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Kapitel 14 An der Mümling

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Einträchtig wanderten sie kurz darauf los. „Wo ist denn dein Bach?“ Lene konnte es wieder einmal nicht abwarten und Wernher zog eine Augenbraue hoch. „Geduld, Geduld, mein Lieb. Weiter unten im Tal ist das Flüsschen. Mal sehen, ob du es kennst!“ Es ging ganz schön steil abwärts, über die Wiesen und durch Hecken, und an Bäumen vorbei. „Vorsicht“, rief Wernher, das sind Brombeerranken. Die können ganz schön verletzen und richtige Hautfetzen rausreißen!“ Lene ließ sich dankbar an die Hand nehmen und Wernher half ihr, so gut es ging, hinunter. „Au, meine Knie tun schon weh!“ Lene schnaufte laut. „Gleich sind wir unten, mein Lieb“, beschwichtigte Wernher und fing sie auf, als sie stolperte. „Hoppla! Sieh, schon sind wir unten! Da ist das Flüsschen, wenn wir ein Stück rechts gehen, hinter diesen Hecken, da sieht uns keiner und es gibt eine kleine Sandbank, wo wir ins seichte Wasser waten und uns waschen können.“ „Schön!“ strahlte Lene und folgte Wernher voll Vertrauen. Sie arbeiteten sich durch eine verwachsene Hecke auf einen kaum sichtbaren Pfad, bis sie ans Ufer der Mümling gelangten. „Die Mümling - wie schön!“ rief Lene. „Sieht sie noch so aus, wie in deiner Zeit?“ wollte Wernher neugierig wissen. „Fast!“ rief Lene verhalten. „In der heutigen Zeit ist alles ein bisschen gerader, aber sie ist noch so tief und so breit wie hier und mir gefällt sie so, wie sie von Natur aus ist, am besten.“ meinte Lene und fing schon an, sich auszuziehen. Hand in Hand gingen sie vorsichtig ins Wasser. „Ist es auch nicht so tief?“ Lene war ängstlich. „Nein, es ist nicht sehr tief und die Strömung ist zwar da, aber nicht zu stark. Ich halte dich, dann wird dir nichts passieren.“ „Schade, dass wir keine Seife haben“, meinte Lene. „Aber wir haben doch welche!“ rief Wernher belustigt und zog ein Stück Kernseife aus der Hosentasche. Aha, deshalb war sein Haar so weich und deshalb roch Wernher so angenehm, obwohl er so primitiv lebte. Er seifte Lene ein, von Kopf bis Fuß, auch die Haare vergaß er nicht einzuschäumen und danach nahm ihm Lene das Seifenstück aus der Hand und tat bei ihm das gleiche. Schön seifig sahen sie aus und kicherten wie kleine Kinder. Hand in Hand tauchten sie immer wieder unter, wo das Wasser tief genug dafür war. Das tat gut, wenn das Wasser auch eiskalt war. „Weißt du, dass später einmal genau hier ein Stadion stehen wird?“ rief Lene lachend aus. “Ein Stadion? Was ist denn das?“ Wernher sah sie neugierig an. „Ein Stadion ist ein großer Platz, der oval angelegt ist, für den Sport. Außen herum geht eine Laufbahn, die Aschebahn, da laufen die Kinder um die Wette gegeneinander, um fit zu bleiben. Sie haben Sport als Schulfach im Unterricht.“ „Sport? Schulfach? Unterricht? Ich hatte nicht viel Unterricht. Nur ein paar Stunden im Winter, bei einem alten Pfarrer und bei meiner Ziehmutter. Die war sehr belesen und wusste vieles, aber Sport hatten wir nicht. Was ist das eigentlich?“ wollte er wissen. „Sport ist nichts anderes, als Bewegung. Die Kinder lernen Bewegungsübungen, sie rennen und springen, um ihre Muskeln zu trainieren und den Körper zu ertüchtigen.“ Wernher sah sie verständnislos an: „Wir hatten genug Bewegung bei der Arbeit und beim Laufen! Ich denke, mehr brauchten wir nicht.“ „Das ist wahr“, grinste Lene. „Aber heute haben die Kinder kaum Bewegung, sie sitzen viel und das ist nicht gut.“ „Das verstehe ich nicht. Haben die Eltern nicht so viel Arbeit, dass die Kinder mithelfen müssen? Ich kann mir das nicht vorstellen“, meinte Wernher erstaunt. „Das glaub ich dir gerne“, verstand Lene ihn, „weißt Du, heutzutage hat kaum noch jemand Landwirtschaft, bei der die Kinder helfen könnten.“ Das konnte sich Wernher nun überhaupt nicht vorstellen, sah ihm Lene an und lächelte in sich hinein. „Hinter der Kurve ist eine kleine Mühle“, murmelte Wernher leise. „Brunnenmühle heißt sie. „Zeigst du sie mir später?“ Lene sah ihn fragend an. „Von weitem, es ist zu gefährlich“, erklärte Wernher. Dann legten sie sich ein wenig in die Sonne auf die Sandbank und waren nach kurzer Zeit trocken. Außer Lenes Haaren versteht sich, die brauchten immer lange. Aber das war nicht schlimm, es war ja warm. Sie zogen sich an und liefen weiter. „Siehst du, hier!“, deutete Wernher nach links, „dort liegt Momlingen! Wir werden uns vorsichtig durch den Mais arbeiten. Das merkt niemand, wenn wir leise sind und nicht zu sehr an die Stängel geraten, damit sie nicht wackeln!“ „Gut, Wernher!“ Lene folgte ihm im Gänsemarsch und sie liefen vorsichtig von einem Maisfeld ins andere. Es waren viele kleine Felder, nicht nur ein paar riesige Äcker, wie es Lene kannte. Die Flurbereinigung lag noch in weiter Ferne. Gott sei Dank, fand sie. Aber das war trotzdem kein Problem, die Äcker lagen rings um den Ort und so liefen sie vorsichtig von einem in den anderen, wenn einer zu Ende war - nicht ohne sich vorher sorgsam umzuschauen. Wernher nannte ihr alle Flurnamen, aber Lene konnte sich nicht alle merken, es schwirrte ihr der Kopf. Dennoch bemerkts sie erstaunt, dass sich einige der alten Namen, fast unverändert, bis in ihre Zeit gehalten hatten.

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