Читать книгу Gesamtausgabe der "silent sea"-Trilogie - Christiane Weller / Michael Stuhr - Страница 18

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14 HIGH HEELS

Laut redend und lachend gehen unsere Eltern vor uns her über den Strand. Fleurs Eltern sind zwar etwas enttäuscht, aber es war ja alles nur Spaß. Kichernd und herumalbernd laufen Pauline, Fleur und ich hinter ihnen her. Alain überholt uns, bufft mir leicht in die Seite, gibt mir einen Schmatzer auf die Wange und flüstert: „Klasse!“ Er schaut sich suchend um, breitet seine Arme aus und dreht sich einmal theatralisch um sich selbst: „Aber wo ist denn die Beste aller Besten? Die Schönste aller Schönen?“

„Die hockt noch im Zelt hinter der Bühne. Sie hat ihre Oma angerufen, um ihr zu sagen, dass sie Erste geworden ist. Und peng, erzählt ihr jetzt die Oma was. Das kann dauern, meint sie.“ Fleur grinst. „Klassischer taktischer Fehler!“

„Puh, wie unromantisch!“ Alain schüttelt sich und rennt davon.

Wir müssen alle lachen, als wir weitergehen. Fleur schüttelt grinsend den Kopf „Was für ein Spinner. Crazy!“

Muss ich mir jetzt Sorgen um Fleur machen? Ihr Zwinkern verrät mir aber, dass es nur eine gewollte Parodie war.

Heute Abend wird eine Flasche vom Besten geköpft, darin sind sie sich unsere Eltern einig. Was das Beste sein wird. müssen sie noch entscheiden. Paulines Vater wendet sich zu uns um und zeigt uns stolz einen hoch gestreckten Daumen. Schon jetzt sieht sein von der Sonne beschienenes Gesicht sehr rot aus. Wie viel vom Besten hatte er denn schon? Mein Vater sieht leider auch nicht viel besser aus. Aber dafür kann er noch besser angeben. Kaum sind wir auf Neptune zurück, geht es schon los.

Er ist so stolz, als hätte er mich ganz allein gemacht. Im Moment macht er Monsieur Bardane Konkurrenz, läuft herum und erzählt allen überall, was für eine tolle Tochter er hat. Ob sie es hören wollen, oder nicht. Papa, wie peinlich!

Didier ist da wesentlich cooler. Er hat sich gleich nach der Wahl mit seiner Luftmatratze an den Strand verzogen und denkt wahrscheinlich überhaupt nicht mehr an mich. – Ich weiß nicht, was mir lieber ist.

Das ist aber im Moment eigentlich auch völlig egal, ich habe nämlich ein ganz anderes Problem: Ich brauche für heute Abend High Heels! Und zwar so schnell wie möglich, am liebsten vorgestern. Papa drückt mir nach einigem Murren ein paar Scheine in die Hand. Ja, ja, typisch Papa! Wenn’s an den Geldbeutel geht, hat sich’s was mit der tollen Tochter.

Zum ersten Mal bin ich froh, dass wir die Blaue Elise mitgenommen haben, denn mit dem Bus oder dem Auto jetzt nach Port Grimaud reinfahren und pünktlich zurückzukommen ist absolut undenkbar.

Natürlich ist vor dem Ort ein Stau, aber wozu hat man einen Roller? Mit unverminderter Geschwindigkeit lasse ich Elise in die Gasse zwischen den Fahrzeugen schießen. Weit voraus taucht ein großes WoMo auf, das ein wenig zu weit links steht und ich muss zwei entgegenkommenden Motorrädern ausweichen. Egal! Jetzt bloß kein Gas wegnehmen. Fullspeed ist angesagt. Verdammte Hetze! Schnell den Einkauf erledigen und dann zurück zum Platz.

Elise schießt mit kreischender Maschine auf der mittleren Gasse dahin, wie ein gereiztes Wildschwein, als sich auf einmal die Fahrertür des WoMos öffnet.

Merde! Ich sehe mich schon mit tausend Knochenbrüchen in der Klinik liegen. Ausweichen ist nicht mehr möglich und Elises Reifen jammern schrill auf, als ich mit allem bremse, was mir zur Verfügung steht. Auf Elises Überlebenswillen ist Verlass. Zehn Zentimeter vor der Innenverkleidung der Tür komme ich zum Stehen.

Puh! Der Fahrer hat wohl die erste Grundregel der französischen Verkehrsgesetze noch nicht begriffen: Öffne niemals eine Autotür im Stau, denn der Seitenstreifen gehört den langsamen, und der Mittelstreifen den schnellen Motorrädern!

