Читать книгу Abenteuer im Odenwald 1+2 - Birgid Windisch - Страница 26
Kapitel 23 Wo ist Lene?
ОглавлениеAls Wernher zurückkam zu ihrer Höhle, spürte er sofort, dass etwas nicht stimmte. Es war nur ein Gefühl, doch die trogen ihn fast nie. Er besaß einen sechsten Sinn für Gefahr, der selten versagte. Vorsichtig schlich er sich hinter den umstehenden Bäumen heran. Alles war ruhig - zu ruhig! Er fühlte genau, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Sicherheitshalber warf er einen Stein vor die Höhle. Wenn jemand da wäre, würde er sich daraufhin sicher rühren - jedoch – nichts! Er hatte es gewusst! Dieses leichtsinnige Weibsbild! Zornig vergaß er nun jede Vorsicht und rannte hinein. Wie erwartet fand er sie verlassen vor. Lenes Gegenwart war noch flüchtig zu spüren, aber sie war fort. Wernher hockte sich vor die Decke und nahm sie auf, schüttelte sie aus und legte sie zusammen. Er konnte sich nicht ausruhen, er musste sie suchen, sie war in Gefahr in dieser Zeit, die nicht die Ihre war. Sie kannte sich in den Sitten und Gebräuchen seiner Zeit nicht aus und konnte daher auch Gefahren nicht richtig einschätzen. Er legte die Decke zusammen und sah den Rucksack im Stroh liegen. Wenn sie freiwillig gegangen wäre, hätte sie ihn ganz bestimmt mitgenommen. Schnell hob er ihn auf und durchsuchte ihn. Lene hatte tatsächlich noch etwas zu Essen gefunden, sah er. Aber wie er sie kannte, wollte sie ihm die Hälfte davon geben und hatte sicher noch nichts davon verspeist. Wie sollte sie da genug Kraft haben, um sich retten zu können! Seine Sorgen wuchsen immer mehr. Gedankenabwesend tastete er im Rucksack herum, da fühlte er etwas Festes und zog es heraus. Ein Büchlein! Er schlug es schnell auf und begann aufgeregt zu lesen. Die Schrift war zwar etwas anders als er es gewohnt war, aber eher einfacher gehalten, als in seiner Zeit und was er nicht kannte, wurde durch den Sinn deutlich, den das Gelesene ergab. Fasziniert las er die erste Seite, das Geschriebene handelte sogar von seiner Zeit! Doch dann legte er es entschlossen zur Seite - Lene war jetzt wichtiger - das Büchlein konnte er auch später noch lesen. Er verstaute es wieder im Rucksack und machte sich auf den Weg. Vor der Höhle sah er sich vorsichtig um – es war nichts zu sehen und alles ruhig. Er ließ sich langsam nieder und robbte durch ein Gebüsch, als er weiter vorne etwas in der Sonne glitzern sah. Was war denn das? Ein Stein? Er fasste vorsichtig danach und hielt Lenes Handy, wie sie das komische Ding immer nannte, in der Hand! Aufgebracht schüttelte er den Kopf - jetzt konnte er sich denken, was passiert war! Sie hatte wohl mit dem Ding hier gestanden und versucht, ihre Oma anzurufen. Wenn sie diesmal auch so laut gebrüllt hatte, wie letztes Mal, als sie mit ihrer Oma gesprochen hatte, war es kein Wunder, dass sie jemand gehört und entdeckt hatte. Verzweifelt steckte Wernher das Handy in den Rucksack und lief weiter. Er sah das niedergedrückte Gras und folgte den Spuren bis zum befestigten Weg. Dort waren frische Rillen in der Erde zu erkennen, von einem Pferdefuhrwerk, die in Richtung Elsaffen (heutiges Elsenfeld) führten. Sorgenvoll die Stirn runzelnd, folgte er den Spuren. Hoffentlich kam er noch rechtzeitig, um Lene zu beschützen und Schlimmeres zu verhüten! Seine arme Lene, sie kannte sich doch mit den Gepflogenheiten in seiner Zeit noch nicht aus, was sehr gefährlich sein konnte – sogar lebensgefährlich! Besorgt lief er schneller und versuchte die schlimmsten Gedanken zu verdrängen. Er musste seinen Kopf gebrauchen, sonst hatten sie keine Chance.