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Kapitel 1 Gegenwärtig sein:
Der Körper als Lehrer

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Nach einer Kraft … nach einer unüberwindlichen Herzkraft … denn die muss einmal am Menschlichen aufgebunden sein, sonst bricht sie hoch oben, wo ihr dann niemand mehr helfen kann, und welkt in die Luft.1

RAINER MARIA RILKE

Deine Bereitschaft, gegenwärtig zu bleiben – wie dem auch sei –, ist deine Eintrittskarte zum Abenteuer der weiblichen Praxis. Sei willkommen. Keiner verlangt von dir, dich zu vervollkommnen, zu verbessern oder zu verändern. Lediglich deine Bereitschaft, anwesend zu sein, ist unerlässlich, und die Reichhaltigkeit des Lebens selbst wird dein strengster Lehrer werden. Spirituelles Erwachen ist kein Prozess, der auf einer Zeitschiene abläuft. All unsere Erinnerungen an die Vergangenheit oder unsere Pläne für die Zukunft sind lediglich Gedanken, die auftauchen und verschwinden. Unsere eigene leuchtende Präsenz ist stets genau hier und jetzt – unverfälscht und dem Verstand unfassbar. Wir können sie nur leben, indem wir uns jedem Augenblick hingeben.

Der menschliche Geist verfügt über eine außergewöhnliche Visions- und Schaffenskraft, was jedoch, wie wir alle wissen, auch ein Fluch sein kann, da wir dazu neigen, uns in endlosen Gedankenketten zu verlieren. Ist dies der Fall, nutzen wir unsere Gedanken nicht mehr als Werkzeug, stattdessen beherrschen sie uns; dann zieht das Leben vorüber, ohne unsere eigene leuchtende Präsenz. Aus diesem Grunde kann der Körper unser unnachgiebigster spiritueller Lehrer sein; er ist der vollkommene Anker im Hier und Jetzt. Ob bewusst oder unbewusst – stets sind wir uns der Präsenz unseres Körpers gewahr. Deshalb beginnen wir hier – im Körper.

Unser Körper atmet und schläft, er durchlebt im Verlauf einiger kostbarer Jahre Wohlgefühle und Schmerz, und dann stirbt er. Jede Zelle im Körper ist eine ganze Welt für sich, die genetische Erinnerungen an die nächste Generation von Zellen weitergibt. Doch in ihrer innersten Essenz, an jenen Kreuzungspunkten, wo die Wissenschaftler und die Mystiker einander – ungeheuer überrascht – anstarren, finden wir nichts außer Leere. Nähmen wir uns die Zeit, auf unseren Körper zu lauschen, könnten wir feststellen, wie viel er uns über das Mysterium des Lebens zu sagen hat. Tatsächlich brauchen wir nicht weiter als in unseren Körper zu reisen, um auf das Göttliche zu stoßen.

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