„Oh, sorry!“, kommt es aus dem Wagen, während der Fahrer mich mit halboffenem Mund fassungslos über die Schulter hinweg anstarrt. Ein Engländer, na klar! Woher soll der auch die Sitten und Gebräuche der Einheimischen kennen? Hastig will er die Tür wieder schließen, aber da steht Elise. Kraftlos bufft die Tür zweimal an den Scheinwerfer.

Diesen gewaltigen Kasten von Wohnmobil kenne ich doch, und die Gesichter auch. Die Ähnlichkeit mit der hübschen Frau auf dem Beifahrersitz ist nicht zu übersehen. „Hallo! Sie sind die Eltern von Felix, stimmt’s?“, frage ich freundlich und beuge mich ein Stück weit vor, um besser in den Wagen hineinsehen zu können.

„Felix? Äh, wie? Äh, ja!“, nickt der Mann.

„Ich bin Lana“, stelle ich mich vor, während eine schwere Kawasaki sich mit röhrendem Auspuff durch die enge Lücke zwängt. „Lana Rouvier.“

„We haben dich bei der Show geguckt. Du warst good!“, sagt Felix’ Mutter und lächelt mich an. „We müssen schnell noch was Einkaufen.“

Ich auch! „Es geht weiter.“ Ich zeige nach vorne, wo die Autos wieder zwanzig Meter aufrücken. Die Kawasaki ist natürlich schon außer Sicht.

„Oh, in deed!“ Felix’ Vater schaut nach vorne und lässt den Wagen anrollen, während das Aufheulen von Elises Motor ihm klarmacht, dass mir an einem weiteren Plausch im Moment nicht gelegen ist; also schließt er im Rollen auch noch die Tür und gibt mir den Weg frei. - Nette Leute, diese Engländer, wenn sie nicht gerade versuchen einen umzubringen!

Endlich komme ich in Port Grimaud an. Ich stelle den Roller vor der kleinen Brücke ab, eile durch das hohe Tor und weiter über den Außenkanal und den großen Platz zu dem einzigen Schuhgeschäft im Ort. Ich hoffe und bete, dass ich ein paar Schuhe in meiner Größe finde. Die Zeit wird langsam knapp. Durch den Stau auf der Straße hierher habe ich schon ziemlich viel davon verloren.

Im Geschäft versuche ich der Verkäuferin klar zu machen, was mein Problem ist. Sie schaut mich mitleidig an. Das ist kein guter Start. „Wir haben keine Schuhe in ihrer Größe“, teilt sie mir mit einem gequälten Lächeln mit.

Warum wundert mich das nicht? „Aber ich brauche welche!“ rufe ich verzweifelt, „Ich kann doch nachher nicht barfuß im Abendkleid auf den Catwalk!“

„Oh, sie machen bei der Wahl zur Teen Miss mit?“ Neugierig mustert sie mich.

„Ja und es ist schon verdammt spät und ich habe keine Schuhe, wie soll das denn gehen?“ sprudelt es atemlos aus mir heraus.

Die Verkäuferin schaut genauso verzweifelt wie ich mich fühle. „Aber ich habe keine in ihrer Größe, 42 ist schon sehr ungewöhnlich“, sagt sie und sieht sich in ihrem Laden um. - Als ob ich das nicht selber wüsste.

Mit einem Mal schaut sie mich mit einem leichten Lächeln an. „Vielleicht ... Meine Freundin Juliette, warten sie mal!“ Mit diesen Worten verschwindet sie im Nebenraum und ich warte, was soll ich auch sonst tun, obwohl die Uhr in meinem Kopf tickt und tickt. Den Shuttlebus, der uns alle ins Les Sables bringen soll, würde ich sowieso nur noch erreichen, wenn ich mich von hier auf der Stelle zum Campingplatz beamen lassen könnte.

Aufgeregt kommt die Verkäuferin zurück und strahlt mich freudig an. „Meine Freundin Juliette hat ihre Schuhgröße!“ verkündet sie mir, so, als solle das alle meine Probleme lösen.

„Ja?“ Was meint sie damit?

„Sie kommt hierher und bringt ein paar Schuhe mit“, strahlt sie mich an.

Das könnte tatsächlich mein Problem lösen. Ich könnte sie knutschen. „Das ist ja toll und ich kann mir die von ihr leihen?“

„Ja, oder kaufen“, antwortet sie unsicher.

