Читать книгу Die Missionen 151-160 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21016 - Bernd Teuber - Страница 18

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Wenn Daomir Tumahn starb, wusste er beim Wiedererwachen nie, wie viel Zeit inzwischen vergangen war. Das war vor allem in der gegenwärtigen Situation ein nicht einschätzbares Risiko. Eigentlich. Jedenfalls hatte er davon ausgehen müssen. Aber er hatte diesen Gedanken lieber verdrängt.

Im Nachhinein wusste er selbst nicht zu sagen, wieso er diesen Umstand dermaßen vernachlässigt hatte. Immerhin zählte jeder Sekundenbruchteil. Die Supermutanten waren aufmerksam. Sie würden den Mord an einem von ihnen augenblicklich bemerken. Allein schon, weil der ständige telepathische Kontakt mit ihm schlagartig abbrach. Und dadurch, dass Daomir gleichzeitig starb, hatten sie genügend Zeit, sich um ihn zu kümmern, ihn also beim Wiedererwachen sozusagen bereits zu erwarten.

Ja, er hatte diese Möglichkeit verdrängt, gehofft, sie würde nicht zählen. Und... er behielt recht damit: Er erwachte nämlich nicht in dem, was die Menschen Wirklichkeit nannten und ihre Wissenschaftler Raum-Zeit-Kontinuum, sondern in seiner eigenen Dimensionstasche oder Dimensionsblase oder auch nur Phasenverschiebung. Wie auch immer man es nennen mochte. Er erwachte und hatte sich nicht im Geringsten von der Stelle bewegt. In Relation zum Raum-Zeit-Kontinuum gesehen wohlgemerkt.

Das Erste, was er mit seinen besonderen Sinnen wahrnahm, war die Anwesenheit der überlebenden Supermutanten. Sie waren alle hier, ganz unmittelbar. Mehr noch: Sie standen praktisch dort, wo er zu neuem Leben erwachte. Wie gesagt in Relation zum Raum-Zeit-Kontinuum. Und doch war Daomir nicht wirklich hier. Im wahrsten Sinne des Wortes:

Nicht wirklich!

Er sah sich um, ohne befürchten zu müssen, von ihnen bemerkt zu werden. Denn hätten sie diese Möglichkeit besessen, wären sie längst über ihn her gefallen. Oh, sie hatten durchaus noch Möglichkeiten, ihn zu vernichten, falls er den Fehler machte, seine eigene Beobachtungsphase zu verlassen.

Beobachtungsphase? Ja, so konnte er es nennen. Das traf gewissermaßen den berüchtigten Nagel mitten auf den Kopf. Seine eigene Beobachtungsphase. Hier war er sicher. Sogar vor dermaßen mächtigen Supermutanten.

Jetzt waren sie nur noch elf, von vordem fünfzehn. Immer noch eine unvorstellbare Macht.

Daomir war in diesem Moment fest überzeugt davon, dass ihre Macht ausgereicht hätte, die Kriegsschiffe der Raumflotte von Axarabor, die am Rande des Sonnensystems bereits lauerten, zu vernichten. Vielleicht nicht auf einen Schlag, aber doch äußerst wirksam.

Obwohl auch die Kriegsschiffe der Raumflotte nicht unterschätzt werden durften. Möglicherweise würden sie vor ihrer Vernichtung noch die Zeit finden, ihre geballte Feuerkraft gegen den Planeten zu richten, um ihn für immer zu zerstören. Nicht einfach unbewohnbar zu machen, denn das war er ja bereits, sonst hätte man die Laboranlagen gegen die lebensfeindliche Umwelt nicht besonders schützen müssen. Sondern nachhaltig zu vernichten. Und damit auch alles Leben in den Laboranlagen.

Vielleicht sogar das der Supermutanten?

Wie auch immer: Es geschah nicht. Die Supermutanten waren durch ihn dermaßen abgelenkt, dass sie noch nicht auf die Idee kamen, eine solche Gefahr für die Laboranlagen würde sich bereits in gefährlicher Nähe befinden. Geschweige denn, dass sie auch nur im Geringsten ahnten, dass ein namenloses Raumschiff mit Mutanten an Bord, die sich gemeinsam die Crew nannten, existierte.

Daomir erkannte dies alles. Dabei bedauerte er zutiefst, dass er selber nicht die Macht hatte, diese Supermutanten zu besiegen. Jetzt wäre die Gelegenheit ideal dafür gewesen. Weil sie alle zusammen an einer Stelle sich befanden. Aber elf solche Supermutanten auf einmal, das war niemals zu schaffen, vor allem von ihm nicht. Er konnte sie nur einzeln eliminieren. Wenn schon. Dazu mussten sie sich allerdings wieder voneinander trennen.

Was sollte er tun?

Eine Möglichkeit kam ihm in den Sinn: Wenn er jetzt die von ihm in Sicherheit gebrachten Gegenmittel zumindest in einem Bereich den dort befindlichen Mutanten verabreichte...

Ja, das würde sogleich die Supermutanten alarmieren.

Und dann in einem anderen Bereich dasselbe...

Sie würden sich zwangsläufig wieder aufteilen müssen, die Supermutanten. Aber was würden sie mit den erwachenden Mutanten anstellen?

Das wagte sich Daomir lieber nicht vorzustellen. Und deshalb war dies der falsche Weg für ihn.

