Читать книгу Abenteuer im Odenwald 1+2 - Birgid Windisch - Страница 15

Kapitel 12 Rückblende

Оглавление

Wernher -12. Juli 1441

„Wernher!“ erscholl ein lauter Ruf. Wernher war gerade dabei gewesen, die alte Stute zu füttern, die im kleinen Stall neben der zerstörten kleinen Wasserburg Nuwenstat stand. Dort hauste er mit seinen Ziehbrüdern Hans und Madern Bache von Nuwenstat, im Keller der zerstörten Burg, der noch einigermaßen gut erhalten war. Von den Stallungen daneben war nichts mehr übrig, bis auf eine Box, in der die alte Stute Rosalinde stand. „Was ist denn?“ Wernher nahm den Eimer, in dem er Rosalinde Hafer gebracht hatte und trat zu Hans. „Wernher, wir bräuchten dich morgen!“ Die Brüder ließen Wernher spüren, dass er als Ziehbruder in ihrem verarmten Zuhause nur noch geduldet war. Sie hatten einen Groll auf ihn, weil ihre Mutter stets freundlich zu ihm gewesen war, genau wie ihr Vater Jorg, der diese Wasserburg 1403 erbaut hatte. Als ihr Vater einmal zu viel getrunken hatte, rutschte ihm heraus, dass er die Burg in den letzten 20 Jahren nur erhalten konnte, weil er Wernher damals als seinen Ziehsohn aufnahm, als dieser mit seinen Eltern verfolgt wurde und in Gefahr geriet. Die Eltern von Wernher mussten reiche Leute in Not gewesen sein und so konnten sie Jorg, als Lohn für seine Hilfe ermöglichen, die Wasserburg zu erhalten und instand zu halten. Er nahm Wernher dankbar auf und behandelte ihn fast wie seine eigenen Kinder, die darauf nicht freundlich reagierten, waren sie doch 6 und 8 Jahre älter als Wernher, der als Sechsjähriger in den Haushalt kam. Es kam ihnen gar nicht zupass, die Zuneigung und das Gut der Eltern mit diesem dahergelaufenen Balg teilen zu müssen. Doch der Burg war kein Glück beschieden. Als Vater Jorg starb, der zuvor wegen Händel mit der Kirche von den Aschaffenburgern mit dem Kirchenbann belegt wurde, war die Burg verarmt. Die Mutter folgte dem Vater kurze Zeit später und beide wurden in einem unbekannten Grab beerdigt. Vater Jorg hatte sein Leben lang versucht, die Burg zu halten, aber die Zeiten waren hart. Der lange Krieg hatte ihn ausgeblutet, wie viele Menschen damals. Die Brüder Madern und Hans jedoch raubten nach dem Tod der Eltern Reisende aus, besonders solche, die unter dem Schutz des Erzbischofs standen. Zu groß war ihr Zorn auf die Kirchenmänner. Nun hatte Wernher keine Beschützer mehr, die ihn gernhatten und seine beiden Ziehbrüder sannen nur darauf, wie sie ihn loswerden konnten. Wernher spürte zwar ihren Groll, konnte sich aber keinen Reim darauf machen und wollte nur Ruhe und Frieden. „Ich helfe euch gerne, Madern“, antwortete er daher bereitwillig. „Gut, dann bringe morgen Rosalinde nach Hausen hinter der Sonne, auf das Pfaffstangengut. Der dortige Lehensmann braucht sie dort zum Pflügen.“ „Zum Pflügen? Um diese Jahreszeit?“ „Ja, zum Pflügen“, ärgerte sich Madern, dass es Widerworte gab. „Es kann dir egal sein, welche Jahreszeit es ist. Du tust was dir gesagt wird, und basta!“ „Gut, ich mache es ja, reg dich nicht auf, wann soll ich dort sein? „Geh los, wenn die Sonne aufgeht, dann bist du rechtzeitig da!“ Wernher war es recht. Einen Tag weniger die Launen der Brüder ertragen zu müssen, freute ihn und würde ihm guttun. Den Weg scheute er nicht. Dann hatte er seine Ruhe, das war nicht zu verachten. In letzter Zeit waren Hans und Madern immer gemeiner und unleidlicher ihm gegenüber geworden. Bei der Raubritterei hatte er nie mitgemacht. Er hatte sich lieber in die Arbeit geflüchtet. Es gab immer genug zu tun, auch wenn sie außer Rosalinde nur noch vier Hühner hatten. Die Brüder rührten keinen Finger daheim und hatten außer ihren Händeleien nicht viel im Sinn. So kümmerte sich Wernher um die Tiere, und dass etwas zu essen auf dem Tisch stand. Er machte den Hühnerstall zu und ging zu Bett. Als er sich hinlegte, hörte er seine Ziehbrüder noch dispunieren, aber verstand nicht, was sie sagten und es interessierte ihn auch nicht. Das war ein Fehler, den er kurz darauf bereute, denn sie planten sein Verderben. Die beiden hatten nämlich Arbeit angeboten bekommen vom Grafen von Wertheim. Hans als Burgmann auf der Breuburg und sein Bruder Madern als pfalzgräflicher Dienstmann auf der Feste Otzberg. Dann hätte die Not ein Ende und sie könnten friedlich leben und sich endlich verheiraten. Nur Wernher war ihnen noch im Wege und da sie ihn lange genug geduldet hatten, war der Hass immer weitergewachsen, ohne dass dieser es ahnte. Der Weg ins Pfaffstangengut war eine Falle. Sie wollten sich des ungeliebten Ziehbruders endlich ein für alle Mal entledigen. Als sich Wernher deshalb am nächsten Morgen auf den Weg machte, waren die Brüder schon längst im Pfaffstangengut angekommen. Sie erklärten dem Lehnsmann, er solle Rosalinde von Wernher in Empfang nehmen und dann Augen und Ohren verschließen. Auf dem Rückweg hatten sie eine Falle vorbereitet. Sie wollten eine tiefe Grube, die sonst mit einem schweren Eichenholzdeckel verschlossen war, öffnen und Wernher hineinstürzen lassen. Dann wäre er entweder gleich tot, oder zumindest schwer verletzt und würde in ein paar Tagen vom Erdboden verschluckt sein, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie selbst hätten sich nicht einmal die Hände schmutzig gemacht. Wenn man dann seine Leiche irgendwann entdeckte, wäre es tragischer Unglücksfall gewesen. Sie grinsten voller Vorfreude. Es geschah genau wie geplant und als Wernher kopfüber in das Loch gestürzt war, erschienen die Gesichter seiner zwei Brüder über dem Rand. Sie sahen ihn anscheinend bewusstlos daliegen und beeilten sich, das Loch schnell wieder zu verschließen. Wernher jedoch hatte sie gesehen, als er hinunterstürzte und tat nur so, als sei er bewusstlos. Indes nutzte es ihm nichts, er war dem Verderben anheim geliefert. So fand ihn Lene.

Abenteuer im Odenwald 1+2

Подняться наверх