„Ist mir auch egal. Hauptsache ich habe ein paar Schuhe und der Preis stimmt!“ Papa braucht ja nicht zu wissen, dass ich gebrauchte Schuhe kaufe.

Es vergehen nur wenige Minuten und Juliette kommt eilig zur Tür herein, in der Hand ein paar Plastiktüten. Gemeinsam begutachten wir die Schuhe, die sie mitgebracht hat und überlegen, welche wohl am besten sind. Ich entscheide mich für ein paar schwarze mit Riemchen und Juliette und die Verkäuferin stimmen mir zu, dass die am besten zu allem passen würden, weil sie neutral sind. Der Handel ist schnell gemacht und ich verschwinde nach einigen Merci in Richtung Stadttor.

Jetzt nur noch durch die Blechlawine zurück zum Neptune, duschen, Klamotten schnappen und los. Vielleicht schaffe ich es ja doch noch zum Shuttlebus.

Ich schaffe es nicht, denn auf dem Campingplatz erwarten mich neue Überraschungen. Schon am Eingangstor fängt mich Didier ab und winkt mir aufgeregt zu. Was will denn die kleine Ratte jetzt noch von mir? Ich hab’s eilig.

„Lana, Lana!“ ruft er aufgeregt. Ich stoppe die Maschine und rolle langsam auf ihn zu.

„Ich muss dir was sagen!“

„Was ist, ich hab nicht viel Zeit“, mürrisch stelle ich den Motor ab.

„Ich weiß! Papa ist stinksauer und ich wollte, das du schon weißt warum, wenn du hingehst.“

Ist das mein Bruder, der da zu mir spricht? Normalerweise freut er sich doch, wenn Papa sauer auf mich ist.

„Wie, was ist denn los?“

„Pascal war da und hat ihm erzählt, dass der Typ, weißt du, den du da geküsst hast, ein Dealer ist, und nun meint Papa, dass du heute Abend da nicht hingehen solltest, also ins Les Sables.“

„Luft holen!“, sage ich automatisch, und Didier atmet ein.

„Und deshalb dachte ich“, geht es sofort weiter, „ich fang dich hier ab und sag es dir gleich. Du, der Pascal ist bestimmt nur eifersüchtig und will dir deshalb alles verderben!“ Ganz aufgeregt hüpft er um mich herum, während das alles aus ihm heraussprudelt.

„Dealer?“ Ich bin fassungslos. „Wie kommt Pascal dazu, so etwas zu behaupten? Er kennt Diego doch gar nicht!“

„Na ich sag doch, der ist eifersüchtig auf den!“ Didier stemmt die Hände in die Hüften und schaut mich an, als wäre ich etwas schwer von Begriff.

„Okay, danke Didier, lieb von dir, dass du mich vorgewarnt hast, dann weiß ich ja, was mich jetzt erwartet.“ Ich steige von der blauen Elise ab und schiebe sie über den Platz zu unserem Wohnwagen.

Kann auch mal irgendwas glatt gehen? Wieso verbreitet Pascal solche Lügen über Diego? Kennt er ihn irgendwoher? Kenne ich ihn denn? Das alles geht mir durch den Kopf, während ich den Roller auf unseren Stellplatz zuschiebe.

Didier rennt neben mir her und keucht atemlos: „Ich will aber, dass du da heute Abend mitmachst, du warst heute so geil!“

Ich bleibe kurz stehen und schaue diesen unerwarteten Fan erstaunt an. „Echt, fandest du? Obwohl ich ein Storch bin?“

„Heute warst du kein Storch“, strahlt Didier mich an und das ist wohl das größte Kompliment, das ich bisher von meinem Bruder bekommen habe.

„Lana, da bist du ja endlich!“ begrüßt mich Papa, während ich die Blaue Elise neben dem Wohnwagen abstelle und meine Tüte mit den Schuhen vom Lenker ziehe.

„Komm mal her, ich muss mit dir reden“, sagt er und sieht mir von seinem Platz am Campingtisch aus erwartungsvoll entgegen.

„Was denn? Ich muss mich beeilen, bin schon spät dran, der Shuttlebus fährt gleich!“

„Genau darum geht es, mein Schatz.“

Oh, oh, wenn er mein Schatz sagt, dann bedeutet das wirklich nichts Gutes. Also gehe ich mit der Tüte in der Hand zum Campingtisch und lasse mich auf meinen Klappsessel fallen. - Alles Zeit, die mir verlorengeht. „Was ist denn?“

Mein Vater kommt gleich zum Punkt „Pascal war vorhin da und hat mir erzählt, dass der junge Mann, der dich da am Bühnenrand umarmt hat ein stadtbekannter Dealer ist.“

„Und, woher will Pascal das wissen?“ Dank Didier bin ich ja vorbereitet und kann ganz cool antworten.

