Читать книгу Gesamtausgabe der "silent sea"-Trilogie - Christiane Weller / Michael Stuhr - Страница 14
Оглавление10 DER TEST
„Hey Lana, so hat er dich ja noch gefunden“, meint Felix lächelnd zu mir, als ich mit Fleur in unserer luftig-heißen Garderobe erscheine.
„Wie gefunden? Wer?“ stottere ich, noch ganz erfüllt von seiner sanften Stimme und dieser leichten und doch so elektrisierenden Berührung.
„Oh der von gestern, der schöne Mann, you remember? Ich erzählte dir von.“
Ich bin ganz verdattert. „Das war der? Äh, der war das?“
„Du wiederholst dich Chérie. Was ist los? Du bist so durcheinander, eben draußen auch schon. Wer war was?“ Fleur schaut uns fragend an.
„Diego“, flüstere ich, immer noch ganz benommen. Es fühlt sich gut an, seinen Namen auszusprechen. Es ist fast so elektrisierend, wie seine Berührung – Diego.
„Nicht hast du ihn gesehen?“ ruft Felix Fleur erstaunt zu und versucht dabei, gegen das lärmende Durcheinander der anderen Mädchen anzukommen. „Er war so extraordinary!“ Felix bekommt ganz rote Bäckchen, als sie das sagt.
„Ja“, flüstere ich und kann ansonsten nur stumm nicken.
„Also, ich hab gesehen, dass du mit jemandem geredet hast, aber extraordinary? Mmh“, Fleur wiegt den Kopf, „ist mir irgendwie entgangen.“
„Sind wir endlich vollzählig?“ ertönt da die ungeduldige Stimme der Assistentin. „Könntet ihr jetzt freundlicherweise mal aufhören zu schnattern und zu mir kommen, damit ich euch den weiteren Ablauf erklären kann? Danke!“
„Puh, bad mood“, flüstert Felix, als wir uns zu der Gruppe gesellen und rollt dabei die Augen. „Schlechte Gefühle hat sie“, fügt sie noch leise hinzu.
Schlechte Gefühle trifft es gut. Die habe ich auch manchmal.
Es warten noch zwei weitere Aufgaben auf uns: Wir müssen Zweiergruppen bilden und dann mit unserem Partner sowohl den Intelligenztest, als auch den Tanz machen. Dazu lässt die Assistentin uns Lose ziehen, so dass der Zufall darüber entscheidet, mit wem zusammen wir auf die Bühne müssen.
Alle drängeln sich in der engen Garderobe um sie herum und recken ihre Hände in Richtung des Schuhkartons, der als Lostrommel dient, gerade so als ob sie dadurch bessere Chancen hätten.
Obwohl so ein Chaos herrscht, bekommt jede von uns ein Los. Gespannt falten alle ihre Zettel auseinander und schauen, welche Nummer sie gezogen haben. Mit Geschrei und Gequieke geht das Suchen und das Finden los. Wer gehört zu wem?
„Och Mann“, mault ein Mädchen neben Fleur. „Warum kann ich denn nicht mit meiner Freundin zusammen tanzen? Das ist doch blöd jetzt, die hier kenn ich doch gar nicht!“ Dabei zeigt sie mit abfälliger Miene auf Fleur, die auch nicht gerade glücklich dreinschaut. Verzweifelt dreht sie die Augen nach oben, als sie mich ansieht.
„Weil die Chancen für alle gleich sein sollen, deshalb!“ ist die knappe Antwort.
Felix und ich stellen fest, dass wir zusammen sind. Sie ist hoch erfreut und fällt mir quiekend um den Hals. „Wir werden ein guter Team sein!“
Mon Dieu! Ich langes Elend und die kleine Felix zusammen auf der Bühne. Das muss toll aussehen. Ich möchte mich einschrumpfen und mein Körper fühlt sich an, als sei er schon dabei.
„Ruhe bitte, ich bin noch nicht fertig“, ruft unsere Einweiserin. „Der Intelligenztest wird wie eine Art Quiz abgehalten: Es wird eine Frage gestellt und wer zuerst richtig antwortet, bekommt den Punkt. Insgesamt sind es für jede Zweiergruppe fünf Fragen. Klar so weit?“ fragend schaut sie in die Runde.
