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Kapitel 2

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28. April, 22:15 Uhr

Die Männer schwiegen. Ihre Hosen und Jacken pressten sich Ton in Ton an die Dunkelheit, sie waren so gut wie unsichtbar. Hin und wieder beleuchtete ein Blitz die Szenerie. Drei Kerle fläzten sich auf einer Parkbank. Zwei Typen standen davor. Die Langeweile hatte sich auf ihre Gesichtszüge gelegt wie ein Spinnennetz um die Blätter im Geäst.

Rachid schaute zum wiederholten Male auf sein Handy. Die Zeit verging heute Abend unerträglich langsam. Außer etwas Ecstasy hatten sie während der vergangenen Stunden nichts verkauft. Er legte den Kopf in den Nacken und ließ den Rest aus der letzten Bierdose in seine Kehle rinnen. Mit dem Ärmel der Lederjacke wischte er Tropfen vom Kinn und pfefferte die Dose wie einen Schlagball in die Finsternis. Sie landete geräuschlos im Gras.

Er ließ die Fingerknöchel knacken und spürte, wie die Lust, alles kurz und klein zu schlagen, in ihm brodelte. Seine Finger ballten sich zu Fäusten. Mit der Schnelligkeit eines Schattenboxers schlug er in die Dunkelheit, um seine überschüssige Energie loszuwerden.

Die ersten Regentropfen fielen vom Himmel und platschten auf den Boden.

»Können wir den Bruch nicht schon jetzt machen oder nach Hause gehen?«, schlug Askari auf Französisch vor. »Es fängt an zu regnen.« Er umgriff die Hand der Fatima, die an einem Lederband an seinem Hals baumelte, als könnte sie ihn vor dem näher kommenden Gewitter und der schlechten Laune seiner Begleiter schützen.

Rachid wirbelte herum. Am liebsten hätte er dem Fragesteller eine Faust ins Gesicht gestoßen. Aber er zügelte sein Verlangen und rotzte vor ihm auf den Boden. Askari war ein Schwächling. Sein Bruder Hakem war ein ganz anderes Kaliber. Die beiden Brüder und Hakems Freund Mujahid hatte er im Flüchtlingsheim rekrutiert. Auf Hakem und Mujahid wollte er auf keinen Fall verzichten – oder gegen sie kämpfen müssen, falls sie zu einer anderen Gang überliefen. Doch dadurch hatte er auch Askari am Bein.

»Nach Mitternacht. Wenn alle pennen«, erklärte Hakem seinem Bruder Askari. »Das Gewitter soll noch länger dauern und kommt uns zugute. Wenn sich die Terrassentür nicht aushebeln lässt, können wir beim Donnern unbemerkt ein Fenster einschlagen. Bis zur Villa ist es genauso weit wie zurück zum Wohnheim. Wenn’s stärker regnet, können wir uns auf dem Weg zum Luxustempel irgendwo unterstellen.«

»Da sind Leute im Haus?« In Askaris Stimme schwang Unbehagen.

»Klappe!«, schnauzte Rachid. »Wir bekommen Besuch!« Er deutete mit seiner Mano cornuta auf das winzige Licht, das sich in der Ferne abzeichnete. Mittel- und Ringfinger an seiner Hand fehlten, und das Handzeichen war zu seinem Markenzeichen geworden.

Wer wohl auf dem Fahrrad saß? Vielleicht ein Typ, der wusste, dass sie hier Drogen vertickten. Oder ein Rentner, den sie um ein paar Scheine erleichtern konnten. Eventuell auch ein Penner, der sein Hab und Gut auf dem Rad transportierte, inklusive Flaschen billigen Fusels, die sie ihm abjagen konnten. Zumindest würde der Besuch ihnen ein wenig Kurzweil verschaffen und die Wartezeit bis zum Einbruch verkürzen.

Ein Blitz malte eine Zickzackspur auf den Himmel und erhellte den Weg. Kurz darauf brüllte der Donner wild und wütend wie ein Löwe, der sein Revier verteidigt.

Das Fahrrad kam näher.

Rachid knirschte mit den Zähnen. Er verengte die Augen und stierte in die Düsternis. Die sich nähernde Gestalt würde ihnen weder zu Geld noch zu Alkohol verhelfen. So viel war klar. Er verzog das Gesicht zu einer diabolischen Fratze.

»Masken auf!«, befahl er und baute sich breitbeinig auf dem Kiesweg auf.

Er zupfte die schwarze Latexmaske, die für die nächtlichen Hauseinbrüche gedacht war, aus der Jackentasche und verwandelte sich im Handumdrehen in Batman. Angriffslustig blickte er durch die ausgesparten Löcher.

Er fletschte die Zähne zu einem gefährlichen Grinsen. Wir werden also doch noch Spaß bekommen. Und was für einen!

Artemis

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