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Auf ins Heilige Land

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Endlich haben wir nun das nötige Rüstzeug ins Gepäck geladen, um den Blick auf den neuen, den judäischen Monotheismus zu werfen. Es waren vermutlich Aramäisch sprechende Nomadenstämme, die auf der Suche nach fruchtbarem Land in die Gegend zwischen Mittelmeer und Jordan kamen. Der Landstrich wurde später Kanaan (von qana/Handel treiben) genannt, was bis heute für die politische Debatte praktisch ist, weil der Ausdruck – anders als die belasteten Begriffe Israel oder Palästina – politisch neutral, also politically correct ist. Später sprach man in Europa voller Verehrung vom Heiligen Land. Unter den vielen Göttern im Tross dieser Zuzügler befand sich auch Jahwe. Die Neuankömmlinge selbst wurden Hebräer genannt, wobei die Etymologie dieses Namens unklar bleibt. Es handelte sich jedenfalls um bandenartige Clans, die sich ihr Auskommen in erster Linie durch Raubzüge sicherten. Vielleicht wird deshalb in den biblischen Schriften immer wieder die Idee der Kulturstiftung in den Vordergrund geschoben. Am schönsten fasst dies die berühmte Jesaja-Vision zusammen: Wenn die Völker auf der Suche nach den Wegen des Herrn zum Gottesberg strömen und die Macht des Göttlichen erfahren haben, „schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen“.1 Daraus könnte man folgern, dass es viele Schwerter und Lanzen gab, die man einzusammeln gedachte. Eine derartige Kulturstiftung wäre mancherorts, wo die Einwohner jede Menge an Schusswaffen in ihren Wohnzimmern herumliegen haben, noch heute ein nützliches Vorhaben. Zumal viele von ihnen bigotte Fundamentalisten sind, die die Bibel wörtlich nehmen und jedem unverhohlen drohen, der sich dieser einfachen Weltsicht nicht anschließen mag. In der damaligen Welt klingt der Text nach einem Echo der Erfahrung der Sesshaftwerdung. Man musste keine neuen Territorien mehr erobern, sondern konnte sich um Felder, Vieh, Weinberge und Olivenhaine kümmern.

In einer Inschrift im Totentempel des ägyptischen Pharaos Merenptah aus dem Jahre 1207 v. Chr. wird erstmals Israel erwähnt, nicht als Staat, sondern als Volksgruppe. Im Schatten des Zusammenschlusses von Philisterstaaten (auf Griechisch hießen die Philister palaistinoi, das von ihnen besiedelte Land palaistina), deren Herkunft ebenso unklar ist wie die Stellung zu Israeliten und Kanaanäern, scheint zur Zeit der Errichtung des Königtums unter Saul um 1000 v. Chr. eine verstärkte Abstimmung der (zwölf) israelitischen Stämme stattgefunden zu haben. Ein ausdrücklicher Staatenbund ist historisch nicht zu belegen, aber man kann von dieser Zeit an von einem israelitischen Gebiet sprechen.

Selbstverständlich ist, ähnlich wie später der Islam, auch der judäische Monotheismus eine Konstruktion der Stadt. Nur in der Stadt – das wissen wir aus der Kultur des Orients – ist das Entstehen solcher komplexer Geschichten möglich. Die Sache vollzog sich also im Wesentlichen in Jerusalem.

Die Herkunft Europas

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