„Okay, dann weiter: Bei der Tanzeinlage werdet ihr in der Zweiergruppe auf die Bühne kommen. Eure Aufgabe ist es, spontan zu der Musik eine Blitzchoreografie zu entwickeln. Das heißt, ihr hört den ersten Teil des Titels und denkt euch dabei schnell etwas aus. Dann geht der Titel von vorne los und ihr tanzt zusammen oder macht, was auch immer, Hauptsache ihr bewegt euch. Haben alle das kapiert?“ Sie reckt den Kopf, um zu sehen, ob irgendwer noch Fragen hat. Aber wir sind so eingeschüchtert, dass uns alle Fragen im Hals stecken bleiben.
Blitzchoreografie, na klasse, da bin ich ja grad die Richtige. Wahrscheinlich werde ich wie ein Blitz auf die Bühne fallen. Während ich diesen Gedanken kaum zu Ende gedacht habe, stößt mir Felix ihren Ellenbogen in die Rippen. „Das schaffen wir, ich bin gut darin“, flüstert sie mir grinsend und nickend zu. Sie ist total aufgedreht.
„Ja?“ schnaufe ich zweifelnd.
„Jetzt stellt euch mal in den ausgewählten Zweiergruppen zusammen“, fordert uns die Assistentin auf.
Gehorsam wie die Schäfchen tun wir ihr den Gefallen. Ich sehe zu Fleur und ihrer Partnerin hinüber. So wie es aussieht, verstehen die beiden sich nicht besonders. Besser gesagt, sie streiten sogar. „Oh, oh! Nein!“ sagt Fleur gerade bestimmt, „ich gebe die Schritte vor, sonst läuft das nicht. Wenn du das nicht kannst, ich kann es! Du kannst nicht einfach irgendwas machen, sonst ist es nicht synchron!“
„Ist mir doch scheißegal!“ meckert das Mädchen. „Mit dir habe ich sowieso keine Chancen!“
„Glaub mir, ohne mich hast du noch weniger!“ Fleur dreht sich weg und schüttelt den Kopf.
„Ruhe da hinten!“ brüllt die Assistentin in das laute Wummern der Musik, die mittlerweile wieder den ganzen Platz vor der Bühne beschallt. Sie lässt die einzelnen Paare Nummern ziehen und erklärt uns, dass wir in dieser Reihenfolge auftreten sollen.
„Also die eins zuerst?“ fragt Celine unnötigerweise und erntet damit spöttisches Gelächter. Ich kann nicht anders, ich muss grinsen, während ich sie ansehe. Schön, dass nicht nur ich mich blamieren kann. Ich denke, damit sind wir quitt. Celine denkt es wohl auch, denn sie wird ganz rot vor Wut, als unsere Blicke sich treffen.
Vor dem Vorhang, wird gerade die Lautstärke der Musik heruntergedreht und wir hören, wie der Moderator dem Publikum das erklärt, was wir schon wissen. Dann ist es so weit.
Gruppe um Gruppe geht und kommt. Das anfängliche, aufgeregte Geschnatter hinter der Bühne ebbt allmählich ab. Zunehmende Niedergeschlagenheit macht sich im Garderobenzelt breit. Die, die zurückkommen, ärgern sich und die, die raus müssen, werden immer mutloser.
„Mann, was für Scheiß-Fragen, wer soll denn so was wissen?“ Eines der Mädchen lässt sich mit gesenktem Kopf auf einem Stuhl nieder und stützt ihr Kinn in die Hände. Als sie meinen neugierigen Blick auffängt, murmelt sie nur bedeutungsvoll: „Viel Spaß!“
„So schlimm?“ frage ich sie.
„Schlimmer!“ ist die erschütternde Antwort.
Hier, hinter dem Vorhang, hören die Fragen sich für mich gar nicht so schwierig an, aber wenn man auf der Bühne steht, und alle einen anstarren ...
