Читать книгу Die Missionen 151-160 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21016 - Bernd Teuber - Страница 13
Оглавление6
Das Phantom mit Namen Daomir Tumahn musste erst abwarten, bis sich die Supermutanten neu aufgeteilt hatten. Allerdings wagte er sich vorher schon aus seiner Deckung heraus, ohne dabei unvorsichtig zu werden. Er musste ja immer nur so nah kommen, dass er sich einen allgemeinen Überblick verschaffen konnte.
Und dann war es soweit. Dann kam dieser zweite Fall, bei dem er damit rechnen musste, dass es diesem einen Supermutanten dämmerte, wie Daomir vorging bei seinen Angriffen.
Diesmal gab es erst recht kein Zögern mehr für Daomir. Er war bereits zum Mörder geworden. Zum ersten Mal in seinem Leben. Und nun würde er eine solch schreckliche Tat ein weiteres Mal begehen. Weil er keine andere Wahl hatte.
Dabei war seine Absicht nicht etwa, die Supermutanten abzuschrecken und gar zur Flucht von hier zu bewegen: Das würden sie sowieso nie machen, fliehen. Sie waren dem Kartell bis in den Tod verpflichtet. Sie würden ohne den entsprechenden Befehl niemals weichen.
Daomir blieb der unwägbare Schatten, der Geist, das Schemen, das Phantom, das blitzschnell auftauchte, hinterrücks, um nicht zu sagen hinterhältig. Gegenangriffe gingen zwangsläufig ins Leere, denn da war nichts Greifbares, was getroffen werden konnte.
Nun, wenn die angegriffenen Supermutanten zumindest die Chance gehabt hätten, sich auf ihn im Sinne des Wortes einzuschießen... Aber diese Zeit ließ Daomir ihnen nicht: Er fuhr blitzartig in sie hinein, um in ihnen teilmateriell zu werden, im Innern des Körpers. Nun zum zweiten Mal nun schon, mit dem genau gleichen Ergebnis.
Der Unterschied war diesmal allerdings, dass es bei diesem Vorgang zwei lebende und sogar überlebende Zeugen gab, auf die Daomir keine Rücksicht nehmen durfte. Weil er schnell sein musste, eben schnell und gnadenlos.
Zwei Weißkittel. Daomir bekam den Irrsinn, der ihr Denken sowieso schon beherrschte, nur am Rande mit, weil es ihn nicht interessierte. Selbst wenn die beiden Weißkittel durch die Explosion des Supermutanten direkt tödlich gefährdet worden wären, hätte er dies billigend in Kauf nehmen müssen. Es hätte ja auf keinen Fall Unschuldige getroffen. Soviel jedenfalls stand fest.
So aber wurden die beiden nur von der Druckwelle erfasst, über und über mit Blutschleim besudelt und verloren vorübergehend das Gehör.
Sie würden über den Vorgang zwar aussagen können, aber Daomir selbst hatten sie nicht einmal bemerkt.
Daomir zog sich sicherheitshalber zurück. Für Minuten. Um sich danach erst vorsichtig anzunähern, um aus dem dichten Felsgestein unterhalb der Laboranlage heraus zu belauschen, was über seinem Kopf geschah.
Von den Weißkitteln, deren Gedanken er nur sehr vorsichtig aufschnappte und vor allem sehr zielgerichtet, um alles das, was sie sonst noch bewegte, nur ja nicht mit zu bekommen, erfuhr Daomir, dass die Supermutanten endlich begriffen hatten, wer der Attentäter war, eben Daomir Tumahn, der Mutant, den sie vergeblich suchten.
Dadurch war zumindest ein weiteres Mal bewiesen, dass sich Daomir noch immer hier befand und nicht etwa endgültig geflohen war wie Rosana. Eine Bestätigung dessen, was sie ohnedies bereits hatten annehmen müssen.
Unruhe machte sich unter ihnen breit. So sehr, dass es Daomir teilweise mitbekam.
Er bangte schon darum, dass sie sich wieder zusammenrotten würden, um erneut Séancen zu bilden. Wenn doch, dann diesmal hoffentlich auf der Planetenoberfläche, gar innerhalb der weitläufigen Laboranlage und nicht mehr hoch oben im Orbit, wo er nicht schnell genug hin kam, um sie auszulöschen, wenn sie durch die Séance dann entsprechend erschöpft waren.
Die Séancen selbst jedenfalls sah er nicht als große Gefahr, solange er sich entsprechend verhielt. Er musste dabei einfach nur tief genug vergraben sein, um unauffindbar zu bleiben. Denn die Supermutanten wussten zwar, dass er Materie ungehindert durchdringen konnte, aber sie dachten nicht daran, dass er im Gegensatz zu ihrem Kumpanen ohne atembare Luft und ohne Nahrungsaufnahme in härtestem Felsen überstehen konnte, beinahe beliebig lange sogar.
Obwohl es ihn enorm quälte, weil er nach wie vor diesen vermaledeiten Atemreflex nicht unterdrücken konnte. Das war dann für ihn wie fortwährendes Ersticken.
Genauso wie permanent sein Magen vor Hunger knurrte und seine Kehle sich wie ausgedörrt anfühlte, obwohl er auch ohne Nahrungsaufnahme oder Aufnahme von Wasser praktisch beliebig lange überleben konnte.
Es war die reinste Hölle, die er ertragen musste. Und das alles nur, um diese verdammten Supermutanten zu überlisten, was diese natürlich nicht einfach so hinnehmen wollten.