Mein Vater schaut mich etwas irritiert an, anscheinend hat er mit einer anderen Reaktion gerechnet. „Äh?“

„Papa, traust du mir wirklich zu, dass ich mich mit einem Dealer einlasse? Ich will nur an diesem Wettbewerb teilnehmen und was Diego betrifft, er ist ein gut aussehender, netter Junge, der mich mag und ich mag ihn, mehr nicht.“

„Du weißt, wie er heißt?“ Papa runzelt die Stirn und schaut mich erstaunt an.

„Ja meinst du, ich lasse mir von jedem x-beliebigen Typen gleich einen Kuss aufdrücken?“

„Äh, nein, aber was weißt du denn sonst noch über ihn?“ Papa lässt nicht locker.

Es wird Zeit, dieses Gespräch zu beenden, wenn ich überhaupt noch eine Chance haben will, den Shuttlebus zu erreichen. „Nicht viel“, gebe ich zu, „aber eines weiß ich ganz bestimmt: Diego hat nichts mit Drogen zu tun! Und wenn Pascal so etwas behauptet, dann kann es nur deswegen sein, weil er eifersüchtig auf Diego ist, obwohl ich eigentlich nicht weiß, warum.“

Mein Vater zieht die Augenbrauen zusammen und schaut an mir vorbei. Was ist denn jetzt? Aber plötzlich höre ich Pascals wütende Stimme hinter mir: „Dass du mit Alain rummachst, das geht ja gerade noch, aber dass du jetzt auch noch was mit solchen schmierigen Typen anfängst, das ist doch nicht normal!“

„Rummachen?“ Ich fahre zu Pascal herum, der mit hochrotem Kopf und wütend blitzenden Augen schräg hinter mir aufgetaucht ist. „Hast du sie nicht mehr alle beisammen? Im letzten Jahr habe ich mit Alain hier bei der Kinderdisco getanzt, das war alles. Hättest du auch haben können, aber du tanzt ja nicht. Und außerdem, was geht dich das wohl an, mit wem ich mich sonst so treffe?“

„Dann pass mal gut auf, was ich dir zu sagen habe, du scheinst es ja nicht mitgekriegt zu haben!“

„Na was? Da bin ich aber mal gespannt.“

Pascal zieht die Luft ein und regt sich so auf, dass ihm beim Reden ein Sprühregen von Spucketröpfchen von den Lippen spritzt: „Dieser Spanier oder was, den du da in aller Öffentlichkeit abgeknutscht hast, war gestern Abend bei Barnabé und rate mal, wer bei ihm gesessen hat?“ Triumphierend blitzt er mich an. Auch mein Vater schaut mit einem Mal ganz aufmerksam.

Oh oh, wie komme ich aus dieser Nummer bloß wieder raus? Schweigend warte ich, dass Pascal mit seinen Enthüllungen fortfährt, aber der steht nur da und grinst.

„Ja nun, sollen wir jetzt raten, oder was?“ Auch mein Vater möchte diesen Auftritt wohl so schnell wie möglich beenden. Das gibt mir ein wenig Hoffnung.

„Das war dieser schmierige Typ, der vorhin die Schlägerei angefangen hat, der mit dem schwarzen Geländewagen.“ Triumphierend nickt er mit dem Kopf.

Was für eine Schlägerei? Von was redet der? Aber mein Vater scheint davon zu wissen. Er schaut erst Pascal erstaunt und dann mich fragend an.

Wieder rettet mich Didier, was ist nur mit ihm los? Ich könnte ihn knutschen. Er hat die ganze Zeit abseits auf dem Boden gesessen und anscheinend völlig verträumt mit seinem Schaufelbagger herumgespielt. „Dann weißt du ja sicher auch, dass sie sich gestritten haben?“ Unschuldig schaut er zu Pascal auf.

Pascal fährt zu ihm herum. „Woher willst du denn das wissen, du kleiner Blödmann?“ faucht er Didier an.