Felix grinst aufmunternd, als ich sie zweifelnd ansehe. Ich muss wohl ziemlich angefressen wirken, denn sie grinst noch breiter und flüstert: „Komm Lana, wir gehen raus und just do it! Du wirst sehen. Wir schaffen das“, sie breitet mit großen Augen die Arme aus, „und peng sind wir Miss.“
Plötzlich sind Felix und ich schon dran. Kaum stehen wir blinzelnd im Sonnenlicht, als es schon losgeht:
„Wieviele Départements hat ...“
„101!“ rufe ich laut, „96 in Europa, also Frankreich, die anderen fünf in Übersee - Martinique, Guadeloupe, Réunion, Französisch-Guayana und Mayotte.“ Atemlos schaue ich den Moderator an, der mich mit offenem Mund anstarrt.
„Äh, ja“, sagt der Moderator zögernd und erstaunt in meine Richtung, um dann in der nächsten Sekunde ins Publikum zu brüllen: „diese Antwort ist richtig!“ er hebt bei dem Wort ‚richtig’ die Stimme wie ein Marktschreier. Alle klatschen und mir geht’s richtig gut.
Alain hockt mit ein paar Jungs vor der Bühne im Sand. Sie klatschen wie wild. Pascal steht etwas abseits und wirft mir einen finsteren Blick zu. - Was hat der denn?
„Wow, ein Punkt“, flüstert Felix, „woher hast du das gewusst?“
„Geschi“, antworte ich, „Hausarbeit!“ Ich merke, wie sie mich mit großen Augen anstarrt, aber ich will mich nicht ablenken lassen, jetzt habe ich Blut geleckt.
„Okay, nun die nächste Frage.“ Der Ton des Moderators wirkt herausfordernd, so als wolle er uns aufs Glatteis führen: „Also“, beginnt er umständlich und sortiert seine Zettel, „Hier die nächste Frage.“
Nun mach mal hin Alter, Lana will’s wissen! Weiter bitte.
„Mit welchen Worten beginnt die französische National ...“ Wieder bin ich schneller: „Allons enfants de la Patrie, le jour de gloire est arrivé!“ intoniere ich mit zitternder Stimme und bemerke zu meiner Verblüffung, dass über die Hälfte des Publikums sich erhebt, in meinen Gesang einfällt und die Strophe zu Ende singt. Beifall brandet auf.
„Zweiter Punkt für Lana“, ruft der Moderator mit übertriebener Betonung auf meinem Namen laut und der Gesang aus dem Publikum verebbt. Alle schauen gespannt auf die Bühne.
„Nun solltet ihr die Frage wirklich aufmerksam bis zu Ende anhören, rate ich euch!“ Mir einem kleinen Seitenblick streift er mich und ich fühle mich verpflichtet zu nicken. Gleichzeitig wandert mein Blick irritiert über die Zuschauer zu einer der Pinien rechts von der Bühne. Ich dachte, nein eigentlich war ich mir sicher, ich hätte Diego dort gesehen. Aber da ist niemand.
„Also“, fängt der Moderator an, „3 Katzen fressen 3 Mäuse in 3 Minuten. 100 Katzen fressen 100 Mäuse in wie vielen Minuten?“
Ich suche mit meinen Blicken immer noch das Publikum nach Diego ab, sehe aber stattdessen nur Alains breites Grinsen vor mir am Bühnenrand. Felix antwortet: „Wenn der Katze drei Minuten für Maus braucht, hundert Katzen wohl drei Minuten für hundert Maus braucht, oder sie fressen nacheinander? Nein! Also: drei Minuten genauso“, während ich noch dabei bin, die Frage zu sortieren, da ich nur mit halbem Ohr hingehört habe.
„Super! Das ist ein Punkt für Felicitas!“ brüllt der Moderator in das freundliche Gelächter des Publikums hinein, während Felix das Gesicht verzieht. „Warum habe ich dumb dora nicht Felix in der Zettel geschrieben?“ murmelt sie mir verzweifelt zu. Schon kommt die nächste Frage. Dieses Mal zwinge ich mich, aufmerksam zuzuhören.
