Читать книгу Abenteuer im Odenwald 1+2 - Birgid Windisch - Страница 24
Kapitel 21 Gefangen!
Оглавление„Halt stehenbleiben!“ vernahm sie plötzlich eine laute Stimme. Oh je, jemand hatte sie wohl reden gehört! Erschrocken schaltete sie sofort das Handy aus und warf es unauffällig hinter ihrem Rücken ins Gebüsch. Wenn das einer sah, wer weiß was sie mit ihr machen würden! Sie würden sie für eine Hexe oder Zauberin halten und damals gab es kein Erbarmen. Zu eindringlich war ihr noch der Besuch, mit der Schule, im Rothenburger Kriminalmuseum in Erinnerung, mit all den mittelalterlichen Folterwerkzeugen, die sie bei den armen Frauen damals angewendet hatten. Deshalb senkte sie demütig den Kopf und sagte leise: „Guten Tag, werter Herr, ich bin nur ein Wanderer und auf der Suche nach Pilzen und Heidelbeeren.“. Schwere Schritte erklangen auf dem federnden Waldboden und ein Mann in Uniform kam hinter den Bäumen hervor. „Wen haben wir denn da?“ rief er drohend und sah sie misstrauisch an. Lene rutschte das Herz in die Hose. Was sollte sie nur sagen? „Ich bin ein junger Wanderbursche!“ rief sie mit zitternder Stimme. Das war das Erste, das ihr in den Sinn gekommen war. „Aha, ein Wanderbursche.“ Der uniformierte Mann zog seine buschigen Augenbrauen zusammen. Lene beschloss sofort, dass er ihr unsympathisch war. „Und was tust du bei uns hier?“ Der Buschbrauenmann stand nun ganz nah bei ihr und sah ihr streng ins Gesicht. „Äh, wie gesagt, ich suche Heidelbeeren und Pilze!“ Lene fuhr sich nervös durch die Haare. Mist, sie hatte keine Mütze auf! „So, so, Pilze und Beeren! Schon etwas gefunden?“ bellte er unfreundlich. „Ja, aber schon alle aufgegessen“, brachte Lene ängstlich hervor. Nur nichts anmerken lassen, beschwor sie sich fieberhaft. „Aha, wer weiß, das kann ja jeder sagen!“ Er glaubte ihr anscheinend nicht. „Na, ich nehme dich erst einmal mit, zu unserem Amt. Wie ein Wanderbursche siehst du mir nicht gerade aus. Eher wie ein grünes Bürschchen, kaum der Mutterbrust entwöhnt. Ein Milchbubi!“ Er lachte dröhnend. Eine Gänsehaut überlief Lene. Ihr war es egal wofür er sie halten mochte, so lange er ihr nichts antat. Sie hoffte, dass er nichts Schlimmes mit ihr vorhatte. Schließlich hatte sie keine Ahnung von seinem „Amt“ und so richtig geheuer, war er ihr auch nicht. Er packte sie grob am Arm und zerrte sie durch das Dickicht zur Straße, oder besser ausgedrückt - einem befestigten Weg. Nun sah er Lene deutlicher und stieß erstaunt heraus: „Was hast du denn da an? Sind das neue Beinkleider? So welche habe ich ja noch nie gesehen!“ „Ja, die sind neu“, meinte Lene zaghaft. „Die habe ich von einem Verwandten aus Frankreich bekommen. Dort tragen sie nur solche Hosen jetzt.“ „Aha, nur solche Hosen sagst du? Ich habe noch keinen Franzosen mit den Dingern gesehen, obwohl ich in meinem Leben schon einige Franzmänner gesehen habe!“ „Na, ja in der dortigen Gegend aber schon, meinte Lene lauter. Dort braucht man sehr stabilen Stoff, so wie der, den ich anhabe.“ „Aha“, nickte der Mann mit skeptischem Blick. „So will ich dir glauben. Also los, ein bisschen schneller, wenn ich bitten darf du lahme Ente! Ich will heute noch ankommen!“ Der Mann zerrte Lene grob hinter sich her, bis zu einem Pferd mit Wagen. Dort warf er sie ohne Federlesens hinauf und band sie am Wagenrand fest, damit sie nicht fliehen konnte. „So ein Mist aber auch“, durchfuhr es Lene verzweifelt. Was würde Wernher nur denken, wenn sie nicht mehr da war, wenn er zurückkam? Fast hätte sie geheult, aber sie bezwang sich. Das konnte sie sich jetzt nicht leisten. Sie musste sehen, wohin sie fuhren, damit sie wieder zurückfinden würde, falls sie fliehen konnte. Falls! Sie seufzte laut. „Was seufzt du denn wie ein altes Waschweib, Bursche? Wir werden dir schon Mores beibringen. Ich kann einen Burschen brauchen, der mir die Schuhe putzt und die Kleidung in Ordnung hält. Meine Frau ist schon wieder guter Hoffnung. Wenn sie noch eine Weile so weiter hofft, platzt unser Häuschen aus allen Nähten!“ „Daran seid ihr aber auch nicht ganz unschuldig, Herr Wachtmeister!“ Lenes Mund war wieder einmal schneller als ihr Hirn. „Auch noch frech der Herr, wie? Das wird dir schon noch vergehen. Wenn du erst ein paarmal die Peitsche geschmeckt hast, wirst du schon parieren!“ Der Wachtmeister fitzte mit seiner Peitsche nach hinten, dass das Pferd erschrak und einen Satz machte. Lene beschloss bestürzt, sich ganz ruhig zu verhalten um den Wachtmeister nicht weiter zu reizen.