Читать книгу Die Missionen 151-160 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21016 - Bernd Teuber - Страница 9
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Unterwegs verlangte Daomir:
„Nicht so schnell, Tom! Gehe langsamer. Da sind noch zwei Wissenschaftler im Labor. Wir müssen warten, bis sie gegangen sind. Sonst muss ich sie töten, was ich ungern tun würde.“
„Bei allem, was sie dir und Deinesgleichen angetan haben und noch antun wollen?“, wunderte sich Tom Sawlster.
„Genau das ist wohl mein größtes Problem: Ich bin kein Killer. Und eigentlich habe ich auch nicht vor, es zu werden. Obwohl ich Ausnahmen machen muss, wenn es der Selbstverteidigung dient.“
„Aha?“, machte der Laborant eher desinteressiert und ging im Schlendergang weiter.
Er machte eine umfassende Geste:
„Dir ist doch hoffentlich klar, dass hier alles kameraüberwacht ist? Vielleicht sind die Supermutanten ja bereits alarmiert? Wirst du auch diesmal wieder fliehen können vor ihnen?“
„Du zerbrichst dir ja schon wieder meinen Kopf, Tom“, tadelte Daomir ihn ungerührt.
Auch er machte eine umfassende Geste.
„Die Kameras sind deaktiviert, wo immer wir beide uns befinden. Und falls wirklich ein Alarm ausgelöst werden sollte, der Supermutanten auf den Plan ruft, weiß ich das im selben Moment, weil ich die interne Kommunikation angezapft habe.“
„Angezapft?“ Tom Sawlster hielt Ausschau nach irgendwelchen Geräten, die Daomir bei sich trug.
Dieser lachte belustigt, als er das bemerkte.
„Ich brauche keine technischen Geräte, um die Kommunikation anzuzapfen. Genauso wenig wie für die Kameras. Das kann ich schon länger selber erledigen. Wie sonst hätte ich so viele Jahre in der Kanalisation von Haupt-Tandora überleben können?“
Er schnalzte abfällig mit der Zunge.
„All die Zeit, eigentlich mein ganzes Leben lang, genauer genommen, habe ich mich versteckt, ja, verkrochen wie eine ängstliche Ratte. Gemeinsam mit anderen Ratten, also solchen mit vier Beinen, nicht etwa menschlichen. Diese Zeit ist endgültig vorbei. Ich verkrieche mich nicht mehr länger. Das habe ich beschlossen.“
„Bist du deshalb mit mir hier unterwegs?“
„Gut erkannt, Tom! Bravo! Und genauso ist es in der Tat. Ich bin zwar immer noch ein Feigling, der lieber Konflikten aus dem Weg geht, doch ich kämpfe dagegen an. Gewissermaßen. Immerhin habe ich diesen Kampf insofern bereits gewonnen, indem ich eben hier gemeinsam mit dir unterwegs bin. Ist doch auch schon was, nicht wahr, Tom?“
Er schnalzte abermals mit der Zunge.
Und dann hatten sie ihr Ziel erreicht, obwohl sie langsam gemacht hatten.
Tom zögerte einzutreten. Er sah Daomir herausfordernd an.
Der Mutant nickte nur. Der Laborant öffnete.
Die beiden Weißkittel waren nicht mehr da. Tatsächlich. Sie mussten Sekunden vorher gegangen sein. Vorübergehend war das Labor somit leer. Daomir hatte offensichtlich die Aktion gut vorgeplant.
„Jetzt musst du dich beeilen, Tom!“, ordnete er an. „Suche so viele Ampullen zusammen, wie du tragen kannst. Stecke sie in einen Behälter.“
Er sah sich suchend um und deutete auf eine große Labortasche.
„Die dürfte eigentlich genügen. Und ich wiederhole mich vorsorglich: Wenn du versuchst, mich zu betrügen, merke ich das. Also versuche es nicht einmal. Damit würden wir nur unnötig Zeit verlieren. Es wird nicht mehr lange dauern, bis hier wieder Weißkittel auftauchen. Bis dahin will ich es hinter mich gebracht haben.“
Tom Sawlster beeilte sich wie befohlen. Dabei grübelte er darüber nach, ob er die Supermutanten wirklich davon überzeugen konnte, dass er dem flüchtigen Mutanten Daomir Tumahn nicht freiwillig geholfen hatte. Er hoffte jedenfalls das Beste für sich, obwohl ihn dabei ein ungutes Gefühl beschlich.
Andererseits hatte er ja tatsächlich keine andere Wahl. Wenn er es nicht auf Anordnung tat, raubte ihm der Mutant den freien Willen und zwang ihn dazu.
Schließlich war die Labortasche voll. Daomir begutachtete noch kurz den Inhalt, schloss die Tasche, nahm sie auf und wandte sich wortlos ab.
Die Augen des Laboranten weiteten sich unwillkürlich, als der Mutant einfach in die gegenüberliegende Wand trat, als würde diese gar nicht aus fester Materie bestehen. Oder war es umgekehrt der Mutant selber in diesem Fall, der nicht aus fester Materie bestand?
Wie war das eigentlich möglich? Und wieso hatte man den Mutanten vorher in eine Zelle einschließen können, bevor ihm die Flucht gelingen konnte?
Er schüttelte verwirrt den Kopf.
„He, hallo?“, rief er hinterher.
Keine Reaktion mehr.
Tom Sawlster löste den Alarm aus, wie man es allgemein von ihm erwartete. Er durfte keine Sekunde mehr länger zögern, um sich nicht in Misskredit zu bringen.
Insgeheim allerdings hoffte er beinahe, dass dem Mutant erneut die Flucht gelang, obwohl er wirklich alles tat, diesen allzu ketzerischen Gedanken zu unterdrücken, damit niemand endgültig an seiner Loyalität zu zweifeln begann. Das hätte nämlich ansonsten schreckliche Folgen für ihn haben können.