Читать книгу Liebe in der Hochtal-Heimat: 7 Bergromane - Cedric Balmore - Страница 36
29
ОглавлениеPeer schreitet den Weg zum Waldrand hinauf, an dem die kleinen Berghöfe liegen, unter denen sich das Anwesen der Auracherin befindet.
Er hat das Haus noch nicht erreicht, als ihm Dina entgegenkommt. Wie sie ihn allein und einsam gegen den Berg zuschreiten sieht, erblasst sie, ihre Augen füllen sich mit Tränen.
„Warst du dort? Ist es vorbei?“, fragt sie, während ihr Herz schmerzend pocht.
„Ja, jetzt haben sie mich, und in wenigen Tagen muss ich fort. Aber nicht die Gendarmen, Dina. Meine Unschuld hatte sich schon herausgestellt, schon vor einem Jahr. Julia ist einem Anschlag ihrer Zimmerfrau zum Opfer gefallen.“
Dina sagt kein Wort, sie geht langsam auf eine in der Nähe befindliche Bank zu.
Peer folgt ihr und lässt sich neben ihr nieder. Im nächsten Augenblick schlägt Dina die Hände vor das Gesicht, ihr Kopf sinkt gegen die Brust, sie beginnt zu schluchzen, dass ihr Körper bebt.
„Dina – sei doch ruhig, liebe Dina.“
Sie hebt das tränenüberströmte Gesicht und blickt Peer mit einem Blick an, in dem all ihre Liebe und ihre überquellende Freude liegen.
Peer legt zärtlich den Arm um ihre Schulter. Dann erzählt er ihr der Reihe nach, wie alles gekommen ist.
„Ist das nicht dumm von mir, dass ich noch immer weinen muss?“ Dina presst ihr glühendes, noch immer nasses Gesicht an seine Wange.
„Übergroße Freude äußert sich oft wie ein furchtbarer Schmerz“, beschwichtigt Peer das erregte Mädchen. Jetzt aber steigt es in Dinas Seele jubelnd empor wie ein Lied aus tausend sonnentrunkenen Lerchenkehlen. Sie drückt ihren Mund auf seine Lippen und stammelt dazwischen in abgebrochenen Sätzen ihr Glück hervor.
„Ist es denn wirklich wahr? Träume ich nicht? Bist du frei? Für immer frei?“
„Das gerade nicht, mein liebes Gutes, du!“ Peer lächelt. „Jetzt bin ich gebunden, für mein Leben gebunden. Ahnst du nicht, wie?“
Anstatt jeder Antwort presst Dina sich an Peer.
„Du musst es mir immer wieder sagen, Hannes! Dass du mich lieb hast. Ich muss es immer von dir hören, sonst kann ich es nicht glauben!“
Dina hebt ihr Gesicht, aus ihren Augen glänzt ihm eine Welt von Liebe entgegen.
„Ich werde in die Stadt fahren, Dina. Werde dort meine Angelegenheit regeln und meine Mutter besuchen. Wir wollen sie zu uns nehmen. Du wirst der Blinden deine hilfreichen, guten Hände leihen. Dann wollen wir uns das neue Heim einrichten, irgendwo im Gebirge. In einem kleinen Ort, in dem sie einen Arzt brauchen. Wir wollen nicht in der Stadt leben, sondern im Grünen. In der Sonne!“
Während sie jetzt still auf der Bank nebeneinander sitzen, beginnt es im Tal zu dunkeln. Die Berge zünden ihre purpurnen Fackeln im Schein der rotglühenden, sinkenden Sonne an.
„Die arme Julia!“ Voller Mitleid sagt es Dina. „Sie hat dich lieb gehabt und musste sterben!“
„In ihrer Liebe, Dina, war Julia unsterblich. Denn das Ewige ist die sich selbst zum Opfer bringende Liebe.“
„Und das Böse?“ Dina umklammert Peers feste Hand. „All das Böse, das immer und immer rings um uns geschieht! Ob es ein Androt ist oder sonst jemand in der Welt! Wird es jemals die Menschen zur Ruhe kommen lassen? Zum Frieden?“
„Ja, Dina!“ Peer streicht ihr leise über das blonde Haar. „Schließlich müssen alle diese zum Frieden finden. In der Welt, liebste Dina, siegen nicht Hass und Tod, sondern die Liebe und das Leben!“
ENDE