Читать книгу Abenteuer im Odenwald 1+2 - Birgid Windisch - Страница 9
Kapitel 6 Die verschwundene Zeit
Оглавление„Äh“, meinte Lene vorsichtig. „Welches Jahr meinst du denn?“ „Was meinst du mit welches Jahr, Weib?“ tönte Wernher laut. „Seid ihr nicht bei Sinnen, dass ihr das nicht selber wisst?“ „Doch, meins weiß ich natürlich, aber deines eben nicht!“ Lene klang verzweifelt. Wernher rief nachdrücklich: „Es gibt nur eines, eures und meines sind nicht zwei verschiedene Jahre!“ „Hoffentlich! Bei mir ist es 2017“, sagte Lene leise. „2017? Das kann gar nicht sein - wir haben 1441!“ „Ach du große Scheiße!“, entfuhr es Lene. „Das ist ja furchtbar.“ Entweder war das ein Verrückter, oder etwas war passiert, das es eigentlich gar nicht geben konnte. Was war da nur passiert? Panisch tastete sie jetzt wieder weiter, auf der Suche nach dem Taschenlampenhandy. Sie brauchte unbedingt Licht jetzt, sonst würde sie vor Angst noch verrückt, egal, was sonst noch sonderbar hier war. Gott sei Dank, da lag etwas! Lene zog es zu sich heran und fühlte die vertraute Form ihres Handys. Sie spürte regelrecht, wie ihr Herz einen kleinen Satz machte vor Erleichterung. Mit Licht würde es ihr sicher bessergehen. Sie schaltete es ein und das Display leuchtete schwach auf. „He, was ist denn das für ein Teufelszeug!“ Der Mann wollte ihr das Handy aus der Hand schlagen. Hastig robbte Lene aus seiner Reichweite und schaltete die Taschenlampe an. Ein heller Lichtstrahl zeigte ihr, dass sie mindestens drei Meter tief in einer Art Grube saßen. Erde, Heu, Dreck. So genau wollte sie gar nicht wissen welcher. Und Wernher. Ein gewaltiger, schmutziger Mann mit wahrscheinlich hellen Haaren. Vor lauter Dreck konnte sie die Haarfarbe nicht genau bestimmen. „He, Weib, ihr blendet mich! Was ist das für ein Ding, das ihr da in der Hand habt?“ Der Mann hatte die Augen zugekniffen. „Eine Taschenlampe, an meinem Handy“, erklärte Lene geduldig. „Hä? Ein Händi, mit Taschenlampe?“, ihr sprecht komisch, Frau. Und eure Ausdrucksweise geziemt sich nicht für ein ordentliches Weib! Leuchtet euch mal an. Ich will einmal sehen, mit wem ich es zu tun habe!“ Lene leuchtete sich kurz an, dann schaltete sie aus, der Akku war kostbar. Und sie wollte kein leichtes Ziel sein, falls dieser Wernher sie überwältigen wollte. „Was habt ihr denn da an, Weib? So etwas trägt kein Weib, das etwas auf sich hält. Bauernhosen und nur ein Hemd. So unanständig läuft keine Frau herum, die ich kenne!“ Lene verdrehte genervt die Augen. „Ich sagte doch, ich komme aus dem Jahr 2017 und da laufen alle Frauen so herum.“ Das hatte ihm anscheinend die Sprache verschlagen. Stumm saßen sie da, zu geschockt, um noch etwas zu sagen. Jeder hing fieberhaft seinen Gedanken nach. Das konnte doch nicht so bleiben! Man musste etwas machen! Aber was? Lene beschloss nach gründlichem Nachdenken, in Ermangelung weiterer Alternativen, Wernher zu vertrauen und sagte mit belegter Stimme: „Wernher, ich könnte mit meiner Lampe schauen, ob es nicht doch noch einen Weg nach draußen gibt. Heute Nacht träumte ich von einem ähnlichen Gewölbe und fand einen Weg hinaus. Aber - würdest du bitte mitkommen? Alleine habe ich zu viel Angst und traue mich nicht.“ Eine Weile blieb es still und Lene spürte, dass Wernher nachdachte. Sie fühlte, dass er ihr langsam glaubte, auch wenn es ihm sehr schwerfiel. Kunststück, wem nicht! Lene konnte es ja selbst kaum für möglich halten. Sie kniff sich in den Arm und seufzte. Es fühlte sich an wie ein sonderbarer Traum. Ein Alptraum - nur dass es kein Aufwachen daraus gab, leider. Wernher sagte nun beruhigend: „Ich komme mit euch, Weib und beschütze euch, so gut ich kann, solltet ihr wider Erwarten einen Weg hinausfinden. Angst habe ich auch. Ich verstehe nicht, was hier los ist und das macht mir Angst. Etwas anderes - habt ihr vielleicht auch etwas zu trinken? Ich bin halb verdurstet.“ Er war ja schon zwei Tage länger hier drinnen, fiel es Lene siedend heiß ein, kein Wunder! Sie tastete wieder in ihrer Tasche herum und fand die Flasche mit dem Fruchtschorle. „Hmmm - das schmeckt aber gut“, freute sich Wernher. „Besser als schales Wasser, wie ich es oft bekomme.“ „Schau!“, rief Lene aufgeregt, da ist eine Lücke im Stein - ich glaube, da geht ein Weg hindurch!“