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Dienstagabend

Der Herrscher = Lex

Der Narr = Ich

Es war fast zehn Uhr, als Vanessa nach Hause ging. Ich räumte unsere Tassen weg und überlegte gerade, ob ich den Fernseher anschalten oder mich mit einem Buch ins Bett legen sollte, als es an der Haustür klingelte.

Vanessa hat wahrscheinlich wieder ihr Handy vergessen. Ich öffnete die Tür. Statt meiner Freundin stand Lex davor.

"Ich dachte, dein Besuch geht heute nicht mehr", sagte er.

"Woher weißt du, dass Vanessa gegangen ist? Spionierst du mir hinterher?"

"Nicht mehr als du mir."

"Wie meinst du das?"

"Wenn du mich hereinlässt, erkläre ich es dir. Und keine Angst, ich werde nicht über dich herfallen und dich ins Bett schleifen."

Glühende Hitze breitete sich auf meinem Gesicht aus. Lex hatte alles gehört, was ich zu Vanessa im Hausflur gesagt hatte.

"Komm rein." Ich trat von der Tür zurück, um ihn an mir vorbeizulassen.

"Nett hast du es hier." Ohne auf eine Aufforderung zu warten, setzte sich Lex an meinen Küchentisch und lehnte sich in dem Stuhl zurück. Ein lautes Knarren erklang.

"Sei vorsichtig. Der hat schon bessere Tage gesehen."

"Sieht ganz so aus."

"Möchtest du einen Kaffee?" Hektisch suchte ich in meinem Schrank nach einer sauberen Tasse. Teelöffel hatte ich keine mehr, und wo war der Zucker?

"Ja, gerne. Schwarz, ohne Zucker", setzte Lex hinzu, der mein Kramen in den Schubladen richtig deutete.

"Okay. Ist gleich fertig." Ich stellte die Maschine an und legte ein Pad ein.

"Was brachte dich und deine Freundin dazu, den ganzen Abend vor meiner Wohnungstür zu verbringen?"

"Es war nicht der ganze Abend. Wir waren zwei Stunden dort und das nur, weil ich auf ein wichtiges Paket wartete." Ich stellte die Tasse vor ihn und hoffte ihn damit abzulenken, aber Lex stellte gleich die nächste Frage.

"Ein Paket, das abends zwischen sechs und acht Uhr ausgeliefert wird?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Es war eine Kurierlieferung."

"Ach." Er nahm einen vorsichtigen Schluck, als wolle er mir Zeit geben, meine Antwort zu überdenken.

"Ja. Du bist ganz schön eingebildet, wenn du glaubst, wir wären deinetwegen so lange dort unten gewesen."

"Kann sein. Immerhin habt ihr interessante Gespräche geführt." Lex grinste.

"Findest du?"

"Gibt es sonst noch Nachbarn, die dich auf einen Kaffee eingeladen haben?" Er beugte sich über den Tisch nach vorne und sah mich an. "Nachbarn, die es nur taten, um dich in ihr Bett zu bekommen?" Seine Stimme war ein sanftes Flüstern. Ein Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus.

Ich räusperte mich. "Klar, Herr Lewski aus dem dritten Stock fragt mich ständig."

"Und er ist mit seinen achtzig Jahren noch so rüstig."

"Nicht nur das. Er ist außerdem sehr höflich." Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn an.

"Autsch. Ich dachte, ich wäre der vollendete Kavalier?"

"Es geht so."

Lex lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück und begann auf nur zwei Beinen nach hinten zu kippeln. Wieder erklang ein Krachen, das deutlich zeigte, wie alt die Sitzgelegenheit war.

"Pass auf, der hält nicht mehr lange durch."

"Ich lebe gerne gefährlich", sagte Lex ohne seinen Blick von mir zu wenden.

Ich fühlte mich unbehaglich. Er sah mich an, als wolle er meine Gedanken ergründen. Dabei wusste er durch die Aktion mit Vanessa bereits mehr als mir lieb war.

"Danke für den Kaffee." Lex stand abrupt auf und ging Richtung Eingangstür. Etwas verwirrt über seinen plötzlichen Abgang folgte ich ihm.

Er öffnete die Tür und drehte sich um. Mit einer Hand stützte er sich an der Wand neben meinem Kopf ab und beugte sich zu mir. "Übrigens, Jana. Ich wollte mich nur mit dir unterhalten, als ich dich zum Kaffee einlud." Bevor ich etwas sagen konnte, hob er seine Hand und legte mir einen Finger auf die Lippen. "Aber ich hätte natürlich nichts dagegen gehabt, wenn du dich auf mich gestürzt hättest." Er lächelte. "Das darfst du jederzeit gerne tun", setzte er leise hinzu.

Lügner küssen besser

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