„Na, na, na Pascal, bitte ja, beherrsch dich mal ein bisschen.“ Mein Vater weiß wohl auch nicht so recht, was er von Pascals Auftritt zu halten hat. „Woher weißt du das, Didier?“

„Weil ich hinter dem kleinen Hund hergelaufen bin. Hinter dem Dusty. Da habe ich mitgekriegt, dass sie sich gezankt haben. Die waren richtig grimmig miteinander. Der Langhaarige ist ganz wütend weggegangen.“

„Streit unter Dealern!“, triumphiert Pascal. „Sag ich’s doch!“

„Schluss jetzt!“ Mein Vater wird nur selten laut, aber jetzt ist es so weit. „Du siehst wohl überall nur noch Gespenster: Der ist ein Dealer - der andere auch - dein Bruder hat was mit Lana – du schnauzt Didier an ... Es reicht nun! Du gehst jetzt besser!“

Man kann förmlich sehen, wie eine Welle blanker Wut durch Pascals Körper rast, und für einen Moment fürchte ich ernsthaft, er könnte auf meinen Vater losgehen, aber dann dreht er sich ruckartig um. „Macht doch, was ihr wollt!“ Wütend stapft er davon.

Didier grinst hinter ihm her und schaut mich dann zufrieden an. Ich grinse zurück. Diese plötzliche Eintracht zwischen uns ist schon mehr als unheimlich.

„Und dem Spinner habe ich zuerst sogar geglaubt. Tut mir Leid, Kleines.“ Nachdenklich schaut Papa mich an. „Na gut!“ sagt er schließlich. „Ich glaube dir. Ich vertraue dir!“

„Also darf ich heute Abend mitmachen?“ das ist im Moment alles, was mich interessiert. Über diesen idiotischen Pascal denke ich später nach.

Papa überlegt und reibt sich das Kinn. „Na gut, ja.“ Er nickt und schaut mich dabei ernst an. „Aber pass auf deine Drinks auf, nicht das dir jemand KO–Tropfen rein tut.“ Er sieht mich besorgt an.

„Papa, das ist eine Miss-Wahl und keine Wahl zum Go-Go Girl des Jahres. Ich werde schon auf mich aufpassen!“ Langsam reicht’s! Bin ich ein kleines Kind oder was?

In größter Eile kommt Pauline angelaufen und bleibt schnaufend vor uns stehen. Atemlos verkündet sie, „Der Shuttlebus, Lana sie warten auf dich!“

Na toll, jetzt kann ich das Ganze sowieso vergessen, wie soll ich das jetzt noch schaffen? Von ganz allein knallt meine Faust auf die Armlehne des Stuhls. Das war’s! Danke Pascal!

Zu meinem Erstaunen erhebt sich Papa entschlossen und sagt zu Pauline: „Sag Bescheid, dass Lana nachkommt, ich bringe sie hin!“

„Gut, mache ich!“ Pauline nickt und eilt in Richtung Ausgang, während ich Papa ganz erstaunt ansehe. Er grinst mich an. „Na was, Miss Teen Beach? Nun mach dich endlich mal fertig, ich fahre dich.“

Manchmal sind Eltern wirklich sonderbar!

Während wir uns auf der überfüllten Küstenstraße zum Les Sables durchkämpfen, denke ich darüber nach, warum Pascal meinem Vater solche Lügenmärchen erzählt haben könnte.

Pascal war schon immer eher langsam und ernst. Besonders im Vergleich zu seinem hübschen, charmanten Bruder. Meist wirkt er unbeholfen und plump, aber auch irgendwie tückisch. Ich kann mich erinnern, wie er Alain mal mit acht Jahren von hinten eine Sandschippe über den Kopf gehauen und ihn verprügelt hat, nur weil der mit mir spielen wollte.

Ich mochte Alain schon immer lieber, mit dem ist alles so einfach, unkompliziert und lustig. Bei Pascal dagegen muss man immer auf der Hut sein.

Und das ist bis heute so geblieben. Man weiß nie, mit welchen merkwürdigen Reaktionen man bei ihm rechnen muss. Das hat er ja nun heute auch wieder bewiesen. Er ist so unbeherrscht. Und jetzt ist er wohl auch noch eifersüchtig wegen mir, na toll! Echt beruhigend, vor allem bei jemandem, der uns letztes Jahr mit größter Belustigung erzählt hat, wie einer seiner Freunde sich eines alten, kranken Hamsters entledigt hat. Er hatte ihn in eine Pappschachtel gesteckt und mehrfach mit dem Roller überfahren. Pascal fand das total lustig. Während er diese Abscheulichkeit erzählte, hat er vor Vergnügen gegluckst und überhaupt nicht kapiert, warum ich sauer geworden bin.

Und da macht sich Papa über Diego Gedanken? Pascal ist doch wohl eher ne tickende Zeitbombe!

Gesamtausgabe der

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