. Wir und unser namenloses Schiff sind inoffiziell Bestandteil der Raumflotte von Axarabor.“
„Namenloses Schiff?“
„Ja, wir konnten uns nicht auf einen Namen einigen. Deshalb blieb es halt namenlos.“
Daomir empfand diese Mutanten zumindest als befremdlich. Aber andererseits hatte er inzwischen begriffen, dass sie keine Feinde waren. Waren sie überhaupt in der Lage, ihn vielleicht hier unten zu unterstützen?
Er hatte seine Gedanken diesbezüglich nicht genügend abgeschirmt. Deshalb bekamen sie seine Zweifel mit:
„Wir können dich nur unzulänglich unterstützen, leider. Zumindest so lange nicht, bis wir von dir erfahren haben, wie du das überhaupt anstellst.“
„Wie ich was anstelle?“
„Du weißt schon, was wir meinen. Du bist ein Phantom, im wahrsten Sinne des Wortes. Wie machst du das?“
Daomir überlegte kurz. Sollte er sich der Crew gegenüber tatsächlich öffnen? Anderseits erschien diese ominöse Mutanten-Crew für ihn wie der berüchtigte Strohhalm, an den sich ein Ertrinkender klammert, weil ihm sonst nichts anderes mehr übrig bleibt:
„Also gut. Ich habe die Gabe, Fähigkeiten anderer Mutanten zu übernehmen. Leider nur, wenn ein solcher Mutant mich mit dieser Fähigkeit tötet. Dann erwache ich zu neuem Leben und habe diese Fähigkeit sozusagen von ihm geerbt. Deshalb gelang mir die Flucht. Ich kann immateriell werden und durch feste Materie gleiten, als würde sie nur aus schwarzem Nebel bestehen. Und wenn ihr wissen wollt, wie man diese Fähigkeit nennt: Ich weiß es nicht!“
„Phasenverschiebung!“
„Wie bitte?“
„Diese Fähigkeit nennt man Phasenverschiebung. Wir können das auch, allerdings nur innerhalb der Séance. Dabei können wir die Phasenverschiebung sogar auf das ganze Raumschiff anwenden. Auf Dauer sogar. Also auch über die Séance hinausgehend.“
„Wieso Phasenverschiebung?“, wunderte sich jetzt Daomir.
„Das, was wir als Wirklichkeit begreifen, ist die Grundphase. Nennen wir sie mal Phase eins. Ein Zeitreisender ist in der Lage, eine eigene Phase zu erzeugen, also eine bewusste Phasenverschiebung, die es ihm sogar ermöglicht, nicht nur durch den Raum, sondern auch durch die Zeit zu reisen. Das, was du machst, ist sozusagen die Vorstufe dazu. Es ist eine im Vergleich zu einem Zeitreisenden nur geringfügige Phasenverschiebung und bezieht sich nur auf den Raum, nicht auf die Zeit.
Das musst du dir bewusst machen: Du verlässt dabei das bestehende Raum-Zeit-Kontinuum nur zu einem vergleichsweise winzigen Teil. Ja, du verschiebst Phase eins in diesem vergleichsweise winzigen von dir selber bestimmten Bereich quasi zu einer Phase 1a.“
„Äh, sorry, Leute, aber das ist mir jetzt ein wenig zu hoch. Ich habe keinerlei naturwissenschaftliche Ausbildung. Ich kapiere das nicht. Würde es auch einfacher gehen?“
„Nein!“, antwortete die Crew lapidar. „Kapieren musst du es ja nicht unbedingt. Du musst einfach nur wissen, dass du eine Phasenverschiebung verursachst und nicht quasi zu einer Art Geist wirst. So etwas gibt es nämlich nicht. Nach wie vor nicht wohlgemerkt. Auch wenn es sich genauso anfühlen mag.
Du machst dich selber zum Phantom, aber du kannst dich nicht loslösen von der Vorstellung beispielsweise atmen zu müssen. Deshalb kämpfst du ununterbrochen mit dem Erstickungstod. Auch wenn du deine Gedanken gegenüber uns abblockst, merken wir das trotzdem.“
„Und – und wo seid ihr eigentlich? Ich meine als eine Art Geist?“
„Na, direkt bei dir. Du kannst uns nur nicht wahrnehmen, weil wir das nicht zulassen. Auch die Supermutanten können uns nicht wahrnehmen. Weil wir uns in unserer geistigen Verbindung ebenfalls in einer Phasenverschiebung befinden. Nur so konnten wir dich überhaupt aufspüren und den Kontakt suchen. Wir haben unsere Phasenverschiebung sozusagen mit der deinigen synchronisiert.“
„Dann könnt ihr mir tatsächlich helfen?“
„Nicht sofort“, schränkte die Crew ein, „denn vielleicht weißt du ja schon, dass man eine Séance nicht beliebig lange aufrechterhalten kann. Das erschöpft uns dermaßen, dass wir jetzt eine Pause machen müssen. Aber wir können danach sofort wieder bei dir sein. Du musst es nur zulassen.“
„Nun, bei der ersten Kontaktaufnahme habt ihr ja auch nicht lange gefragt.“
„Es ist uns nur deshalb gelungen, dich zu finden, weil du dich voll und ganz auf die Supermutanten konzentriert hast, ohne jegliche Rückendeckung. Das musst du unbedingt verbessern. Sonst legen die dich am Ende doch noch rein. Außerdem musst du versuchen, die Phasenverschiebung zu verstärken. Dann wirst du wirklich unsichtbar, auch für die Supermutanten. Nur nicht für uns, falls du das willst.“
„Gut, mache ich!“, versprach Daomir, aber die Crew meldete sich nicht mehr. Auch nicht, als er mit seiner Gedankenstimme nach ihr rief.
Nun, er verstand in der Tat, dass sie jetzt eine Pause benötigten. In dieser Zeit konnte er sich endlich einmal näher mit sich selber und dieser fantastischen Fähigkeit beschäftigen, die diese Crew offensichtlich durchaus gekannt hatte.