Читать книгу Liebe in der Hochtal-Heimat: 7 Bergromane - Cedric Balmore - Страница 22

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„Tasso – auf den Platz!“

Peer ruft dem Schäferhund zu, während dieser an Dina hinaufspringt und ihr mit seiner großen, roten Zunge ins Gesicht fährt.

„Lass ihn doch!“, bittet Dina. Dann hockt sie sich zu dem Tier am Boden und streichelt seinen Kopf. Laut aufheulend vor Freude wirft sich Tasso auf den Rücken, streckt die starken Läufe gegen Dina aus, und lässt sich mit Wonne das Fell kraulen. Erst nach einer geraumen Weile gibt Tasso Dina frei.

Peer macht sich jetzt am Herd zu schaffen und bereitet Dina einen starken Tee. Der Hund schnuppert einige Male gegen die Tür und lässt dann ein leichtes Brummen hören.

„Ruhig, Tasso“, befiehlt Peer. „Hier gibt es nichts zu Brummen. Und wenn sie bei diesem Nebel wieder einmal an unserem Haus herumstreichen, so geht es uns nichts an. Mit den Schmugglern haben wir nichts zu tun, Nicht wahr, Dina?“

Das Mädchen wird rot.

„So ganz hast du nicht recht“, meint sie nachdenklich. „Es wird dich wundern, wenn ich dir sage, dass Androt der oberste Chef all dieser Schmuggler ist, die hier die Grenze unsicher machen.“

„Und wenn es so ist – was kann es dich kümmern!“ Peer gießt den dampfenden Tee in ein Glas. „Höre, was ich entdeckt habe. Du weißt, dass ich zu meinem Vergnügen hier den Lauf der Bäche verfolge. Wenn man in den Trafon-Bach rotes, hypermangansaures Kali schüttet, was glaubst du, wo dann das rote Wasser hervorkommt?“

„Wie soll ich das wissen?“, meint Dina etwas gelangweilt. Ihr liegen noch seine Worte von vorhin im Sinn.

„Der Malosa-Bach, der aus der unteren Höhle kommt, wird rot! Daher nimmt der Malosa-Wildbach das Wasser auf, das der Trafon-Bach über dem Kar in die Malosa-Höhle führt.“

„Ist das möglich? Dass der Bach solange unterirdisch fließt?“

„Warum nicht. Seit Jahrhunderten hat er sich den Weg durch die Höhle gebahnt.“

Dina ist auf einmal nachdenklich geworden.

„Und was würde geschehen, wenn man durch den oberen Höhleneingang hinab in die Malosa-Höhle steigt und den unteren Ausgang mit Steinen und Geröll verrammelt?“

„Dann würde das Wasser allmählich bis zum oberen Höhlenausgang steigen und viele Höhlengänge unter Wasser setzen. Ich möchte aber keinem raten, dies zu tun.“

„Warum?“, fragt Dina. Ihre Augen glänzen wie im Fieber.

„Weil ein Mensch, der den unteren Ausgang verrammeln wollte, sich selbst gefährdet. Das Wasser würde im Anfang sehr rasch steigen.“

„Aber doch so, dass ein Mensch ihm zuvorkommen könnte?“

„Das natürlich“, meint Peer, der nicht versteht, worauf Dina hinaus will. „Einige Stunden hätte er wohl Zeit, schon deshalb, weil das Wasser immer langsamer steigen wird, da es die vielen Seitengänge ausfüllen muss. Wer kann aber wissen, wie viele unterirdische Wasserläufe sich noch in diesen Höhlen befinden? Was hast du nur, Dina? Deine Wangen sind ja feuerrot. Hast du Fieber? Deine Augen glänzen, dass man sich vor ihnen fürchten könnte.“ Peer fasst nach Dinas Puls. „Wie erregt du bist! Du verbirgst mir deine Gedanken.“

„Sind sie denn so wichtig, meine Gedanken?“

„Manchmal schon. Zum Beispiel, wenn sie mir etwas verbergen, was dich in Gefahr bringt.“

„Was würdest du tun, wenn ich dir etwas verbergen würde? Etwas Großes – Böses?“

„Was ich tun würde?“ Peer zuckt mit den Schultern. „Ich würde dich niemals drängen, Dina. Ich würde warten, bis du es mir von selber anvertraust.“

„Dann ist es gut, Hannes.“

„Ich muss dich etwas fragen. Was ist Heroin?“

„Ein furchtbares Rauschgift, Dina. Ärger als Morphium. Es richtet einen Menschen unfehlbar zugrunde. Mit einer kleinen Menge kann man Tausenden, Zehntausenden das Leben zerstören. Wer es einmal zu sich genommen, erliegt immer wieder der Verführung. Die Sucht ist kaum mehr zu bekämpfen. Sie zerstört glückliche Ehen, trennt Familien, vernichtet Existenzen, breitet das Laster über ganze Städte, ja, ganze Völker aus. Wer Heroin schmuggelt, ist ein giftiges Reptil, das unschädlich gemacht werden müsste!“

Dina steht auf. Sie ist blass geworden und zittert am ganzen Körper. Jetzt streicht sie noch einmal Tasso über das Fell.

„Nein, mein Lieber. Bleib heute nur schön bei deinem Herrn“, sagt sie zu dem großen Tier, das sie wie gewohnt begleiten will. Er hat uns beide, nicht wahr? Meine Liebe und deine Treue!“

Als Peer sie leicht an sich ziehen will, neigt Dina den Kopf. Sie fühlt kaum, dass er ihren Scheitel mit den Lippen streift. „Nimm den Hund doch ein Stück Weges mit“, bittet er sie.

„Also gut, Hannes.“ Dina macht sich sanft von ihm los. „Wenn du es selbst so willst, werde ich dir dankbar sein. Es ist so gut, sich von irgend jemand behütet zu wissen. Schon gar, wenn es ein treues Tier ist. Den Weg zurück findet Tasso ja.“

Peer lächelt Dina zu. „Freilich, Dina. Nimm ihn nur mit, soweit du willst. Und grüße Veit.“

„Ich glaube kaum, dass ich ihn so bald sehen werde.“ Dina sagt es leise. Dann ruft sie den Hund, der vor Freude gegen die Tür springt.

Peer hört ihn noch lange im Nebel bellen.

Liebe in der Hochtal-Heimat: 7 Bergromane

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