„Wie viele Tiere von jedem Geschlecht nahm Moses mit auf die Arche?“ Der Moderator grinst uns triumphierend an. Allerdings fällt seine Miene in Sekundenschnelle in ein einziges Staunen zusammen, als wir beide wie aus einem Mund antworten: „Moses hatte keine Arche, also keine Tiere!“ Felix drückt es zwar ein wenig anders aus, aber es ist eindeutig dieselbe Antwort in derselben Sekunde.
Der Moderator fängt sich schnell, es ist ja schließlich sein Job. Er ruft ins Publikum „Das ist richtig! Aber jetzt müssen diese beiden wirklich intelligenten Ladies noch eine richtig kniffelige Frage beantworten. Passen Sie auf: Teile 30 durch 1/2 und addiere 10. Was ist die Lösung?“ Verschmitzt grinst er uns an.
Nach kurzem Überlegen antworten wir beide wieder fast gleichzeitig. Felix ruft „70“, während ich „25“ rufe.
Felix und ich schauen uns an „Wieso 70?“ brummele ich, während sie flüstert: „Wie machst du die 25 bitte?“
Der Moderator freut sich. Laut verkündet er: „70 ist natürlich richtig!“ Ich sehe, wie Alain sich unten vor der Bühne aufstöhnend die Hand vor die Stirn klatscht und mache in Gedanken dasselbe. Na, ja, Bruchrechnen war noch nie meine Stärke. Pascal grinst mich offen an. Es wirkt ziemlich spöttisch, geradezu gehässig.
„Jeweils zweieinhalb Punkte für Lana und Felicitas, meine Damen und Herren. Einen Abschlussapplaus für diese beiden nicht nur hübschen, sondern auch wirklich intelligenten Mädchen!“ ruft der Moderator, so als wolle er uns meistbietend versteigern.
Willig spendet uns das Publikum Applaus. Ich traue meinen Augen nicht, denn ich sehe meinen Vater doch tatsächlich aufstehen und durch die Finger pfeifen! Meine Mutter klatscht wie eine Wilde und selbst Didier ist hin und weg, so wie er strahlt und klatscht. Wir verbeugen uns und gehen hinter den Vorhang.
„Puh!“ meint Felix, „das haben wir gut gemacht, haben wir?“ Sie grinst mich an.
„Haben wir!“ bestätige ich und denke schon mit Grausen an die letzte Aufgabe. Tanzen – Blitzchoreografie - oh Mann!
Pauline kommt angelaufen und flüstert aufgeregt: „Ihr wart klasse! Was der für ein dummes Gesicht gemacht hat.“ Ohne Luft zu holen fährt sie fort: „Aber nun muss ich euer Make Up auffrischen, setzt euch mal hierher und haltet eure Haare nach hinten. Ihr seht ja ganz verschwitzt aus, da muss ein bisschen Puder her.“ Japsend wendet sie sich dem Schminkkoffer zu.
„Du darfst den Luft nicht vergessen!“ Felix legt Pauline eine Hand auf die Schultern und wiederholt gespielt besorgt „An den Luft denken, verstehst du?“
Pauline schaut sie mit großen Augen verdutzt an. „Die Luft?“ Schließlich lacht sie. „Ach so. Ja, ja, klar! Wir setzen uns einfach zum Ventilator, dann werden eure Gesichter schon trocken.“
„Ich glaube, Felix meint, dass du zwischendrin mal einatmen solltest“, erkläre ich, während sie uns an den Händen zum Ventilator zieht.
„Das kann ich nachher immer noch“, erwidert Pauline bestimmt, „jetzt müssen wir erst Mal sehen, dass ihr gewinnt.“ Sie dreht sich zu uns um und grinst verschmitzt. „Sonst komme ich doch nie ins Les Sables.“
„Wie jetzt?“ Felix und ich bleiben stehen.
„Ja, ja ich darf mit!“ Aufgeregt zerrt uns Pauline vor den Ventilator. „Meine Mutter hat’s erlaubt. Ich konnte sie überzeugen, dass es wichtig ist, dass jemand dabei ist, der euch schminkt und eure Haare frisiert. Stellt euch vor, sie leiht uns sogar ihre Haarnadeln und Frisierzeug. Weil - ihr müsst doch dort Abendkleider vorführen und da muss man doch die Haare hochstecken, und so.“ Atemlos hält sie inne und schaut uns strahlend an. „Ist das nicht geil? Allerdings nur bis zum Ende der Wahl, dann holt mein Vater mich ab“, setzt sie noch betrübt hinzu. „Aber besser als nichts, oder?“ fährt sie fort, während sie anfängt, unsere Gesichter abzupudern und den Lidstrich nachzuziehen.