Nein, das durfte er nicht wagen. Unter keinen Umständen. Die gefangenen Mutanten mussten zwar befreit werden, doch vor allem so, dass er sie dabei nicht unnötig gefährdete. Denn er wusste ja aus bitterer Erfahrung, wie rigoros die Supermutanten vorgingen.

In seiner Beobachtungsphase verborgen, entfernte er sich von der Szene. Bis nach außerhalb der Laboranlagen.

Diesmal nicht tief in den Boden hinunter, um sich im harten Felsgestein zu verbergen, sondern hinaus, in die giftige Atmosphäre.

Der Säureregen hatte aufgehört. Eigentlich sah es hier friedlich aus. Aber nur, wenn man nicht atmen musste, und das musste Daomir jetzt nicht mehr. Nicht innerhalb seiner Beobachtungsphase.

In einigem Abstand zur Laboranlage verharrte er.

Daomir konzentrierte sich auf die Crew und rief telepathisch nach ihr, wohl wissend, dass sie ihn wahrnehmen würden. Obwohl er sich innerhalb seiner Beobachtungsphase befand und diese nicht zu verlassen beabsichtigte. Zumindest vorerst nicht.

Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sich die Crew wieder bei ihm meldete.

Er übermittelte ihnen, was geschehen war, indem er sie an seinen diesbezüglichen Erinnerungen teilhaben ließ.

Sie erschraken über sein riskantes Vorgehen, doch dann wurde ihnen endlich klar, dass er es immerhin erfolgreich durchgeführt hatte.

„Du hast wirklich Selbstmord begangen, um diesen einen Supermutanten zu eliminieren?“

Sie konnten es wohl trotzdem kaum fassen.

„Er war für mich der gefährlichste von allen. Jetzt kann ich jeden anderen eliminieren, ohne mich davor fürchten zu müssen, von ihnen verfolgt werden zu können. Allerdings wäre es dazu nötig, dass sie sich wieder aufteilten.“

„Was sie derzeit anscheinend nicht tun!“, schlussfolgerte die Crew.

„Wir können sie orten, alle. Sie sind immer noch zusammen“, erläuterten sie Daomir, der das bereits selber geahnt hatte. Er war jedoch gegenwärtig zu weit von ihnen entfernt, um es zweifelsfrei herausfinden zu können.

„Ich muss noch abwarten!“, meinte er.

„Und wenn sie nicht mehr darauf hereinfallen und sich nicht mehr aufteilen? Was dann?“

„Ich weiß es nicht!“, gab Daomir zerknirscht zu.

Da spürte er, dass sich die Supermutanten weg teleportierten. Das schafften ihre drei Teleporter beinahe auf einen Schlag. Aber wohin?

Die Crew konnte es Daomir sagen:

„Die haben sich in diese Orbitstation zurückgezogen!“

„Wollen sie denn erneut Séancen bilden, um die Laboranlagen zu durchsuchen?“, wunderte sich Daomir.

Das konnte ihm natürlich auch die Crew nicht sagen.

Sie überlegten gemeinsam, kamen aber zu keinem rechten Schluss.

„Wir machen dir einen Vorschlag, Daomir, da du derzeit sowieso nichts weiter tun kannst: Wir teleportieren dich zu uns an Bord. Aber nur, wenn du das willst.“

„Ist das nicht ein gewisses Risiko für euch?“

„Ja, das ist es, aber wir vertrauen dir. Selbst wenn du nicht auf unserer Seite wärst: Wir haben einen gemeinsamen Todfeind, eben die Supermutanten. Und das gesamte Adakoni-Kartell sowieso.“

„Aber wenn sie Séancen bilden, wäre es vielleicht doch besser, wenn ich hier bleibe. Sie werden nach den Séancen geschwächt sein. Dann könntet ihr mich hin teleportieren.“

„Um es mit ihnen ganz allein aufzunehmen, Daomir? Du solltest sie nicht unterschätzen. Sie bleiben für dich tödlich gefährlich, sogar wenn die Séancen sie schwächen.“

„Das Risiko muss ich einfach eingehen. Oder hättet ihr eine bessere Idee?“

„Wir könnten die Kriegsschiffe anweisen, die Orbitstation abzuschießen!“, schlug die Crew vor.

„Das halte ich nicht für ratsam!“, wandte Daomir ein. „Die Supermutanten sind darauf trainiert, den Planeten zu beschützen. Natürlich auch die Orbitstation. Sie werden den Angriff der Kriegsschiffe rechtzeitig bemerken. Vor allem eben so lange sie sich in dieser Orbitstation befinden. Und dann ist der Überraschungseffekt vergeben.

Wir wissen nicht, wie die Supermutanten darauf reagieren werden. Wahrscheinlich werden sie die Kriegsschiffe vernichten. Auf jeden Fall werden sie rechtzeitig vor dem Angriff fliehen können, um aus der Deckung heraus zurückzuschlagen.“

„Bist du dir darin wirklich sicher, Daomir?“

„Oh ja, das bin ich. Und ich wiederhole mich: Vielleicht würde es tatsächlich gelingen, die Station zu vernichten, aber auf keinen Fall die Supermutanten. Und ansonsten? Was fällt euch außerdem noch ein?

„Leider gar nichts“, musste die Crew gestehen.

Und dann warteten sie erst einmal ab.

Die Missionen 151-160 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21016

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