Daomir bekam nicht mit, wie sie sich bei ihren telepathisch geführten Beratungen letztlich entschieden. Er musste abwarten, bis ihre Gegenmaßnahmen begannen, um sich darauf einstellen zu können. Weil sie ihn selbstverständlich telepathisch ausschlossen. Und sie waren immerhin Supermutanten. So etwas bereitete ihnen keinerlei Mühe.
Er ahnte es am Ende mehr als dass er es wusste. Sie blieben untereinander permanent in noch stärkerem telepathischem Kontakt. Das war beinahe so, als würden sie sich zu einer Einheit zusammenschließen, obwohl sie räumlich voneinander getrennt blieben.
Für Daomir bedeutete dies, er hatte, um den nächsten Supermutanten zu töten, noch weniger Zeit zur Verfügung als zuvor. Jetzt wussten die Supermutanten ja nicht nur, dass er hinter alledem steckte, sondern sie wussten auch, wie er vorging. Dass er nämlich in ihre Körper fuhr, um darin teilweise zu materialisieren, was jene tödlichen Explosionen verursachte.
Und wie wollten sie sich dagegen wappnen? Konnten sie das überhaupt?
Daomir hätte einiges darum gegeben, dies zu wissen. Aber das blieb ihm nicht vergönnt.
Jetzt wartete er erst einmal ab. Dabei blieb er allerdings nicht noch länger tief im Felsen versteckt, sondern er schwebte hinauf, in einen verwaisten Bereich dort oben, wo er endlich wieder frei durchatmen konnte.
Kurz bevor er diesen Bereich erreichte, stoppte er allerdings wieder.
Was, wenn das sich nun als Falle erwies?
Er grübelte darüber nach, ständig vergeblich um Atem ringend wohlgemerkt, was das Denken nicht unerheblich erschwerte.
Verdammt, er musste einfach dort hinauf, um zumindest vorübergehend einen klaren Kopf zu bekommen.
War es denn überhaupt möglich, dass dies eine Falle für ihn sein konnte?
Er sondierte die Lage. Hier war nichts und niemand. Soviel stand fest. Aber was war mit der Überwachung?
Es gab Kameras. Er konnte sie orten. Doch gleichzeitig erkannte er auch, dass sie... ausgeschaltet waren.
Aber genau das war für ihn erst recht bedenklich. Wieso sollte man in diesem Bereich die Kameras deaktivieren? Wenn nicht nur deshalb, um ihn in falscher Sicherheit zu wiegen?
Er hätte beinahe gelacht, wäre es ihm in diesem Zustand möglich gewesen. Aber einer, der ständig am Rande des Erstickungstodes verbrachte, konnte halt nicht lachen. Nicht wirklich jedenfalls.
Nein, darauf würde er nicht hereinfallen. Aber was blieb ihm anderes übrig?
Er schwebte weiter, schwerelos, weil er in diesem immateriellen Zustand keine Masse besaß und somit von der Schwerkraft unbeeinflussbar blieb – genauso unbeeinflussbar wie von der festen Materie, die für ihn wie ein schwarzer Nebel war.
Seine PSI-Sinne verrieten ihm, dass es weiter weg einen Bereich gab, in dem sich Weißkittel vermehrt aufhielten. Dieser Bereich zog sich ringförmig um die Falle, die von den Supermutanten für ihn eingerichtet worden war.
Er hätte abermals gelacht, wäre es ihm möglich gewesen. Und dann trat er hinter den Weißkitteln aus der Wand.
Sie schienen auf etwas zu lauern. Aus ihren Gedanken, die er bewusst nur flüchtig aufnahm, um nicht dem selben Wahnsinn zu verfallen, der diese Wissenschaftler allesamt beherrschte, erfuhr er zumindest, dass sie sich hierher zurückgezogen hatten, weil die Supermutanten sie dazu gebracht hatten. Und jetzt warteten sie halt ab, während der Gesuchte von ihnen unbemerkt direkt hinter ihnen stand und erst einmal kräftig durchatmete.
Das war eine dermaßen große Erleichterung für ihn, dass es ihn regelrecht mit Euphorie erfüllte. Doch davon ließ er sich nicht dazu verleiten, unvorsichtig zu werden. Höchstens ein wenig, denn er spürte die hier durchaus aktivierten Kameras, die der Überwachung dienten. Und in diesem teilmateriellen Zustand, in dem er sich nun befand, war er deutlich sichtbar für die Kameras.
Er grinste nur und zeigte den Kameras den berüchtigten Stinkefinger, ehe er in die Wand zurückkehrte, um sogleich tief in den Boden darunter zu versinken.
Keine Sekunde zu früh, denn dort oben tobte im nächsten Moment schon die reinste Hölle an PSI-Energien. Keiner der Weißkittel konnte das auch nur einen Sekundenbruchteil lang überstehen.
Daomir spürte keinerlei Mitleid mit den Wahnsinnigen. Bei allem, was sie den Mutanten bereits angetan hatten... Aber er sondierte das Ausmaß des Schadens in aller Sorgfalt: Wäre es für ihn tödlich gewesen?
Er war zwar weitgehend unsterblich, aber gleichzeitig war er sicher, dass es durchaus eine Möglichkeit geben könnte, ihn zu vernichten. Sie hätten ihn vielleicht auch nur irgendwie zu lähmen brauchen, seine Fähigkeiten unterdrücken müssen. Dann wäre er endgültig verloren gewesen. Und mit ihm zugleich all die Mutanten, die in ihren Käfigen hilflos auf ihr qualvolles Ende warteten.
Es nutzte nichts. Er konnte nicht endgültig klären, ob dieses Aufgebot an vernichtender PSI-Energie für ihn tödlich ausgegangen wäre. Jedenfalls erschien es ihm richtig, es lieber niemals darauf ankommen zu lassen.