„Das ist ja super!“, erwidere ich lahm, denn mir ist von Paulines Wortschwall nur eines im Kopf hängen geblieben und kreist dort, wie ein einsamer Planet um eine erlöschende Sonne: Abendkleid! Ich und ein Abendkleid! Ein dürrer, langer Storch im Abendkleid! Und vor allem: dazu braucht man wirklich Schuhe. Da kann man nicht barfuß laufen.
In Gedanken gehe ich meine Schuhe durch, die sich im Kofferraum unseres Autos befinden: Leinenturnschuhe, Flip-Flops, Sandalen und ein paar Ballerinas, also nichts, was wirklich passt. Schließlich katapultiere ich mich wieder in die Wirklichkeit zurück: Hallo, Lana Chérie, wieso denkst du denn, dass du gewinnen könntest?
Eine sanfte Stimme flüstert in mir: Weil du schön bist. Diese Stimme ist so nah, so wirklich, dass ich mich unwillkürlich umdrehe.
„Lana!“ schnauzt Pauline mich an, „Kannst du deinen Kopf nicht still halten, jetzt hast du deinen Lidstrich versaut!“
„Sorry“, murmele ich und versuche, ruhig sitzen zu bleiben.
Endlich hat Pauline uns wieder aufgepeppt und wir schleichen uns zum Rand des Vorhangs, um zu sehen, wie die anderen Gruppen so abschneiden. Gerade hat der letzte Durchlauf begonnen, Tanzen nach einer ausgedachten Blitzchoreografie. Oh, oh, das Zweierteam, das wir beobachten, ist richtig gut. Es bekommt sogar Zwischenapplaus.
Die beiden haben es mit ihrer Kleidung gut getroffen: Sie tragen dieselben Minibikinis, nur dass der eine Orangerot und der andere türkisfarben ist. Beide Mädchen sind sehr klein und zart. Sie müssen schon länger hier Urlaub machen, denn sie sind tiefbraun. Die beiden sind echt gut. Ihre schwarzen Haare fliegen im Takt der Musik. Sie könnten Zwillinge sein und sie bewegen sich absolut synchron. Ich komme mir schon jetzt vor, wie eine Verliererin.
Plötzlich ist da Diego. Er muss seitlich der Bühne gestanden haben, oder auf dem Parkplatz gewesen sein. Ruhig geht er zwischen den Tischen hindurch, als würde er einen Sitzplatz suchen.
Na toll! Ich steuere hier geradewegs auf die Blamage meines Lebens zu, und da unten sucht sich mein Traumtyp den besten Platz, um nur ja alles ganz genau zu beobachten.
Zwischen den Tischen hält er an und schaut kurz zur Bühne hoch, wo die beiden Mädchen tanzen. Am liebsten würde ich ihm zuwinken: Hier! Hier bin ich, hinter dem Vorhang! Aber das geht natürlich nicht.
Die Mädchen auf der Bühne haben sich mittlerweile ein Stück weit voneinander entfernt und tanzen jede ein kurzes Solo. Diego schaut zu der im roten Bikini hin, und plötzlich verändert sich sein Gesichtsausdruck. Er wird blass und verzieht regelrecht angewidert den Mund. Abrupt wendet er sich ab und geht mit schnellen Schritten zwischen den Tischen hindurch auf den Parkplatz zu. Es sieht aus, als sei er auf der Flucht. Aber auf der Flucht wovor? Mag er keine Mädchen oder was? Schießt es mir durch den Kopf.
Jetzt haut er ab, das darf doch nicht wahr sein. Da habe ich mich gerade damit abgefunden, dass er zuschaut und jetzt verschwindet er einfach so. Ich glaube allerdings, dass er im Moment machen könnte, was er wollte, nichts davon wäre mir recht. Mann, bin ich nervös. Ich könnte mich selbst anschreien!