Читать книгу Liebe in der Hochtal-Heimat: 7 Bergromane - Cedric Balmore - Страница 26
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ОглавлениеKorbik, ein kleiner Mann mit einer grauen Wollhaube auf dem kahlen Schädel, steht jetzt vor dem oberen Höhleneingang, seine Pistole gegen Dina erhoben.
„Geh da hinein“, befiehlt er und zeigt auf die Höhle. Langsam tastet sich Dina die Wand entlang.
„Vorwärts, ich habe keine Zeit. Ich kann nicht warten, bis der Nagiller zurückkommt.“
„Was soll ich dort?“ Dinas Lippen pressen sich hart aufeinander vor Angst.
„Das wirst du gleich sehen. Nur weiter hinein in die Höhle, mein Täubchen!“
Während Dina im finsteren Gang steht, beginnt Korbik, Felsblöcke vor den Eingang zu rollen. Dina sieht zitternd mit aufgerissenen Augen dem Beginnen des Schmugglers zu. Sie kann das Weinen nicht zurückhalten.
„Willst du mich hier umkommen lassen?“, fragt sie den Mann, der immer mehr Steine herbeischleppt.
„Das wird unser Chef entscheiden“, erwidert Korbik in aller Ruhe. „Er kommt heute hinauf. Das kannst du mit ihm selbst ausmachen. Ich habe nur dafür zu sorgen, dass nichts von euch davongeschleppt wird. Was dort drinnen liegt, kann seine Million wert sein!“
Ein Schrei unterbricht Korbik. „Was dort irgendwo verborgen ist, wird in einer Stunde in Nichts zerfließen! Der Malosa-Bach steigt, es gibt keinen Ausgang mehr für ihn aus der Höhle.“
„Verfluchte Weiber!“, krächzt Korbik, während er einen schweren Block nach dem anderen gegen des Ausgang wälzt.
„Auf was für spitzfindige Gedanken ihr doch kommt? Unsereins mit dem simplen Männerverstand kann so etwas nicht einfallen! Ich bin lange nicht so dumm, wie ich aussehe, mein Täubchen! Auf solch plumpe List fällt ein Korbik nicht herein. Erzähle deine Geschichte nur später dem Androt, damit er etwas zu lachen hat. Habe keine Angst, ich bringe dich nicht um. Blust hat befohlen, dass ich dich einsperre, bis der Androt komme. So geschieht es. Hier hast du deine Laterne! Sie lag vor dem Ausgang. Jetzt kommt der letzte Block. Und nun gute Nacht!“
Dina will zu dem kleinen Spalt stürzen, der noch vom Höhleneingang übriggeblieben ist. Sie fährt zurück vor dem tierisch gläsernen Blick des Mannes, der seinen Kopf durch die letzte Öffnung in die Höhle steckt. Dina fühlt, wie sich ihre Haare vor Entsetzen sträuben, sein Gesicht grinst ihr entgegen, dann erscheinen zwei grobe Hände, heben einen Stein, schieben ihn in den Spalt. Es wird finster um sie, neue Steine poltern gegen den Eingang.
Dina hört nichts mehr als irgendwo im Inneren der Höhle den Wind pfeifen. Sie tastet nach der Laterne, die ihr Korbik hingeworfen hat. Vor ihren Augen tanzen große, rote Ringe.
Dann sinkt Dina zusammen, ihr Kopf stößt hart gegen die nasse Felswand. Sie verliert das Bewusstsein und hört nicht mehr, dass vor der Höhle zwei Männer sprechen.
„Na also, da bist du ja wieder“, sagt Korbik zu Nagiller, der atemlos vom Berganlaufen den Eingang erreicht hat.
„Wo ist – wo ist Dina?“, fragt Nagiller. Korbik spielt mit seiner Pistole. Er zeigt mir deren Lauf nach oben, gegen den Trafon-Kamm.
„Sie ist zu ihrem Freund hinauf! Zur Wetterstation. Wahrscheinlich ist es ihr zu langweilig geworden, auf dich zu warten.“
„Du lügst“, schreit Nagiller den Schmuggler an. „Was machst du dann noch hier? Weshalb hast du den Höhleneingang verrammelt?“
„Das kannst du dir wohl denken! Ich wache hier, damit du nicht unsere Ware klaust! Oder denkst du, dass wir jetzt unser Versteck unbewacht lassen? So dumm sind wir nicht, dass du heute Nacht mit vollem Rucksack über die Grenze gehst! Schiebe nur die Blöcke weg, dann wirst du sehen, wie kurz der Weg von der Erde in den Himmel ist!“
Nagiller sieht den Lauf der Pistole auf sich gerichtet.
„Ihr seid Teufel“, schreit er Korbik zu.
Mit einem Sprung verschwindet Nagiller hinter dem Krummholz. Dann eilt er den steilen Hang hinab, gegen den Karrenweg zu.
Ich muss Hilfe holen, denkt er. Wenn ich nur meinen Stutzen hätte! Dieser Schuft von einem Korbik hätte nichts zu lachen – der nicht!
Über Nagiller stürzen jetzt Steine in die Schlucht hinab. Nagiller vernimmt einen dumpfen Schlag, es wird schwarz vor seinen Augen. Ein Stein hat ihn getroffen.
„Weiter“, keucht er vor sich hin. „Ich muss weiter!“